Engpass für Pflege in OberbergEs mangelt an Mundschutz und Desinfektionsmitteln

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Für die ambulanten Pflegedienste wird der fehlende Nachschub mit Mundschutz und Desinfektionsmitteln zum Problem.

Für die ambulanten Pflegedienste wird der fehlende Nachschub mit Mundschutz und Desinfektionsmitteln zum Problem.

Oberberg – Für einen Monat reichen das Desinfektionsmittel und der Vorrat an Mundschutz noch. „Danach könnte es kritisch werden“, sagt Irene Dick vom ambulanten Pflegedienst Lavital in Waldbröl. Man stehe auf der Warteliste für Bestellungen, aber: „Die Apotheken haben ja selbst nichts. Wir kriegen nichts geliefert.“

Ohnehin seien die Hygienevorschriften in ihrem Arbeitsalltag schon hoch, doch durch die Corona-Krise haben diese sich noch einmal verstärkt. „Allein, wenn wir nach einem Patientenbesuch ins Auto steigen, desinfizieren wir jedes Mal das Lenkrad.“ Nachschub an Desinfektionsmitteln sei auch deshalb so dringend notwendig, sagt Dick. „Und es muss dann auch gerecht verteilt werden.“

Dringend Nachschub benötigt

Das sagt auch Uwe Zwick, Chef der Häuslichen Alten- und Krankenpflege Oberberg in Engelskirchen: „Wir brauchen dringend Nachschub.“ Doch gebe es aktuell einfach keine Desinfektionsmittel und keinen Mundschutz mehr. Der Kreis habe zwar in großer Zahl Mundschutz bestellt, aber noch nicht bekommen. Obwohl der Einkaufspreis noch heruntergesetzt werde, muss der Pflegedienst immer noch 5,72 Euro pro Stück zahlen. „Wenn wir nach jedem Patientenbesuch den Mundschutz wechseln, kann man sich ausrechnen, wie viel uns das langfristig kosten wird.“

Bei bis zu 90 Patienten am Tag käme da in einem Monat eine Summe von 15 726 Euro zusammen, sagt der 60-Jährige. Doch das sei nicht das einzige Problem. „Was tun wir, wenn sich die Mitarbeiter in Quarantäne begeben muss oder schlimmer noch, sich jemand von uns infiziert?“ Dann könne man die Versorgung der Patienten nicht mehr in vollem Umfang garantieren.

Noch seien die Patienten einigermaßen gelassen, sagt Zwick: „Die sind froh, dass wir überhaupt noch kommen.“ Trotzdem gebe es auch Verunsicherung. Die Situation sei für die Mitarbeiter eine zusätzliche Belastung. Aktuell gebe es eine Urlaubssperre. „Ich mache mir große Sorgen, aber wir können alle nicht mehr machen, als uns möglich ist.“

Unterstützung ist gefragt

Zwick sagt, es sei wichtig, dass die Pflegedienste jetzt Unterstützung bekommen. Zwar sollen die zusätzlichen Ausgaben von den Krankenkassen übernommen werden. Doch das sei alles mit Anträgen verbunden. „Und das kann dauern“, sagt der Pflegedienstleiter. Besser wäre es, die Pflegekräfte in der jetzigen Situation kostenlos mit dem nötigen Hygiene-Material auszustatten. „Das ist ja eine absolute Ausnahmesituation, mit der niemand so gerechnet hat.“

Für die Mitarbeiter der „Diakonie vor Ort“, die in Gummersbach, Wiehl, Waldbröl, Windeck und Bergneustadt alte und kranke Menschen versorgen, sind die Vorräte auch noch ein paar Wochen gesichert. Geschäftsführer Sebastian Wirth sagt: „Wir schaffen es sicher noch in unserem regulären Bestellrhythmus.“ Doch auch er sagt: „Diese Pandemie trifft uns alle unvorbereitet.“ Sein Personal hat er noch einmal besonders in den Hygienevorschriften geschult. „Die sind ja ohnehin sehr hoch in unserem Beruf“, sagt er. Noch habe man die Lage im Griff, aber: „Es weiß ja niemand, wie lange das anhält. Wenn das jetzt zwei Jahre so geht, gehen wir in die Knie.“ Trotz der Versorgungsengpässe bleibt Wirth besonnen. „Ich glaube, man kann hier niemandem einen Vorwurf machen. Niemand hat das kommen gesehen.“

Corona-Krise hinterlässt Spuren

Auch Uwe Söhnchen von der Alternativen Hauspflege sieht sich zumindest jetzt noch nicht mit fehlendem Mundschutz, Desinfektionsmitteln oder Kitteln konfrontiert. Er lobt die Zusammenarbeit mit dem Kreis. Doch auch in seiner Einrichtung hat die Corona-Krise Spuren hinterlassen. Wer kann, arbeite von zu Hause aus. Besprechungen finden nur noch unter Sicherheitsmaßnahmen statt, und auch das Personal sei noch einmal besonders geschult worden.

Auch für manche Patienten gibt es Einschränkungen: Seit einigen Tagen ist die Tagespflege nach dem Erlass der Bundesregierung geschlossen. Söhnchen sieht die Umstände der Krise auch als Ansporn. „Man merkt momentan, dass es in der Digitalisierung großen Nachholbedarf gibt, um etwa das Arbeiten von zu Hause aus zu erleichtern. Vielleicht ist das jetzt mal ein Anlass um das nachzuholen.“

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Was die Alten- und Pflegeheime angeht, meldet der Kreis, dass es dort keine Engpässe gebe. „Nach unserem Kenntnisstand sind die Einrichtungen derzeit angemessen ausgestattet. Der perspektivische Bedarf ist bereits ermittelt und bestellt“, heißt es.

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