Videos verbreitetMotorrad- und Autoposer treffen sich im Gewerbegebiet Sinspert

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Ein Motorradfahrer auf seinem Bike. (Symbolbild)

Ein Motorradfahrer auf seinem Bike. (Symbolbild)

Sinspert – Wenn in Sinspert an den Wochenenden wie zuletzt wieder lautes Motorendröhnen aus Richtung Gewerbegebiet zu hören ist, werden bei den Dorfbewohnern böse Erinnerungen an einen schweren Unfall aus dem Jahr 2017 wach. Damals waren im Gewerbegebiet Wald-Wehnrath zwei junge Morsbacher, 16 und 17 Jahre alt, mit nicht zugelassenen Cross-Motorrädern unterwegs und waren laut Polizei mit ihren Krädern im Begegnungsverkehr frontal zusammengestoßen und schwer verletzt worden. Einer der beiden musste sogar mit einem Hubschrauber weggeflogen worden sein.

Am vorletzten Wochenende hat es offenbar wieder ein großes Treffen von Motorrad- und Autoposern im Gewerbegebiet Wald-Wehnrath gegeben. Und das wohl nicht zum ersten Mal in diesem Jahr, wie es aus dem Ort und von der Polizei heißt. Entsprechende Videos wurden auch in den sozialen Medien gefunden. Dort zeigen zumeist Fahrer von Cross-Maschinen, dass sie sowohl auf dem Vorder- als auch auf dem Hinterrad fahren können.

Dutzende Besucher verfolgen Fahrszenen am Straßenrand

Ein Cabrio-Fahrer fährt in einer anderen Szene mit ausbrechendem Heck durch einen Kreisverkehr. In anderen Szenen driften Motorradfahrer mit ihren Maschinen und qualmenden Reifen so, dass sie mit dem Gummiabrieb schwarze Striemen, sogenannte Donuts, auf die Straße malen.

Die Videos zeigen auch, dass dieses „Geschicklichkeitsfahren“ von zahlreichen Schaulustigen am Straßenrand verfolgt wird. Offenbar werde sich zu diesen Treffen im Vorfeld verabredet, vermutet man im Ort. Auch diese Aufläufe sind nicht neu. Im Jahr 2017 berichteten Zeugen von bis zu 150 jungen Menschen, die daran teilgenommen haben sollen.

Bürgermeister will verhindern, dass Szene sich etabliert

Dass die Treffen nicht erneut diese Ausmaße annehmen und dass erst recht niemand zu Schaden kommt, ist das Bestreben von Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies, der von den Dorfbewohnern eingeschaltet worden und gleich zur Polizei gegangen ist. Dabei kam auch zur Sprache, dass sich Dorfbewohner nach deren Schilderungen von den Polizisten auf der Leitstelle zunächst abgewimmelt gefühlt hätten, berichtet Gennies.

Deutsche Rechtslage

Alleinrennen

Seit dem Jahr 2017 gilt in Deutschland das illegale Autorennen nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat. Der neue Paragraf 315d des Strafgesetzbuchs (StGB) enthält aber noch eine andere Besonderheit. Danach wird nicht nur von einem Rennen ausgegangen, wenn mehrere Fahrer beteiligt sind. Strafbar ist demnach auch das sogenannte „Alleinrennen“. Für so ein Einzelrennen kann also auch ein Einzelfahrer genau wie die Teilnehmer an einem illegalen Rennen bestraft werden. Dafür muss man ihm nachweisen können, dass er sich mit „nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“ (§ 315d Absatz 1 Nr. 3 StGB).

Polizeisprecher Michael Tietze sagt, dass der Nachweis für ein Alleinrennen im Hinblick auf die „höchstmögliche Geschwindigkeit“ nicht ohne Weiteres erbracht werden könne. (ar)

„Die Szene will sich offenbar neu etablieren. Das werden wir verhindern“, sagt der Bürgermeister. So ein Treiben habe in einem Gewerbegebiet nichts zu suchen. Mitten im Gewerbegebiet ist zudem auch eine Rettungswache des Oberbergischen Kreises. Über die regelmäßigen Treffen von Motorradposern ist auch Dr. Ralf Mühlenhaus, Leiter des Amtes für Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz beim Oberbergischen Kreis, von seinen Mitarbeitenden informiert worden, wie er sagt. Bei Einsätzen sei es allerdings bis dato zu keinerlei Behinderungen für den Rettungsdienst gekommen.

Polizei wertet aktuell veröffentlichte Videos aus

Polizeisprecher Michael Tietze berichtete auf Nachfrage, dass es im April zwei und im Mai einen Einsatz in Wehnrath gegeben habe. Er widerspricht aber den Schilderungen, nach denen Anrufer hätten abgewimmelt werden sollen. Richtig sei, dass es je nach Einsatzlage schon mal eine Stunde dauern könne, weil nicht genügend Fahrzeuge zur Verfügung stünden und andere Einsätze Priorität hätten.

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Auch die Polizei kennt die aktuell veröffentlichten Videos. Sie sei, wie Tietze sagt, dabei, diese auszuwerten. Dabei geht es auch darum, ob es sich bei den zu sehenden Vergehen lediglich um Ordnungswidrigkeiten wie etwa die Fahrt auf dem Hinterrad oder auch um Straftaten wie beispielsweise Alleinrennen oder einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr handelt. Tietze kündigte an, dass die Polizei den Treffen in Wald-Wehnrath „wirksam entgegentreten“ werde.

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