Nümbrechter Jung-PolitikerDie Zukunftsvisionen von Jan Köstering

Lesezeit 3 Minuten
Jan Köstering (22) ist Kreisverbandssprecher der Linken Oberberg. Er liebäugelt mit einem Kreistagsmandat.

Jan Köstering (22) ist Kreisverbandssprecher der Linken Oberberg. Er liebäugelt mit einem Kreistagsmandat.

  • Jan Köstering hat Spaß daran, die Gesellschaft zu gestalten.
  • Der Jung-Politiker macht eine Ausbildung in einem Handwerksberuf, liebäugelt allerdings mit einer Karriere in der Politik.
  • Das sind die Zukunftsvisionen des 22-Jährigen.

Nümbrecht – „Es macht Spaß, die Gesellschaft zu gestalten und zu prägen, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Gespräch zu kommen und dabei sich selbst weiter zu entwickeln!“ Jan Köstering, der 22-jährige Kreisverbandssprecher der Linken Oberberg, sprüht vor Energie.

Begeisterung statt Politikverdrossenheit, Lust statt Parteienfrust. „Ich wurde zu Hause dazu erzogen, für meine Überzeugungen einzutreten“, sagt der Nümbrechter, der eine Ausbildung in einem Handwerksberuf macht und sich schon als Schülervertreter gern für andere eingesetzt hat.

Sigmar Gabriel war nicht links genug

Die SPD Sigmar Gabriels, mit der er sich anlässlich der Bundestagswahl 2017 inhaltlich auseinandersetzte, war ihm „nicht links genug“. Er wurde Mitglied der Linken. Ihm gefällt zum Beispiel, dass die Partei „keine Spenden von Unternehmen annimmt und damit frei von wirtschaftlichen Interessen ist und dass sie Auslandseinsätze der Bundeswehr ablehnt“. Im November 2018 wurde er zum Kreissprecher gewählt. „Es reicht mir nicht, zu wissen, was mir nicht gefällt, ich will versuchen, etwas zu bewirken.“

Auch was das Klima betrifft. „Ich war im Oktober 2018 am Tag, nachdem dort der erste Baum gefällt wurde, mit Freunden im Hambacher Forst“, erzählt er. „Da habe ich unter den Waldbewohnern eine derartige Solidarität erlebt bei dieser bunten Mischung von Menschen aller Altersgruppen und Geschlechter, die so menschlich miteinander umgegangen sind – das war wirklich eine gelebte Alternative.“

Spitze gegen die AfD

Ganz anders, als die Konsumgesellschaft, in der es Menschen gebe, die ihre Kinder nicht ernähren können, obwohl sie in zwei Jobs arbeiten. Visionen? Ja klar! Im Kleinen – er selbst kaufe zum Beispiel nicht jedes Jahr ein neues Smartphone und auch kein Billigfleisch im Supermarkt – „aber man braucht auch die große Stellschraube, um etwas zu verändern.“

Welche das sein könnte, darüber streitet er manchmal hart mit seinem Bruder Henrik Köstering, der sich als Sprecher der Grünen Jugend Oberberg engagiert. „Die AfD würde sagen, wir sind eine links-grün-versiffte Gutmenschenfamilie“, sagt er und lacht.

Ziel: Kreistag und Gemeinderat

In Sachen Klimaschutz und antifaschistischer Grundhaltung sei man sich durchaus einig, aber anders als die Grünen stelle er mit der Linken die Systemfrage: „Es kann keinen grünen Kapitalismus geben, das machen sich aber viele Grüne nicht klar.“

Zurzeit stünden die Zeichen aber eher auf Zusammenarbeit, meint er mit Blick auf die gemeinsame Kandidatin Tülay Durdu von SPD, Linken und Grünen für die Landratswahl. Er selbst möchte für den Kreistag kandidieren und sich um einen der ersten Listenplätze bewerben, ebenso für den Gemeinderat in Nümbrecht, wo Die Linke im Herbst erstmals antritt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Neben den Themen bezahlbarer Wohnraum, Klima und bedingungsloses Grundeinkommen will er sich für mehr Frauenhausplätze in Oberberg einsetzen, für mehr Unterstützung von Repaircafes und vor allem für eine noch konsequentere Haltung gegen rechts. Davon will sich der 22-jährige auch nicht durch Beschimpfungen und Anfeindungen abhalten lassen, wie er sie im Straßenwahlkampf vor der Europawahl erlebte.

Im Februar flogen Steine ins Fenster der Geschäftsstelle der Linken in Niederseßmar, 2017 wurde das Büro in Waldbröl beschossen. „Ich bin vorsichtig, weil ich auch an meine Familie denken muss. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und davon abhalten, meine elementaren Grundrechte auszuüben. Ich mache auf jeden Fall weiter!“, bekräftigt er. Weil ihm Politik so viel Spaß macht, könnte er sich vorstellen, dass ihn sein Weg später mal nach Düsseldorf, Berlin oder Brüssel führen könnte, wenn auch nicht unbedingt als Abgeordneter.

Rundschau abonnieren