SchnuppertagLuftsportverein Bergische Rhön Lindlar hebt mit Nicht-Seglern ab

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Der Fluggast sitzt beim Schnuppertag des LSV Bergische Rhön im Segelflieger vor dem Piloten.

Der Fluggast sitzt beim Schnuppertag des LSV Bergische Rhön im Segelflieger vor dem Piloten.

Lindlar – Viel Karosserie gibt es hier nun wirklich nicht. Gefühlt sitzt mein Hintern direkt auf der grasbedeckten Startbahn des Luftsportvereins Bergische Rhön Lindlar (LSV). Die Beine habe ich um den Steuerknüppel geknotet, die Verschlüsse der Sicherheitsgurte sind eingerastet, der Fallschirm sitzt.

Seit 1965 starte die Initiative auf der Rhön – ein Fallschirm sei aber noch nie zum Einsatz gekommen, beruhigt Simon Dannhauer, Sprecher des LSV, und schließt die Klappe zum Cockpit. Das Funkgerät meldet noch einige Augenblicke Wartezeit, denn ein anderer Flieger setzt gerade zur Landung an und benötigt die Wiese vor uns.

Einmal im Jahr lädt der LSV zum Schnuppertag in Sachen Segelflug. Die 25 Flugbegeisterten um ihren Vorsitzenden Andreas Braun sind eine engagierte und junge Truppe, fast die Hälfte des Vereins zählt zur Piloten-Jugend. Gemeinsam wollen sie ihre große Leidenschaft weitergeben, werben um Verstärkung.

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Warteliste wegen zu vielen Interessierten

35 Interessierte haben sich allein für diesen Samstag angemeldet, es gibt Wartelisten. Bevor die Gäste in die Luft gehen, erfahren sie im Stützpunkt des LSV eine Menge über die Grundlagen der Luftfahrzeuge und der Thermik. Sie bekommen einen Überblick über die zweijährige Ausbildung zum Piloten, befassen sich mit Höhen-, Quer- und Seitenruder und lernen, dass sogenannte Störklappen für die Landung unverzichtbar sind. „Wer bei uns das Fliegen lernt, kommt überall auf der Welt zurecht“, schmunzelt Dannhauer mit Blick auf die relativ kurze Start- und Landebahn auf der Rhön, an die sich die Lindlarer längst gewöhnt haben. Größere Probleme bereitet ihnen da schon das aktuelle Wetter.

Mitfliegen

Gastflüge im Doppelsitzer bietet der LSV regelmäßig auf dem Flugplatz, Holzer Straße, an. Interessenten sollten an einem sonnigen Wochenende oder Feiertag zuvor Kontakt über das Flugplatztelefon aufnehmen.

Weitere Informationen, auch zur Pilotenausbildung, die bereits ab 13 Jahren möglich ist, gibt es auf der Homepage des LSV. (sfl)

www.lsv-lindlar.de

Die Sonne scheint, nur hier und da taucht eine Wolke auf. „Momentan liegen wir in einem blauen Loch“, erklärt Simon Dannhauer und sucht den Horizont ab. Wolken bedeuteten aufsteigende Feuchtigkeit und damit Aufwind, wolkenloser Himmel eher Flaute.

Zurück ins Cockpit: Die Zeit bis zum Start nutze ich, um den Mann näher kennenzulernen, mit dem ich gen Himmel starten werde. Jörg Biesner ist 52 Jahre alt. Mit 15 begann er mit dem Segelfliegen, mit Mitte 20 bestand er die Prüfung für die ganz großen Passagiermaschinen der Lufthansa. Heute fliegt er bei Condor die Langstrecke. Doch trotz oder gerade wegen der beruflichen Trips nach Amerika, Asien oder in die Karibik zieht es den Kölner immer wieder auf den kleinen Flugplatz im Bergischen Land.

Dass ich mich nach hinten drehe, um mit Biesner zu sprechen, ist ein besonderes Angebot zum Schnuppertag. Üblicherweise sitzen die Gäste nämlich hinten. Zum Aktionstag werden die Sitzplätze getauscht, der Fluglehrer steuert das Flugzeug jetzt von hinten aus.

Aussicht bis zum Kölner Dom

Der Segler ruckelt, es geht los. Das eine Ende des Stahlseiles ist am Unterbau unseres Flugzeugs befestigt. Auf der anderen Seite setzen sich 340 PS in Bewegung, die die Winde gnadenlos antreiben. Anlauf gibt es praktisch nicht, einen Wimpernschlag später haben wir bereits ab. Auf 450 Metern Höhe klinkt das Seil mit einem metallenen Quietschen aus, danach ist es schlagartig totenstill.

Unter uns liegt jetzt der Lindlar Ortskern, im Süden sind Agger und Autobahn weit zu verfolgen. Westlich ist der Kölner Dom mit bloßem Auge erkennbar. Fast lautlos gleiten wir über das Bergische Land und genießen die konkurrenzlose Aussicht, die jedermann begeistern dürfte – ob mit eigenem Pilotenschein oder zu Gast am Schnuppertag.

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