Plötzlich DüsseldorferFamilie aus Ödinghausen zieht für WDR-Projekt an den Rhein

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Mit Tochter Mathilda (2) leben Anke Grünke und Markus Vyge eigentlich in Nümbrecht-Ödinghausen.

Mit Tochter Mathilda (2) leben Anke Grünke und Markus Vyge eigentlich in Nümbrecht-Ödinghausen.

Ödinghausen – Fremde brutzeln in der trauten Küche, lümmeln sich auf dem Sofa im Wohnzimmer, räkeln sich auf den Sonnenliegen im Garten und schlummern gar im Ehebett. Vier Wochen lang sind sie zu Hause im eigenen Zuhause. Für viele unvorstellbar. Nicht aber für Anke Grünke und Markus Vyge. Denn sie haben es getan. Sie haben ihr Heim in der idyllischen Nümbrechter Ortschaft Ödinghausen hergegeben und dafür eine andere Wohnung bekommen.

Mit Tochter Mathilda (2) ist das Paar nach Düsseldorf ausgewandert – nicht für immer, nur für vier Wochen. Weil der Westdeutsche Rundfunk es so wollte: Am kommenden Mittwoch, 19. September, strahlt der Sender den zweiten Teil seiner Serie „Das Experiment: Stadt – Land – Frust – Wo lebe ich am besten?“ aus. In dieser Episode tauschen eben Städter ihr Zuhause mit Leuten vom Land. Und umgekehrt.

Von 130 auf 59 Quadratmeter schrumpft dabei der Wohnraum der Ödinghauser Familie. „Dafür bekamen wir jedoch ein Wahnsinnspanorama“, schwärmt Anke Grünke (43), Versicherungsfachangestellte bei einem Leverkusener Unternehmen, von der Bleibe auf Zeit im Düsseldorfer Altbau. „Leider ohne Terrasse oder wenigstens einen Balkon.“

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Das Haus steht nämlich mitten im Stadtteil Unterbilk in der Nähe der Rheinkniebrücke. Vor den Fenstern fließt der Rhein, leuchtend grüßt abends der Rheinturm, nah ist die Carlstadt mit dem riesigen, täglichen Markt und auch die Altstadt verführt zu Altbier und Speisen aus aller Welt. „Das war schon wie Urlaub. Wir waren oft versucht, mehr Geld auszugeben als hier bei uns zu Hause“, gibt Grünke zu. Sie gesteht aber: „Eigentlich hatten wir ja auf Köln gehofft.“ Gedreht wurde übrigens im Mai.

Das Ausgehen und die Freizeit haben Markus Vyge ebenfalls gefallen. Der 41-Jährige arbeitet bei der Bau- und Entwicklungsgesellschaft der Gemeinde Nümbrecht als Hausverwalter. „Allerdings mussten wir bei der Suche nach einem Parkplatz x-mal um den Block fahren“, erinnert er sich. „Angenehm war dagegen, dass wir das Auto eigentlich nicht mehr brauchten, hatten wir es mal abgestellt.“

Das Umsteigen auf die Straßenbahn ist der Familie leicht gefallen, auch wenn es zudem wohl die größte Umstellung im Alltag gewesen sei. „Wir mussten mit der Bahn auch zum nächsten Spielplatz fahren, das ist in Ödinghausen anders: Tür auf, Kind raus“, schildert Vyge und blickt in den üppigen Garten. Dass der mit gut 1000 Quadratmetern etwas größer ausfällt, bekam das Düsseldorfer Paar, 32 und 35 Jahre alt, zu spüren, nachdem es in dem Nümbrechter Weiler Quartier bezogen hatte: Um die beiden ein bisschen zu knechten, habe der WDR bloß einen mechanischen Rasenmäher bereitgestellt, verrät Vyge und schmunzelt. Seine Liebe zu Nümbrecht zeigt er auch auf einem T-Shirt: Die Wahrzeichen der Gemeinde zieren, Orange auf Blau, seine Brust. „Schade fanden wir es aber, dass wir die beiden Düsseldorfer nur kurz bei der Schlüsselübergabe und noch einmal in Holsteins Mühle gesehen haben“, bedauert Vyge.

Zustande gekommen war der Kontakt zu seiner Familie zunächst über die Kreisverwaltung und später über ein Rundschreiben der Koordinierungsstelle für das Leader-Programm. Anke Grünke blickt zurück: „Wir haben keine fünf Minuten überlegt, ob wir da mitmachen. Hauptsache, eine seriöse Sendung.“

Über den Inhalt der Ausstrahlung, die am Mittwoch um 21 Uhr beginnt, dürfen die Ödinghauser nicht viel verraten. „Denn wir haben doch so einige Überraschungen erlebt“, berichtet Markus Vyge und denkt etwa an die Einträge ins Haushaltsbuch, die das Paar vorzunehmen hatte. Begeistert hat die Familie nicht nur die große Dichte an schönen Plätzen für die Freizeit, sondern auch, „dass in einem Radius von nur einem Kilometer alles zu haben war, das man für den Alltag braucht“. Ob die Drei sich vorstellen können, mal ganz in die Großstadt zu ziehen? „Warum nicht?“, sagt Vyge. Doch er schränkt sofort ein: „Aber nicht, so lange Mathilda noch klein ist.“

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