Verbot des KükentötensRosenthaler Betrieb begrüßt neues Gesetz

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Küken dürfen nach der Geburt auf dem Hof von Jonathan Gauer (Foto) und seinem Vater Henning erst mal leben.

Küken dürfen nach der Geburt auf dem Hof von Jonathan Gauer (Foto) und seinem Vater Henning erst mal leben.

Rosenthal – Das Tierschutzgesetz besagt in Paragraf 1, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Dennoch wurden in Deutschland jedes Jahr rund 45 Millionen männliche Küken, unmittelbar nachdem sie geschlüpft sind, getötet. Sie sind schlicht unrentabel. Ihre Aufzucht ist teuer, weil sie weniger Fleisch ansetzen als Hennen, dabei aber mehr Futter brauchen.

Einem Gesetzentwurf zufolge, den die Bundesregierung vor einigen Wochen befürwortet hat, soll ab Anfang 2022 das Verbot, die männlichen Küken in der Legehennenhaltung in Deutschland zu töten, schrittweise umgesetzt werden. Auf dem Bio-Gut Rosenthal gibt es das Hahnenglück schon längst: 2017 hat sich Geschäftsführer Henning Gauer entschlossen, auch männliche Küken aufzuziehen. Inzwischen ist Sohn Jonathan seit Ende 2019 ebenfalls Geschäftsführer und setzt sich gemeinsam mit seinem Vater für die Tiere ein. „Wirtschaftlich gesehen ist es nicht perfekt, doch moralisch und ethisch führte für uns daran kein Weg vorbei“, sagt Jonathan Gauer. „Denn wieso darf der Mensch entscheiden, dass eine Kreatur gleich nach der Geburt wieder sterben muss?“

Einfach losgehen

Sein Vater ist überzeugt davon, dass alle männlichen Küken gerettet werden könnten, man müsse sich nur auf den Weg machen: „Und dieses Prinzip des Losgehens, um dann zu entscheiden, welche Richtung die beste ist, hat immer gut zu uns gepasst.“ In diesem Fall war die beste Richtung für Gauers, sich für das Hahnenglück zu entscheiden, in die neue Marke zu investieren und so daran mitzuarbeiten, die Verbraucher zu sensibilisieren. „Wir müssen die Verbraucher durch gutes Marketing umfassend informieren“, betont Henning Gauer.

In Bergneustadt-Rosenthal ist das gelungen, denn die Eierkartons, die mit Rosenthaler Hahnenglück beschriftet sind, werden gerne gekauft – obwohl sie etwas hochpreisiger sind. Langfristig sollen die Eier einer Legehenne das Leben eines Hahnes gegenfinanzieren. „Dabei geht es um insgesamt vier Cent, die das einzelne Ei bis Ende 2021 teurer werden wird“, kündigt Henning Gauer an. Derzeit gibt es 24 000 Hähne, die dank der Rosenthaler überlebt haben.

Artgerechtes Leben

Sie werden zwar auch im Alter von etwa vier Monaten, bevor sie in die Pubertät kommen und die Hormonproduktion startet, in einem Iserlohner Betrieb geschlachtet. Doch bis dahin hatten sie ein artgerechtes Leben mit, gemäß den strengen Bioland-Richtlinien, mit regional produziertem Futter von Höfen, mit denen Jonathan und Henning Gauer bundesweit zusammenarbeiten. „Das Fleisch der Hähne wird zum größten Teil an einen Produzenten von Bio-Babykost geliefert. Außerdem gibt es das Rosenthaler Hühnerfrikassee“, sagt Henning Gauer.

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Die anderen Produkte, die 2017 als Rosenthaler Hahnenglück eingeführt wurden, erwiesen sich nicht als profitabel. Deshalb brauchten Gauers auch hier neue Wege. Insgesamt, so kritisiert Henning Gauer, gebe es in Deutschland immer noch eine Mangelverwaltung beim Hahnenfleisch, und es gehe innerhalb der Forschung viel zu langsam. Immerhin wird schon länger nach geeigneten Verfahren gesucht, um das Geschlecht der Hühner bereits im Ei bestimmen zu können. „Wir müssen jetzt sehr dringend darüber nachdenken, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen soll“, ist Henning Gauer überzeugt und sagt nachdrücklich: „Dazu gehört auch, dass männliche Küken nicht mehr getötet werden.“

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