„Immer online – Nie mehr alleine?“Den digitalen Alltag in die Schule holen

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Bei Michael Bednorz (r.) gab es weder fremde Kontinente noch die Geheimnisse lateinischer Grammatik zu entdecken, sondern die Feinheiten der auf vielen Smartphone installierten Foto- und Video-Tausch-App Instagram.

Bei Michael Bednorz (r.) gab es weder fremde Kontinente noch die Geheimnisse lateinischer Grammatik zu entdecken, sondern die Feinheiten der auf vielen Smartphone installierten Foto- und Video-Tausch-App Instagram.

Engelskirchen – YouTube statt Geodreieck, Bloggen statt Bio: Für die Siebtklässler des Engelskirchener Aggertalgymnasiums endete gestern das dreitägige Präventionsprojekt „Immer online – Nie mehr alleine?“ Von Dienstag bis Donnerstag drehte sich für die ganze Jahrgangsstufe während der Unterrichtszeit alles um die digitale Bildung.

„Bloggen, wie es dir gefällt“, hieß einer von vier entsprechenden Workshops. „Wir legen hier unseren eigenen Blog an“, erklärte ein Schüler, während er ein passendes Foto für die Blog-Titelseite suchte. Angeleitet wurden die Pennäler von Marlene Krursel. Die 24-jährige Schauspielerin („Alles was zählt“ , RTL) konnte aus eigener Erfahrung Tipps geben, auf was zu achten ist, wenn man sich auf einer der vielen Online-Plattformen aktiv mitteilen möchte. Die Schülerinnen und Schüler sind offenkundig interessiert, arbeiten eifrig mit.

In einem anderen Klassenraum steht Michael Bednorz vor den Siebtklässlern und berichtet über die Foto- und Video-Plattform Instagram – das Medium, das auch Marlene Krursel bevorzugt nutzt. Mit Blick auf die 12- und 13-Jährigen sagt sie: „Jeder hat heute ein Smartphone und Accounts.“ Deshalb sei es wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler zeitig mit den Kanälen auseinandersetzen.

Schulleiter Balthasar Rechner schaut nach, wie es mit der Erstellung der eigenen Blogs der Siebtklässler vorwärts geht.

Schulleiter Balthasar Rechner schaut nach, wie es mit der Erstellung der eigenen Blogs der Siebtklässler vorwärts geht.

Dass sich digitale Bildung zunehmend im schulischen Alltag widerspiegeln muss, ist für Balthasar Rechner eine ausgemachte Sache. Der Schulleiter des Aggertal-Gymnasiums in Engelskirchen weiß: „Der Umgang mit digitalen Medien nimmt in der Lebenswelt unserer Schülerinnen und Schüler zunehmend eine zentrale Rolle ein.“ Deshalb kam ihm das Angebot der in Bonn ansässigen BG3000 Service GmbH, eines der in diesem Jahr 50 geplanten „Digi Camps“ am ATG in Engelskirchen anzubieten, wie gerufen.

Denn bekanntlich lauern im Internet unterschiedlichste Gefahren, weshalb eine vorbeugende Herangehensweise sinnvoll erscheint. Da passt das auf Prävention ausgelegte Projekt „Immer online – Nie mehr alleine?“ perfekt ins Bild. Das sah man auch bei der Barmer so, die das Camp wie auch der Tüv Rheinland unterstützt hat. Barmer-Regionalgeschäftsführer Domenico Bertola sagte: „Wenn wir Heranwachsende gegen Cybermobbing, Internetsucht oder Sexting schützen möchten, müssen wir ihnen frühzeitig einen bewussten Umgang mit den Medien vermitteln.“ Schließlich biete die Digitalisierung zahlreiche Chancen für eine gesunde Lebensweise. Bei den drei Tagen soll es am ATG nicht bleiben. Hermann-Josef Pinner, Klassenlehrer der 7c, möchte beispielsweise im Rahmen des Eigenverantwortlichen Arbeitens die Erkenntnisse vertiefen.

Erste Früchte hatte das Camp aber schon am ersten Tag getragen, sagt Schulleiter Rechner: Er empfing die E-Mail eines Vaters, der die Rückmeldung gab, dass sein Kind noch am Dienstagabend die Sicherheitseinstellungen an allen internetfähig Geräten verbessert hatte – möglicherweise beeindruckt von der Vorführung eines Experten, der am ATG gezeigt hatte, wie relativ leicht jemand, der sich damit auskennt, sich Zugriff auf die Daten von vermeintlich sicheren Konten verschaffen kann.

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