Schrauber im DoppelpackVater und Sohn aus Reichshof restaurieren Oldie-Motorräder

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Wenn der Vater mit dem Sohne: Karl-Wilfried Klein (r.) und sein Sohn Matthias teilen die Leidenschaft für Oldtimer mit zwei Rädern – und für deren Instandhaltung.

Wenn der Vater mit dem Sohne: Karl-Wilfried Klein (r.) und sein Sohn Matthias teilen die Leidenschaft für Oldtimer mit zwei Rädern – und für deren Instandhaltung.

Reichshof – Gut, die Kreidler „Florett“, Baujahr 1961, wäre durchaus noch fahrtüchtig, Licht und Hupe funktionieren. Aber so, leicht angerostet, ist sie deutlich dekorativer. Damit ist das Zweirad jedoch die Ausnahme im Keller von Karl-Wilfried (61) und Matthias Klein (28). Alle anderen Fahrzeuge behelligt dort nicht mal ein winziges Stäubchen, ganz zu schweigen davon, dass Vater und Sohn auch nur den kleinsten Rostpartikel übersehen könnten. Ihren Augen entgeht nichts.

Der Keller der Familie hat musealen Charakter, denn in diesem Haus stehen Jahrzehnte der Zweiradgeschichte – mit noch mehr liebevoll restaurierten Kreidler-Maschinen und mehreren Motorrädern vom Typ NSU Max aus den 1950er Jahren sowie einem roten Jawa-Moped aus Tschechien, das Matthias als 13-Jähriger als Geschenk vom Papa bekam: „Ich war damit so viel cooler als die Kids auf ihren Rollern“, erinnert sich Matthias lachend und fügt hinzu, dass sich das Jawa-Moped einst sogar als ziemlich flotter Artikel im Versandhauskatalog finden ließ.

Nicht nur ein Museum

Ein reines Museum sind die Räume aber keineswegs, denn die meisten Maschinen sind angemeldet und wollen regelmäßig bewegt werden, wie Matthias Klein sagt: „Es tut den Gummiteilen und den Reifen überhaupt nicht gut, wenn die Motorräder nicht gefahren werden.“ Das bedeutet: Im Winter wird in den Kellerräumen geschraubt und geschweißt, im Sommer gibt es Ausfahrten, Treffen mit anderen Fans alter Motorräder und immer mal wieder auch Rallyes und Rennen.

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Von diesen Ausflügen zu Rennstrecken und Gleichmäßigkeitsfahrten (dabei geht es darum, eine vorgegebene Strecke in einer Sollzeit zu fahren) und den Erfolgen bei Ausstellungen zeugen Pokale auf Regalbrettern.

Auch der Transporter ist ein Hingucker

Karl-Wilfried Klein ist gelernter Kfz-Mechaniker und hat sich schon immer für Autos und Motorräder interessiert. Seinen Sohn hat er vor etwa zehn Jahren mit dieser Faszination angesteckt. Seitdem restaurieren die beiden Seite an Seite, haben sich ein Netzwerk an Fachleuten aufgebaut, falls mal etwas unklar ist, und recherchieren zudem viel im Internet.

Matthias durfte schon als kleiner Stöpsel mitfahren. Er saß dann, je nach Motorrad, auch mal, von Papas Armen gehalten, auf dem Tank und war traurig, wenn sein Vater eins jener Modelle verkaufte. Jahre später erstand der gelernte Elektriker seine erste „Florett“ und forderte: „Papa, kauf’ Dir doch auch eine!“ Papa fackelte nicht lange, bald hatte auch Ehefrau Ute ihre eigene. Dann folgte irgendwann der Traum vom eigenen Ausstellungsraum, der sich mittlerweile erfüllt hat.

Vor dem verglasten Raum steht seit einigen Jahren zudem ein Feuerwehrfahrzeug, ein ausgemusterter Ford „Transit“ aus Bayern. Er wurde nötig, nachdem sich Vater und Sohn immer wieder darüber geärgert hatten, dass ihre Maschinen beim Transport auf dem Anhänger jedes Mal voller Dreck am Ziel ankamen. Jetzt ist der knallrote Ford ein weiterer Hingucker bei Fahrzeugausstellungen und dient den Oberbergern gleichzeitig als Schlafplatz, wenn sie unterwegs sind.

Ihrer Leidenschaft wollen die beiden auf jeden Fall weiter frönen, ein Ende ist also nicht in Sicht, zumal Karl-Wilfried Klein sagt: „Ich konnte mir jetzt nach und nach meine Jugendträume erfüllen. Das möchte ich noch eine ganze Zeit lang genießen.“

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