Stimulans für die OhrenOrgelkonzerte in der Evangelischen Kirche Eckenhagen

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Prof. Torsten Laux spannte beim Orgelkonzert in der evangelischen Kirche in Eckenhagen einen weiten Barockbogen.

Prof. Torsten Laux spannte beim Orgelkonzert in der evangelischen Kirche in Eckenhagen einen weiten Barockbogen.

Eckenhagen – In der Reihe von Konzerten zum Jahr der Orgel 2021 spielte Prof. Torsten Laux überraschende Werke aus Früh- bis Spätbarock in der Evangelischen Kirche. Kantor Hans-Peter Fischer stellte als Künstlerischer Leiter den renommierten Organisten aus Düsseldorf vor, den gefragten Pädagogen und Mentor ebenso wie den preisgekrönten Komponisten.

Seine Musik sei trotz ihrer Modernität „gut hörbar“. Seine Improvisationen seien geradezu „himmlisch“. Laux ist u.a. seit 1999 Professor für Orgel an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf und Dozent für Orgel an der Hochschule für Kirchenmusik Bayreuth.

Klanggebäude über tiefstem Bass

Er hatte Musik ausgewählt, die sich besonders gut auf der Eckenhagener Barockorgel spielen lässt. „Sie hat einen lebendigen Wind, der sich wie handbetrieben anhört, trotz des inzwischen elektrischen Antriebs der Balgen.“ Mit ihrem Baujahr 1794 fuße sie auf dem Barock.

Der Bogen war weit gespannt, von 1603 bis 1708, von Süditalien bis Norddeutschland. Für das Finale versprach Laux eine seiner Improvisationen. Ascanio Mayone machte den Anfang mit der Partita sopra Rogiere, Napoli 1603. Dabei erklang das älteste Stück ausgesprochen modern, beinahe verstörend. Nach einem harmlosen Flötenkonzert verzweigten sich die Stimmen, flogen hinaus und sammelten sich wieder, während gedämpfte Töne wie aus einem Lautsprecher hinzu sprangen.

Orgel erst im Spätbarock in Hauptrolle

Laux erklärte, dass die Orgel erst im Spätbarock die Hauptrolle bekam. Die frühen Komponisten setzten ihre Töne zumeist für das Cembalo. So auch Girolamo Frescobaldi. Seine Bergamasca von 1635 ertönte im Vergleich fast konventionell und legte ihre Motive in ruhigen Variationen dar. Spontanen Beifall erntete Laux mit Johann Jakob Frobergers Toccata V. Der Professor nannte sie „heilige Musik“, da sie zur Wandlung während der Eucharistiefeier erklingen sollte: Mit schwerem Wind erhob sich ein Klanggebäude über tiefstem Bass, verweilte nachdenklich und schloss nach dramatischer Pause mit großem Akkord.

Georg Muffat wurde mit seinem Stilmix in der Toccata Settima von 1690 als Wegbereiter Johann Sebastian Bachs vorgestellt. Verspielte Klangfarben und Majestätisches zeichneten das Stück aus. Bach selbst war mit einer Vivaldi-Bearbeitung dabei, dem Concerto a-moll von 1711. Zu hören war über weite Strecken ein vergnügter Bach. So auch in seiner Toccata, Adagio und Fuge, die im Mittelteil klang, als säße der Meister selbst am Tisch und spiele selbstvergessen für seine Kinder.

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Torsten Laux improvisierte am Schluss über „Geh aus mein Herz und suche Freud“ (EG 503): Ein Panoptikum aus Drehorgel-Sound, deftigem Dörfler-Tanz, Vogelschwarm, Reigen und Andacht. Stimulans für die Ohren, von Filmmusik bis Kirmes. Großer Applaus eines kleinen Publikums.

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