Prozess in Bonn24-Jähriger muss sich wegen Übergriffen auf Mädchen verantworten

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Der Eingang zum Landgericht in Bonn (Symbolbild)

Bonn/Waldbröl – Vor dem habe sie schon immer Angst gehabt, erzählte eine 19 Jahre alte Schülerin aus Waldbröl als Zeugin im Prozess vor dem Bonner Landgericht. Der Angeklagte habe seit Jahren den Ort verunsichert, viele junge Frauen sexuell belästigt und alle mit seinen Wahnfantasien terrorisiert haben. Aber erst nach zwei Vorfällen im Sommer 2020 wurde der 24-Jährige – in Kenia geboren, in Berlin und im Rheinland aufgewachsen – in einer Klinik untergebracht.

Am 30. Juni soll er die damals 18-jährige Zeugin über Stunden verfolgt, wiederholt von hinten gepackt, zu Boden gebracht und sexuell angegriffen haben. Eine Woche später soll er eine 16-Jährige, die in der Schlange einer Supermarktkasse stand, von vorne in den Schritt gefasst haben. Vor der Achten Großen Strafkammer muss sich der 24-Jährige, der unter einer paranoiden Schizophrenie leidet, auch wegen Diebstahls, Körperverletzungen, Beleidigungen von Polizeibeamten, Mitarbeitern des Ordnungsamtes oder auch in Supermärkten verantworten.

Keinerlei Erinnerungen an die Übergriffe

Dabei geht die Staatsanwältin davon aus, dass er im Zustand verminderter Schuldfähigkeit gehandelt hat. Trotz der Einnahme von Medikamenten in der Klinik räumte der Mann ein, immer noch Stimmen zu hören, mit denen er sich unterhalte. Und dass sich an seinen Füßen „Tiergeister“ tummeln: mal ein Hund, ein Hahn, eine Katze, am liebsten ein Esel.

An die Übergriffe konnte er sich vor Gericht nicht erinnern. Dabei hatte er die Geschwister – den Bruder kennt er aus der gemeinsamen Schulzeit – in der Tatnacht sogar bei der Polizei angezeigt: Weil die 18-Jährige, eine ausgesprochen kleine und zierliche Frau, angeblich unvermittelt mit einem Holzknüppel auf ihn eingeschlagen und der Bruder ihn mit einem Messer bedroht haben soll. Auch von der Anzeige wusste er nichts mehr.

Angeklagter bezeichnete sich als Teufel und Hexenmeister

„Am Ende hat er voll irres Zeug geredet“, berichtete die Zeugin. An dem Abend habe sie Todesangst gehabt, als er sie angepackt, fest umklammert und nicht mehr losgelassen habe. Erst als sie um Hilfe gerufen und der Bruder eingriffen habe, habe er losgelassen. Seit Jahren habe der Angeklagte ihr nachgestellt. Er sei ihr unheimlich: Mal habe er sich als Heilsbringer inszeniert, mal als Hexenmeister oder auch als Teufel, der Dämonen aus Körpern exorziere.

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Als die Schülerin den Fall anzeigen wollte, hätten sie ihre Mutter und eine Anwältin zunächst abgehalten: Sie solle doch froh sein, dass so wenig passiert sei. Die Stimme der Zeugin jedoch verriet, dass sie noch nach einem Jahr schockiert war, über das, was schon passiert ist.

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