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InterviewOberbergs Juso-Vorsitzende Kim Schröter über die Groko

Lesezeit 4 Minuten
Eine Spaltung der SPD kann Kim Schröter nicht erkennen. Stattdessen freut sie sich über eine neue Bereitschaft zur sachlichen Auseinandersetzung: „Die Erneuerung ist nicht aufzuhalten.“

Eine Spaltung der SPD kann Kim Schröter nicht erkennen. Stattdessen freut sie sich über eine neue Bereitschaft zur sachlichen Auseinandersetzung: „Die Erneuerung ist nicht aufzuhalten.“

Oberberg – Kim Schröter ist neue Vorsitzende der Jusos Oberberg. Reiner Thies sprach mit   der 20-jährigen Studentin darüber, wie sich  die Groko-Debatte  auf die oberbergische Sozialdemokratie ausgewirkt hat.

Sie hatten sich im Vorfeld gegen die Groko ausgesprochen. Hat Sie die relativ deutliche Zustimmung von 66 Prozent überrascht?

Ich hatte mit einem Ja gerechnet, die Leute hatten Angst vor dem Monster Neuwahlen. Das war auch ein Grund für mich, mit Nein zu stimmen. Ich wollte die Nein-Seite stärken als Appell an den Bundesvorstand, dass sich etwas ändern muss. Ich denke, alle Jusos hätten sich ein knapperes Ergebnis gewünscht.

Zur Person

Kim Schröter (20) lebt in Wildbergerhütte und studiert Soziale Arbeit in Siegen. 2015 hat sie Abitur am Wiehler Bonhoeffer-Gymnasium gemacht. 2014 ist sie zu den Jusos gekommen, einige Monate später der SPD beigetreten. Vor einer Woche wurde sie zur Vorsitzenden der Jusos Oberberg gewählt. Vorgänger Benjamin Stamm amtiert nun als Schriftführer, Vizevorsitzende sind Conrad Quandt und Robin Mantsch. die Beisitzer heißen Jonas Steppat, Santo Franke, Kathrin Grüttgen, Kai Uwe Gregor, Hendrik Buchholz und Thorben Peping. Die Jusos Oberberg haben 156 Mitglieder. (tie)

Wie ist das Ergebnis in den Reihen der oberbergischen Jusos aufgenommen worden? Wird es Austritte geben?

Einer unserer besten Leute hat tatsächlich seinen Austritt erklärt. Er war seit sechs Jahren dabei, ist ernüchtert und will seine Zeit jetzt in andere Ehrenämter investieren. Das ist schade. Viele andere haben dagegen ein neues Selbstbewusstsein gewonnen, weil sie gesehen haben: Man kann die Partei verändern. Die in der SPD Oberberg angestoßene Diskussion wird nicht aufhören. Die beste Zeit, in die SPD einzutreten, ist jetzt. Es kommt Schwung in die Sache. Es war viel von Spaltung die Rede, ich erlebe das ganz anders. Es gibt keine Anfeindungen, sondern ein sachliches Abwägen von Argumenten. Ich habe erst im Januar meine Mutter in die Partei geholt, obwohl sie mit Ja stimmen wollte. Ihr Hauptargument war: „Wenn wir nicht Europa stabilisieren, dann ist es aus.“ Das ist natürlich ein starkes Argument.

War die Groko-Frage auch ein Generationenkonflikt?

Das kann man so einfach nicht sagen. Bei einer Diskussion im Reichshof ist ein älterer Herr aufgestanden und hat zu uns gesagt: „Ihr habt mich überzeugt.“ Aber natürlich fällt bei gewissen Argumenten das Alter mehr ins Gewicht. Als junger Mensch geht man mit anderen Erwartungen an die Politik heran. Man will mehr. Den Jusos geht der Koalitionsvertrag nicht weit genug. Statt einer Vision gibt es nur eine Pflasterpolitik, mit der man Löcher stopfen will. Viele ältere Parteimitglieder bekommen feuchte Augen, wenn sie an Willy Brandt denken. Damals hat es mehr Spaß gemacht, in der SPD zu sein. Für uns gilt: Jetzt erst recht. Es nicht Frau Merkels Schuld, dass die SPD Stimmen verloren hat. Die Sozialdemokraten müssen wieder eine Vision haben.

Und braucht die SPD auch neue Gesichter? Neue Minister? Soll Sigmar Gabriel wieder ins Außenamt?

Man kann nicht mal eben alle Parteispitzen austauschen. Muss man auch nicht. Ich halte beispielsweise viel von Malu Dreyer. Es wäre wichtig, dass die Jusos mehr Einfluss im Bundesvorstand bekommen. Und was Sigmar betrifft, wie ich ihn ja als Genossin nennen darf: Er hat sich sein Loch selbst gegraben und in der SPD Vertrauen verspielt. Und man darf die vielen Waffengeschäfte nicht vergessen, die er genehmigt hat.

Was halten Sie von der designierten Parteichefin?

Ich erwarte von Andrea Nahles etwas mehr Taktgefühl. Wenn sie Ausdrücke wie „auf die Fresse“ benutzt, finden die Leute das nicht witzig. Es ist taktisch klüger, wenn man seine politische Leidenschaft in Bahnen lenkt, statt ins Mikrofon zu brüllen.

Ihr Bundesvorsitzender Kevin Kühnert hat angekündigt, dass er der Partei weiter „aufs Dach steigen“ will. Wie geht es weiter mit den Jusos in Oberberg?

Die Erneuerung der SPD ist nicht mehr aufzuhalten. Mein wichtigstes Ziel ist es, Jugendliche für die Politik zu begeistern. Und zwar nicht unbedingt für die SPD. Sie sollen eine Wahl treffen, die ihre Interessen widerspiegelt. Alle Parteien lechzen nach jungen Leuten. Das Schlimmste ist, wenn Jugendliche sagen: „Ist doch alles egal, das bringt doch eh alles nichts.“

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