Oberberger Fleischermeister im Interview„Fleisch essen ja die meisten“

Lesezeit 3 Minuten
Im dritten Lehrjahr wird Marlon Balensiefer (l.) bei Herbert Müller gelernt haben, ein ganzes Rind zu zerlegen.

Im dritten Lehrjahr wird Marlon Balensiefer (l.) bei Herbert Müller gelernt haben, ein ganzes Rind zu zerlegen.

Es gibt Ausbildungen, für die sich Jugendliche nicht auf Anhieb begeistern.  Dabei bieten gerade unbeliebte Berufe oft gute Chancen.  Monika Siegfried-Hagenow hat mit denen gesprochen, die sich dafür entschieden haben – heute mit Marlon Balensiefer und dem Bielsteiner Fleischermeister Herbert Müller.

Warum haben Sie sich für die Ausbildung zum Fleischer entschieden?

Balensiefer: Wir haben zu Hause Landwirtschaft, 150 Kühe und eine Schweinemast. Aber man weiß ja nicht, wie die Zukunft der Landwirtschaft in einigen Jahren aussieht, da wollte ich einen krisensicheren Beruf lernen. Fleisch essen ja die meisten Menschen.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?

Balensiefer: Das Ausbeinen, das Zerlegen, am Anfang von Schultern, später Schinken, und im dritten Jahr zerlegt man ganze Rinder und macht Wurst.

Auf was muss sich denn ein Jugendlicher einstellen, der Fleischer werden möchte?

Balensiefen: Hygiene ist sehr wichtig, man hat sehr viel mit Wasser zu tun, und dann muss man früh aufstehen, um halb sechs Uhr geht es hier los. Man darf hinter dem Fleisch nicht nur die süßen Tiere sehen und natürlich auch mit rohem Fleisch und Innereien umgehen. Ich war früher dabei, wenn wir zu Hause für den Eigenbedarf geschlachtet haben. Mir macht das nichts aus.

Müller: Schlachten gehört nicht unbedingt zur Ausbildung, man kann sich auch für die verkaufsbetonte Richtung entscheiden. Die ist auch für Mädchen geeignet, meine Mutter zum Beispiel war schon vor 30 Jahren die erste weibliche Auszubildende Fleischerin im gesamten Oberbergischen Kreis.

Was muss man denn können, um Fleischer zu werden?

Balensiefer: Man muss geschickt mit dem Messer umgehen können, also handwerkliches Geschick haben, und dann muss man auch kräftig sein und anpacken können.

Müller: Heute haben wir zwar mehr Maschinen als früher, aber sportlich sollte ein Jugendlicher schon sein, nicht nur vor dem Computer sitzen, und die Note in Mathe sollte wenigstens Durchschnitt sein. Wer in den Verkauf möchte, darf auch keine Scheu vor dem Kontakt mit Menschen haben.

Wie sind die Perspektiven?

Müller: Man kann Meister oder Fleischtechniker werden und in die Lebensmittelindustrie gehen. Aber auch im Handwerk sind die Chancen sehr gut, denn es gibt immer weniger Betriebe, und die verbliebenen sind gesund und brauchen Nachwuchs. Da sind die Aussichten sehr gut, übernommen zu werden.

Balensiefer: Ich möchte nach der Ausbildung auf jeden Fall im Beruf bleiben.

Infos zum Start in den Beruf

Für den Beruf des Fleischers gibt es laut Kreishandwerkerschaft derzeit zehn Ausbildungsbetriebe und ebenso viele Ausbildungsplätze. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Die Betriebe bevorzugen jedoch Bewerber mit gutem Hauptschulabschluss (Typ 10 A). Die Bewerber sollten über einen guten Geruchs- und Geschmackssinn verfügen, kräftig sein, Wert auf Sauberkeit und Hygiene legen und Interesse am Umgang mit Lebensmitteln haben.

Während der Ausbildung lernt man alles, was es zur Herstellung von Wurst, Schinken und anderen Fleischprodukten braucht. Dazu gehören neben der Verarbeitung und Veredelung auch die Bereiche Lebensmitteltechnologie, Qualitätssicherung und Hygiene sowie der Umgang mit moderner Fleischereitechnik.

Um Wege in den Beruf kümmert sich auch die Ausbildungsoffensive Rheinland, eine Initiative des Medienhauses DuMont Rheinland. Sie bietet Schülerinnen und Schülern umfassende Informationsmöglichkeiten rund ums Thema Ausbildung. Neben Veranstaltungen wie einem Azubi-Speeddating im Klettergarten oder einer Fotoaktion ist der Videoblog YourStart.tv Teil der Ausbildungsoffensive. Hier stellen Lehrlinge in kurzen Clips ihre Ausbildung und ihre Arbeitgeber vor. So erhalten andere interessierte Jugendliche einen Einblick in die Angebote verschiedener Unternehmen in der Region sowie Informationen zu möglichen Karrierechancen. (kn/r)

Rundschau abonnieren