Termintipp zum WochenendeMittelaltermarkt lockt tausende Besucher nach Nümbrecht

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Wenn Fabula aufspielt, lässt Jongleur Lupus die Keulen fliegen und die Marktbesucher tanzen.

Wenn Fabula aufspielt, lässt Jongleur Lupus die Keulen fliegen und die Marktbesucher tanzen.

Nümbrecht – Wenn Papa galoppieren soll, gibt es einen leichten Tritt in die Rippen. Und soll er stoppen, zieht ihm der kleine Recke an den Ohren. Unterhalb von Schloss Homburg geht ein skurriler Wettkampf in die Endrunde, dort werden Väter zu Rössern: Denn dreikäsehohe Ritter sitzen ihnen beim Ringreiten auf den Schultern und zielen mit stumpfen Lanzen auf jene Holzreifen, die Büttel Molinarius da hochhält. Denn auf dem Nümbrechter Schlossgelände ist das Mittelalter ausgebrochen – am vergangenen Mittwoch hat es begonnen, am kommenden Wochenende geht es weiter.

Und wer will, der kann für immer in die vergangenen Zeiten abtauchen: „Leibsklave und Küchenhilfe gesucht auf Lebenszeit“: Ein Stellenangebot prangt an einem der Zelte, ausgeschrieben hat es Kunstschmied Jürgen Petry. Der wundert sich: „Viele Leute glauben heute tatsächlich, dass der Stahl aus der Erde kommt.“ In Nümbrecht zeigt der Mann aus Burbach, dass dem nicht so ist. Immer wieder feuert er die Esse an und zeigt staunenden Besuchern, wie man Knoten in glühendes Eisen schlingt. Nebenan sitzt seine Freundin Anke Grüdelbach und bringt filigrane Muster in Lederhäute – erst mit einem Messer, dann mit kleinen Stempel. Sie fertigt Taschen und andere Gebrauchsgegenstände.

Seit 1981 schon bringt Kumpaney Kramer Zunft und Kurtzweyl das Mittelalter jährlich in die Schlossgemeinde. „Für uns ist das der Start in die Saison“, sagt Büttel Molinarius, der gemeinsam mit Herold Sen Pusterbalg morgens das kunterbunte Markttreiben eröffnet und am Abend mit seinen Rufen dann auch beendet. Fast 10 000 Besucher zähle das Spektakel sicher, sagt Molinarius. „Denn die Menschen genießen es, mal die Gegenwart zu vergessen.“ Dafür sorgen Spielmannsleute, Puppenspieler und Theatervolk, Gaukler und Jongleure, Händler und Handwerker, Ritter und Räuber – mehr als 100 illustre Gestalten aus der Vergangenheit zählt die Kumpaney. „Früher hatten wir hier sogar Hexenverbrennungen“, erinnert sich der hünenhafte Büttel. „Kamen aber nicht so gut an.“ Viele Kinder hätten Angst bekommen. Dazu gibt es heute eben Unterhaltung reichlich wie eben Ringreiten – aber nicht selten hat solche Kurzweil einen stolzen Preis.

Blick in die Zukunft in der Liebe zur Vergangenheit

Zum ersten Mal dabei ist Andrea Fyderich. Sie weiß als andere: Als Wahrsagerin legt Fyderich den Neugierigen die Tarotkarten und wirft die Runen. „Liebe, Geld, Arbeit, darum geht es immer“, sagt die Frau aus Westerstede. Sie liebe das Mittelalter, das Pure jener Zeit, die Abwesenheit von Maschinen – wie zum Beispiel bei „Allerley Kreyseley“: Gegenüber dreht sich das schwere Holzkarussell nur mit Muskelkraft. Und erneut sind es starke Väter, die sich da ächzend in die Kurbeln stemmen.

Mit dem Pendelbus zum Schloss

Der Mittelaltermarkt auf Schloss Homburg beginnt am Wochenende jeweils um 11 Uhr, er endet am Samstag um 21 Uhr und am Sonntag um 19 Uhr.

Die Schlossstraße ist komplett gesperrt. Parkplätze sind in Nümbrecht ausgewiesen. Besucher erreichen das Gelände mit kostenlosen Pendelbussen im 20-Minuten-Takt ab dem Schulzentrum, ab Parkplatz Otto-Kaufmann-Straße sowie von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall, Bitzenweg 15. Am Auftakttag waren die Busse aber rappelvoll. Geduld ist also gefragt. Der Eintritt kostet sieben, ermäßigt drei Euro (Kinder unter Schwertmaß frei). (höh)

Dass es im Mittelalter auch sehr viel Leid gegeben hat, dass will die Kumpaney nicht verschweigen, ganz im Gegenteil. Am Samstag erinnern die Mittelaltermimen etwa an den Schwarzen Tod: Ab 20.45 Uhr schreitet der Pestzug über das Schlossgelände – gleich nach dem Abendkonzert der Gruppe Fabula mit wuchtiger Musik im mittleren Schlosshof (ab 20 Uhr).

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