Mehr FlächeHolz Richter will in Klause V erweitern, aber nicht sofort

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Das Industriegebiet Klause (rechts) und die geplante Erweiterung (Mitte) zeigt unter anderem die bestehende, große Lagerhalle von Holz Richter und den geplanten Neubau im Abschnitt Klause V.

Das Industriegebiet Klause (rechts) und die geplante Erweiterung (Mitte) zeigt unter anderem die bestehende, große Lagerhalle von Holz Richter und den geplanten Neubau im Abschnitt Klause V.

Lindlar – Die Diskussion um die Erweiterung des Industriegebiets Klause - Anita Richter und Dr. Markus Richter verfolgen sie genau. Die beiden Geschäftsführer der Holz Richter GmbH haben alle Zeitungsartikel und Leserbriefe zum Thema fein säuberlich abgeheftet.

Rund 20 Firmen, so die Gemeinde Lindlar, möchten in Klause V bauen. Dazu zählen die Lang AG, die ihre Erweiterungspläne von Beginn an öffentlich gemacht hat, und Holz Richter. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutern die Geschäftsführer erstmals Einzelheiten und Hintergründe. „Meine Eltern haben das Unternehmen Holz Richter 1959 gegründet“, erklärt Dr. Markus Richter. Aus kleinen Anfängen sei die Firma stetig gewachsen, derzeit beschäftige man 280 Mitarbeiter. Damit verbunden sei ein Flächenbedarf, denn der Holz- und Baustoffhandel benötige nun einmal große Lagerflächen. Hochregallager seien zu teuer und nicht flexibel genug, so Dr. Richter: „Sechs Meter lange Terrassendielen im Hochregal zu lagern, das wäre schon wegen des Gewichts zu aufwendig.“

Zentrallager 2012 eingeweiht

2012 weihte Holz Richter das 42 000 Quadratmeter große, neue Zentrallager ein. Die gesamte Betriebsfläche in Klause umfasst derzeit rund 100 000 Quadratmeter, doch langsam nähere man sich den Kapazitätsgrenzen. „Es besteht keine aktuelle Not“, betonen die Geschäftsführer, die Erweiterungsfläche in Klause V solle auch als strategische Reserve dienen. Andernfalls könne die Firma nicht weiter wachsen. Anders als die benachbarte Lang AG habe man jedoch noch keine konkrete Planung. Wichtig sei in jedem Fall die Nähe zum jetzigen Standort, eine alternative Fläche an einem anderen Ort der Gemeinde sei für Holz Richter völlig uninteressant.

Ende Januar präsentierte die Gemeinde Lindlar computeranimierte Ansichten von Klause V - das größte dargestellte Gebäude war eine künftige Lagerhalle von Holz Richter. „Wir haben noch keine exakte Planung“, betont Dr. Richter, „aber so könnte es aussehen“.

Seit Monaten kursieren in Lindlar Behauptungen, Holz Richter würde mit der geplanten Erweiterung zwar viel Fläche verbrauchen, aber nur wenige neue Arbeitsplätze schaffen. „Das ist totaler Unsinn“, so die Richters. Würde man die Unternehmensentwicklung in Bezug auf Umsatz, Fläche und Mitarbeiterzahl grafisch darstellen, dann wären das drei parallel aufsteigende Linien. Einwände der Naturschützer, die sich gegen die Rodung von rund 23 Hektar Wald wehren, kann Dr. Markus Richter nicht nachvollziehen. „Der Fichtenwald dort ist schlagreif.“ Als Ersatz würden an anderer Stelle junge, kräftige Bäume gepflanzt, die während ihres Wachstums Kohlendioxid binden würden.

Auch künftig wolle man weiter wachsen, wobei der Online-Handel eine führende Rolle spiele. Früher habe man fast ausschließlich Kunden im Rheinland beliefert, durch das Online-geschäft habe man den Aktionsradius erweitert. Großhandel, Handwerk und Handel sind die wichtigsten Kunden. Holz Richter verfügt als Zwischenhändler über ein großes Produktportfolio. Im Gegensatz zur Konkurrenz , die auf Filialisierung setze, sei Holz Richter auf einen Standort, nämlich Lindlar, konzentriert. „Das ist unser Erfolgsrezept“, so die Richters. Das Sortiment gehe mittlerweile weit über Holz hinaus. Holz-Kunststoff-Verbundstoffe (WPC) seien etwa ein großes Thema.

Nachdem sich die Klause-Erweiterung wegen eines zusätzlichen Artenschutzgutachtens mindestens um ein halbes Jahr verzögern wird, kam von der CDU und den Grünen der Vorschlag, die Gemeinde möge prüfen, ob man der Lang AG, die sobald wie möglich erweitern will, nicht schneller helfen könne. Dr. Markus Richter ist skeptisch. Das Gelände hinter der Lang AG falle steil ab. Um es aufzuschütten, benötige man große Erdmengen, und die könne man nur von dem benachbarten Hang herüberschieben – dort, wo Holz Richter erweitern will. Wolle man das Genehmigungsverfahren aufsplitten, dann würden die verbleibenden Flächen so teuer, dass das Projekt wirtschaftlich uninteressant werde.

Falls Klause V nicht kommt oder nur in abgespeckter Version – auch darüber haben sich die Geschäftsführer Gedanken gemacht. „Denkbar wäre, dass wir dann nicht weiter wachsen, sondern in eine Phase der Konsolidierung treten“, so Dr. Richter. Doch allzu weit in die Zukunft zu planen, das sei Kaffeesatzleserei. Niemand könne prognostizieren, wie sich die Weltwirtschaft entwickle. „Wer weiß, ob die Amerikaner und die Chinesen jetzt nicht einen richtigen Handelskrieg anzetteln, oder die deutsche Automobilindustrie einbricht, weil sie die Elektromobilität verschlafen hat?“

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