Stress, Depression, SuizidgedankenSchon 7000 Anrufe bei Oberberger Seelsorge in 2019

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Auf Weihnachtsbesuch bei der Telefonseelsorge: Die Leiterin Christa Dresbach-Schnieder empfing (v.r.) Jürgen Knabe, Frank Helmenstein und Thomas Ruffler.

Auf Weihnachtsbesuch bei der Telefonseelsorge: Die Leiterin Christa Dresbach-Schnieder empfing (v.r.) Jürgen Knabe, Frank Helmenstein und Thomas Ruffler.

Oberberg – In diesem Jahr hat die Telefonseelsorge Oberberg dringend benötigte Verstärkung erhalten. Elf weitere Ehrenamtler nahmen die Arbeit auf. Seine Soll-Stärke hat der Dienst des Kirchenkreises An der Agger damit jedoch nicht erreicht, berichtete die Leiterin Pastorin Christa Dresbach-Schnieder: „Derzeit sind wir 45, bräuchten aber 55 Mitarbeitende.“

An Heiligabend trafen Superintendent Jürgen Knabe, Diakoniepfarrer Thomas Ruffler und Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein auf vier der neuen Telefonseelsorger. Wie der Standort des Dienstes bleiben auch die Namen der Mitarbeiter anonym – das soll sie ebenso schützen wie die Menschen, die in oft verzweifelten Lebenssituationen Hilfe bei der ehrenamtlichen Seelsorgern suchen. Alle Mitarbeiter sind Laien, die in einem dreimonatigen Kurs und mehr als hundert Unterrichtsstunden auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden. Im praktischen Teil hörten die Neuen zunächst erfahrenen Kollegen bei der Arbeit zu, übernahmen dann später selbst Gespräche. Mittlerweile bewältigen sie die Vier-Stunden-Schichten allein.

Bitterste Erfahrung: Für viele Probleme keine direkte Lösung

Die wohl schwerste Erkenntnis in der Ausbildung war es, dass es für viele Probleme keine Lösung gibt, schildert ein Mitarbeiter: „Und das ist manchmal schwer zu ertragen.“ Oft bleibt den Seelsorgern nichts anderes übrig, als zuzuhören, ein offenes Ohr zu bieten, da zu sein. Etwa, wenn Menschen von ihrer sozialen Isolation berichten, von ihren schwierigen Lebensumständen mit Hartz 4, von einer schweren Krankheit oder von Konflikten mit Partner, Eltern oder Kollegen.

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Dresbach-Schnieder weiß, dass es vielen Anrufern schon hilft, gemeinsam mit dem Seelsorger zu schweigen: „Wir sind keine Therapeuten. Aber wir begleiten, gehen ein Stück des schweren Wegs mit.“ In einzelnen Fällen können die Telefonseelsorger auch Hilfe von anderen Stellen vermitteln.

Viele Hilfesuchenden melden sich regelmäßig, bauen auf die seelische Stütze des Dienstes. In diesem Jahr wurde allein bis zum Weihnachtsfest rund 7000 Menschen geholfen. Weil die Telefonseelsorge Oberberg in einem Verbund mit Schwesterdiensten in Köln und Bonn zusammenarbeitet, landen auch häufig Anrufer aus Großstädten in Oberberg – oder eben umgekehrt. Etwa, wenn ein Anrufer außerhalb der oberbergischen Dienstzeit von 9 bis 24 Uhr anruft.

Wenngleich die Mitarbeiter unentgeltlich arbeiten, kosten Ausbildung und Infrastruktur den Kirchenkreis jährlich mehr als 100 000 Euro. Weil auf das Budget geachtet werden muss, wird der nächste Ausbildungskurs erst in zwei Jahren beginnen.

Die Telefonseelsorge ist kostenfrei erreichbar unter 0800/111 0 111.

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