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Musik wie ein DammbruchHeddinghausener Orchester erfüllte hohe Erwartungen

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Enorme Bandbreite prägte wieder den symphonischen Sound des von Thomas Schäfer geleisteten Orchesters.

Enorme Bandbreite prägte wieder den symphonischen Sound des von Thomas Schäfer geleisteten Orchesters.

Nümbrecht – Die Frühlingskonzerte des Musikvereins Heddinghausen sind immer ausverkauft. Aber dass es jetzt sogar eine Warteliste für die Tickets gibt, hat auch den Orchestervorsitzenden Arwid Strang überrascht. 1100 Besucher also in der sommerheißen GWN-Arena, altersgemischt und begeistert vom ersten bis zum letzten Ton nach einem drei Stunden langen Gute-Laune-Konzert.

Es dirigierten Thomas Schäfer und erstmals Marco Fischdick, der jetzt das Jugendorchester leitet und Schäfer damit Entlastung verschafft. Der bekannte Chorleiter war früher Schlagzeuger beim Musikverein. Nah dem ruhigen Segens-Choral „Benediction“ (J. Stevens) übernahmen die Brüder Jonas und Steffen Goße (Chronist und Kassierer im verjüngten Vorstand) die Moderation. Zur versprochenen „Bandbreite der symphonischen Blasmusik“ gehört der Militärmarsch: „Eherne Wehr“ war ein überzeugendes Beispiel mit den führenden Tenorhörnern und strahlenden Flöten. Getragen wurde dieses – und alle – Stücke von der unerschütterlichen und präzisen Schlagwerks-Arbeit. Fabian Seimens Schlagzeug-Solo im Tiger-Rag holte Sonderapplaus.

Tolle Klanglandschaften

Eines der Highlights war „Utopia“ (J. de Haan). Man wusste nicht, wo man zuerst hinhören sollte: Musik aus 74 Instrumenten strömte in den Saal, als wären Dämme gebrochen. Dann verzweigte sie sich in Klang-Landschaften von der Prärie bis nach Asien. Alle Register kamen zu ihrem Recht, man hörte aufeinander: Von so einem Orchester muss der Komponist beim Schreiben geträumt haben. Anhaltender Applaus.

Den gab es auch für Lisa Maria Papert (15) und ihr bluesiges Posaunen-Solo, für das sich das Orchester in eine Bigband verwandelte. Sogar Oper geht: In „Nabucco“ glaubte man die Stimmen der Gefangenen zu hören.

Vor der Pause bewies das Jugendorchester, moderiert von Yannik Neßhöfer und Jonas Roth, seine Talente. Marco Fischdick hatte mit Musik aus „Skyfall“ und von Kiss („I Was Made for Loving You“) prächtige Popstücke ausgesucht, die von der Jugend mit Bravour gemeistert wurden. Bei der Ausbildung komme auf zwei bis drei Schüler ein Instrumentallehrer, erzählte er in der Pause. Das sind 22 Ehrenamtler, die jeden Freitag mit den jungen Leuten trainieren. „Ein großer Zusammenhalt und tolle Stimmung in der Gruppe!“ Das Ergebnis: Der Saal jubelte.

„Was war das denn?“ Irritierte Zuhörer rieben sich die Augen. Hatten sie da Pferde über die Bühne jagen hören? Und wo kamen die Western-Streicher her, im Morricone-Sound?

Fünf Ohrwürmer aus den 80ern in einem mitreißenden Medley schlossen das Programm – vor den fälligen Zugaben. Nach diesem Konzert kann man es kaum erwarten: Wann ist wieder Frühlingsanfang?

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