Foto-Ausstellung in GummersbachJohannes Koslowski macht die Gitarre zum Star

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Auch vor dem Dom fotografierte der Künstler

Auch vor dem Dom fotografierte der Künstler

Rodt – Eine kleine, alte Gitarre auf dem Pflaster vor den Kölner Domtürmen, im Sumpf am Aggerufer, am Nordseestrand von Meereswellen überspült, und das alles mit der Kamera festgehalten – wer macht denn sowas? In einem Jahr hat Johannes Koslowski aus Marienheide-Rodt seine „Wandergitarre“ über 10 000 Mal in den unterschiedlichsten Situationen fotografiert – mal stimmungsvoll, mal völlig verrückt, aber immer mit ungewöhnlicher Perspektive. Ab heute stellt der Marienheider 19 der Bilder in der Mayerschen Buchhandlung in Gummersbach aus.

Dabei war dem 54-Jährigen aus Rodt das Fotografieren keineswegs in die Wiege gelegt: Bis vor fünf Jahren schleppte er als Postbote Pakete und Briefe. Nach zwei Rückenoperationen war es damit vorbei. Koslowski besann sich auf sein Hobby und gibt seitdem Klavier- und Gitarrenunterricht für Anfänger. Um sie einem Schüler zu leihen, erstand er eine gebrauchte Gitarre und merkte zu spät, dass sie sich immer wieder verstimmte.

In Bayern machte er auch mal Musik damit

Und dann hatte Koslowski ein drittes Mal Pech: Wegen einer schweren Kieferentzündung konnte er drei Wochen nicht sprechen und daher auch keinen Unterricht geben. „Wenn ich schon so lange den Mund halten musste, wollte ich wenigstens ein paar Fotos machen“, erzählt er.

Kurzerhand legte der Marienheide vor ziemlich genau einem Jahr die unmusikalische Gitarre aufs Eis der zugefrorenen Bruchertalsperre, drückte auf den Auslöser, stellte das Foto auf seine Internetseite – und bekam ein unverhofftes Echo. „Ich habe in den nächsten Tagen die Gitarre in Marienheide und Gummersbach überall hin geschleppt, habe sie in Geschäften zwischen Rosen, Brautkleidern und Äpfeln fotografiert.“ Natürlich musste das Instrument mit in den Urlaub, posierte vor Big Ben und der Tower Bridge. Auf einem anderen Bild fliegt sie als „Luftgitarre“ in den blauen Himmel. Die Zahl der Fans im Internet wuchs rasant, und das stachelte an zu immer neuen Ideen an.

Inzwischen macht Koslowski auch Videos mit seinen Fotos und selbstkomponierten Musikstücken wie den „Pfützen-Blues“, die er manchmal zusammen mit einigen seiner jugendlichen und erwachsenen Musikschüler aufnimmt und dann im Internet bei Youtube einstellt.

Kritik gibt es kaum, sagt Koslowski. Nur einmal am Strand habe ein älterer Herr geschimpft, so könne man doch mit einem Instrument nicht umgehen. Und manchmal seien die Passanten doch sehr verwundert: „Wenn ich in Köln mitten auf der Hohe Straße im dichten Gedränge mit Kamera und Gitarre auf dem Boden liege, dann möchten meine Kinder auf keinen Fall dabei sein.“

Was die kleine Wandergitarre schon alles aushalten musste! Einmal hat Koslowski für sie sogar sein Leben riskiert. „Da wollte ich sie in einer Klamm bei Berchtesgaden auf einem Felsen überm tosenden Wildbach fotografieren. Plötzlich kam sie ins Rutschen. Da musste ich mich blitzartig entscheiden: Entweder ich sehe sie nie mehr wieder oder ich springe hinterher.“ Er ist gesprungen – und hat es mit der Gitarre ans rettende Ufer geschafft. Ein bisschen ramponiert sieht sie inzwischen aus: „Aber als Fotostar ist sie viel berühmter, als wenn mit ihr Musik gemacht würde.“

Wird sie wirklich nie gespielt? Ein bisschen zögerlich zeigt Koslowski ein Foto, dass so ganz aus dem Rahmen seiner künstlerischen Bilder fällt. Da sitzt er mit zwei bayrischen Männern in krachledernen Hosen und Filzhüten auf einem Berg – und er zupft offensichtlich die kleine Wandergitarre. „Beim Jakobifest in den Alpen hatte wegen Sturmwarnung die eigentlich engagierte Blasmusikkapelle abgesagt, 300 Zuschauer warteten vergeblich.“ Da habe sein Pensionswirt das Akkordeon geschnappt und ihn gedrängt: „Johannes, du musst uns mit deiner Gitarre jetzt retten!“ Der Marienheider hat sich breitschlagen lassen zum ersten und einzigen Schuhplattler seines Lebens.

Wie es nach über 10 0000 Bildern weitergeht mit ihm und seinem saitenbespannten Model? „Ich habe immer noch neue Ideen, im Dezember im Schnee und gerade erst beim Hochwasser musste ich wieder Fotos machen“, schildert er. „Auf jeden Fall bleibe ich meiner Gitarre treu.“

Die Ausstellung ist von heute an bis zum 28. Februar montags bis freitags von 9.30 bis 19 Uhr sowie samstags bis 18 Uhr in der Mayerschen Buchhandlung, Kaiserstraße 20, 51643 Gummersbach, zu sehen.

www.gitarrenfoto.de

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