Viele wollten einfach redenWie Streetworker in der Corona-Krise arbeiten

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Mit Mundschutz und Abstand: Während des Corona-Lockdowns mussten die Streetworker andere Lösungen finden, um die Jugendlichen zu betreuen.

Mit Mundschutz und Abstand: Während des Corona-Lockdowns mussten die Streetworker andere Lösungen finden, um die Jugendlichen zu betreuen.

  • Die Arbeit von Streetworkern ist immens wichtig. Doch gerade in der Corona-Zeit hat sich dahingehend einiges geändert.
  • Der Bedarf ist gestiegen, die Arbeit wurde schnell wieder aufgenommen. Mundschutz und Abstand sind nach wie vor das oberste Gebot.
  • Doch zum Glück gibt es auch online Möglichkeiten, die Jugendlichen zu beschäftigen.

Oberberg – Einmal hat ein Bürger bei der Gemeinde nachgefragt, ob Nascha Munis wirklich Streetworkerin ist. Denn wenn sie während des Corona-Lockdowns in Engelskirchen und Lindlar unterwegs war, standen auch mal bis zu sechs Jugendliche um sie herum, um mit ihr zu sprechen. „Die Leute waren natürlich skeptisch“, sagt Munis und lacht. „Denen habe ich dann erklärt, dass ich hier nur meine Arbeit verrichte.“ Und die hat sich vor allem zu Beginn der Corona-Krise drastisch verändert.

„Als der Lockdown kam, durften viele Streetworker natürlich erstmal nicht raus“, erzählt Munis, die sonst Jugendliche auf der Straße anspricht und ihnen bei Problemen hilft. Das sei klassische „aufsuchende Jugendarbeit“, erklärt sie. „Als die so nicht mehr möglich war, hatten wir unheimlich viele Anrufe. Der Bedarf hat sich durch die Krise noch erhöht.“ Nach zwei Wochen sei klar gewesen: Die Arbeit der Streetworker kann nicht einfach pausieren.

Also fand Munis Lösungen, wie auch viele ihrer Kollegen. „Da durften dann eben nur zwei Leute zu mir an den Bus – mit Abstand und Masken natürlich.“ Ihr Bus, grau und mit der Aufschrift „Streetwork Bulli“, fuhr dann die sogenannten „Hotspots“ an, wo viele Jugendliche sich üblicherweise aufhalten. Das sind Parks, Hinterhöfe oder Garagen. Das sei auch während des Lockdowns nicht anders gewesen, sagt Munis, denn: „Viele Jugendliche, die sich an diesen Orten aufhalten, sind von der sogenannten verdeckten Obdachlosigkeit betroffen. Die heißt so, weil man vielen Betroffenen nicht ansieht, dass sie kein Zuhause haben“, erklärt die Streetworkerin. Es sei unter normalen Umständen nicht schwer für ein paar Tage auf der Straße zu leben ohne aufzufallen.

Manche Eltern hätten die Jugendlichen wegen der beengten Wohnverhältnisse während des Lockdowns auf die Straße gesetzt. „Die waren dann völlig allein gelassen, weil ja alles zu hatte.“ Wie dann also vermitteln? „Das war schwierig. Es gab keine Wohnungsbesichtigungen, und die Kollegen von der Wohnungslosenhilfe sind auch nicht mehr rausgefahren.“ Doch man fand Lösungen. Für die Vermittlung von Notunterkünften ist das Ordnungsamt zuständig. „Die haben mir dann auch einfach mal die Schlüssel für die Unterkünfte in die Hand gedrückt.“ Das sei sonst nur mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden, sagt Munis. Auch für die anderen Sorgen der Jugendlichen fanden die Streetworker Lösungen. „Viele wollten einfach nur reden“, sagt Munis. Da sei es wichtig, den „Kids“ zuzuhören.

Auf dem Außengelände des Jugendzentrums in Engelskirchen durften mittwochs an einer Wand Graffitis gesprüht werden – immer nur zwei Jugendliche gleichzeitig und nacheinander im Rotationsprinzip. Auch über die sozialen Medien hätten viele Streetworker während der Corona-Zeit Kontakt gehalten. „In einem unserer Online-Jugendzentren haben sich manchmal bis zu 50 Jugendliche auf einmal getummelt“, sagt Munis und lacht. „Das hat also ganz gut funktioniert.“

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