Neue AusstellungSchloss Homburg stellt Erfinder Leonardo da Vinci vor

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Leonardo entwarf  als Auftragsarbeit sogar Kriegsgerät.

Leonardo entwarf  als Auftragsarbeit sogar Kriegsgerät.

Nümbrecht – Die Mona Lisa kennt jeder. Doch nur wenige wissen, dass Leonardo da Vinci weit mehr als nur große Kunst geschaffen hat. Der Italiener hat Maschinen konstruiert, Bauwerke erdacht und die menschliche Anatomie erforscht – und war seiner Zeit damit weit voraus. Ab heute lädt das Museum und Forum Schloss Homburg in Nümbrecht dazu ein, den Erfinder und Wissenschaftler Leonardo da Vinci kennenzulernen. Bis Mitte Mai sind die Neue Orangerie und der White Cube gleichsam die Werkstatt des genialen Italieners.

Da Vincis geniale Erfindungen wurden für die Ausstellung nachgebaut – wie das Automobil, um das sich (v.l.) Museumschefin Gudrun Sievers-Flägel, Kreisdirektor Klaus Grootens, Kunsthistorikerin Jana Kende, Kerstin von Scheidt vom Bildungsnetzwerk und Yannick Bucklitsch von Metabolon in der Neuen Orangerie gruppieren.

Da Vincis geniale Erfindungen wurden für die Ausstellung nachgebaut – wie das Automobil, um das sich (v.l.) Museumschefin Gudrun Sievers-Flägel, Kreisdirektor Klaus Grootens, Kunsthistorikerin Jana Kende, Kerstin von Scheidt vom Bildungsnetzwerk und Yannick Bucklitsch von Metabolon in der Neuen Orangerie gruppieren.

Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung durften die Kinder der Brüchermühler Johanniter-Kindertagesstätte die Ausstellung bereits entdecken. Sie testeten die Erfinderwerkstatt im White Cube und bastelten dort Fallschirme, die sie später von der Schlossmauer warfen. Mick (5) wusste natürlich, dass Leonardo „ein Künstler und Sachen-Erfinder war“.

Da Vincis Leichenschau in Zeichnungen

Dass die neue Sonderausstellung ein Erlebnis für Klein und Groß ist, kündigte Museumschefin Dr. Gudrun Sievers-Flägel gemeinsam mit Kreisdirektor Klaus Grootens an. Die vorige Schau Plastic Fantastic habe die Innovationskraft der oberbergischen Kunststoffbranche gezeigt, erinnerte Grootens: „Daran knüpft der innovative Leonardo nahtlos an.“ Das Kreismuseum hat die im Jahr 2000 konzipierte Ausstellung vom Institut für Kulturaustausch in Tübingen nach Nümbrecht geholt. Kunsthistorikerin Jana Kende berichtete, dass die Schau sogar schon Menschen in Griechenland, Bulgarien und der Schweiz begeistert habe.

Kende stellte da Vinci vor. Im Jahr 1452 im Ort Vinci bei Florenz geboren, hatte der Junge keinen leichten Start. Als unehelicher Sohn konnte er keine klassische Ausbildung genießen, sondern wurde interdisziplinär erzogen. Diese Tatsache und die Zeit der Renaissance mit ihren großen Entdeckungen und Umbrüchen habe da Vincis Geist offenbar beflügelt, sagte Kende. Die Mechanik und wie der Mensch von ihr profitieren kann, war da Vincis zentrales Thema bis zu seinem Tod im Jahr 1519.

Fluggeräte waren ein wiederkehrendes Element in seinen Entwürfen.

Fluggeräte waren ein wiederkehrendes Element in seinen Entwürfen.

Wer die Neue Orangerie im Schloss betritt, der erhält eine Ahnung, welch großer Geist da Vinci war. An der Decke hängen Fluggeräte und an den Wänden mehr als hundert Zeichnungen des Maestros. Es sind seltene Faksimiles, also Nachbildungen da Vincis Zeichnungen, die in den 1960er Jahren in großer Zahl aufgetaucht sind. Zu sehen sind unter anderem anatomische Studien, für die da Vinci mindestens 30 Leichname seziert haben soll – obwohl das damals verboten war. Daneben sind Modelle, etwa von Brücken, einer doppelwandigen Schiffswand, einer hydraulisch angetriebenen Schraube und eines Automobils. Am Ende des Raum steht eine große Zentrifuge, auf der Besucher ihre Runden drehen dürfen. Sie stammt vom Künstler Christian Engelmann, der sich beim Bau von Leonardo hat inspirieren lassen. Medienterminals geben vertiefende Infos.

Der White Cube zeigt da Vincis Auftragsarbeiten für kriegerische Fürstenhäuser: Obwohl er sich als Pazifist bezeichnete, konstruierte er Wehrtechnik, wie einen Panzer und Kanonen. In seiner Zeit konnte da Vinci beinahe alles.

Das Rahmenprogramm

Begleitet wird die Ausstellung „Leonardo da Vinci – Erfinder und Wissenschaftler“ von viel Programm. Bei einstündigen Führungen erfahren die Besucher mehr über sein Leben. Für Erwachsenengruppen kosten sie zuzüglich des Eintritts wochentags 40 Euro, am Wochenende 50 Euro. Schülergruppen zahlen 30/35 Euro. Eigene eineinhalbstündige Führungen, bei denen das Ertasten der Modelle erlaubt ist, gibt es für Sehbehinderte (50/60 Euro). Die Kulturhappen-Führungen mit kleinem Imbiss finden an den Sonntagen, 18. März und 29. April, jeweils ab 12 Uhr statt. Sie kosten zehn Euro.

In einer Erfinderwerkstatt kann Klein und Groß da Vincis Konstruktionen nachbauen, etwa ein kleines Katapult und einen Fallschirm. Mit letzterem können die Bastler bei einem Videowettbewerb teilnehmen: Die Fallschirme sollen an außergewöhnlichen Orten im Flugeinsatz gefilmt werden. Das beste Video wird prämiert.

„Crazy Machines“ ist ein Osterferien-Workshop betitelt, der in Kooperation mit dem Kreisbildungsbüro am Donnerstag, 5. April, von 10 bis 17 Uhr für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren angeboten wird. Dabei wird eine Nonsense-Maschine gebaut. Einen kostenlosen Ferienspaß bietet das „Haus der kleinen Forscher“ auf Metabolon an: Fortbewegung an Land, in der Luft und im Wasser ist Thema am 27. März und 4. April. Um Brücken und Türme geht’s am 28. März und 6. April: Treffpunkt ist das Energiekompetenzzentrum Metabolon, von dort geht’s nach Schloss Homburg. Anmeldung unter V (0 22 63) 80 55 34. Mit Metabolon werden jeweils dienstags zudem Aktionstage für Schulklassen angeboten.

Leonardos 566. Geburtstag wird am Sonntag, 15. April, ab 14 Uhr mit einer öffentlichen Führung gefeiert. Am Internationalen Museumstag am Sonntag, 13. Mai, findet die Finissage mit einem Familientag und vielen Aktionen statt.

Anmeldungen zu den Führungen und weitere Informationen gibt es im Schloss Homburg bei Museumspädagogin Miriam klein, telefonisch unter V (0 22 93) 9101-18 oder per E-Mail: muspaed@obk.de.

www.schloss-homburg.de

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