Für die Zukunft EuropasWie CDU-Kandidat Pakendorf Wahlkampf in Oberberg macht

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Mitten im Wahlkampf: CDU-Kandidat Uwe Pakendorf ist auf dem Waldbröler Vieh- und Krammarkt im Gespräch mit den Passanten um fast keine Antwort verlegen.

Mitten im Wahlkampf: CDU-Kandidat Uwe Pakendorf ist auf dem Waldbröler Vieh- und Krammarkt im Gespräch mit den Passanten um fast keine Antwort verlegen.

Waldbröl – Am Ende sollte Uwe Pakendorf das halbe Brötchen mit Fruchtaufstrich zum „unterwegs essen“ auf die Hand nehmen. „Bergneustadt wartet“, drängte Iris Tietz, die Geschäftsführerin der CDU Oberberg, den bergischen Kandidaten schon fast entschuldigend aus der Waldbröler Geschäftsstelle der Christdemokraten mitten durch das Marktgewühle bis zum Parkhaus.

Von Termin zu Termin zu eilen, ist der 40-Jährige aus Rösrath gewohnt. Was ihn aber auch gar nicht stresst, denn sein Herz schlägt für Europa. Er glaubt an die Zukunft eines starken , souveränen Kontinents. Trotz seines relativ geringen Alters ist Pakendorf politisch ein alter Hase. „Die Hälfte meines Lebens habe ich der Politik gewidmet“, sagt er – Ratsmitglied in Rösrath, Kreistagsabgeordneter in Rhein-Berg, seit April dort auch CDU-Kreisvorsitzender, Mitglied im CDU-Bezirksvorstand und seit Dezember eben Europa-Spitzenkandidat der CDU NRW für das Bergische Land.

Besuch auf Vieh- und Krammarkt

„Seither bin ich auf Wahlkampftour im gesamten Bergischen Land unterwegs“, sagt der verheiratete Vater einer Tochter. Denn zu „seinem“ Wahlkreis gehört neben den beiden Landkreisen Oberberg und Rhein-Berg auch das Bergische Städtedreieck mit Wuppertal, Remscheid und Solingen.

In Waldbröl ist er auf dem Vieh- und Krammarkt unterwegs, wo er von dem früheren Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Flosbach und Waldbröls CDU-Chef Jürgen Köppe begrüßt wird. Der Kandidat stellt sich vor der CDU-Geschäftsstelle im Zuccalmaglio-Geburtshaus den Fragen der Passanten, diskutiert anschließend mit jungen Leuten beim gemeinsamen Frühstück und bleibt dabei eigentlich keine Antwort schuldig.

Klare Position zur Türkei Erdogans

Türkei, Klimakatastrophe, Brexit, Urheberrecht, Gefahren durch Rechtspopulismus und Nationalismus – das sind nur einige der Themen, mit denen Uwe Pakendorf konfrontiert wird und die er auch selbst aufgreift, um seine Haltung deutlich zu machen und um für die Einheit Europas zu werben.

Zur Türkei ist auch seine Haltung spätestens seit der Anfechtung der Istanbul-Wahl durch Erdogans AKP eindeutig: Abbruch der Beitrittsverhandlungen zur EU. „Ein Land, das Menschenrechte und demokratische Grundregeln derart verletzt, kann nicht Mitglied der EU sein.“ Die Eiertänze des britischen Unterhauses um den Brexit-Austritt habe er auch schon lange nicht mehr verstanden, ist er sich mit Passanten einig. Ja, er hofft auch insgeheim, dass die Briten vom Brexit noch Abstand nehmen.

Ferne Kandidaten

Oberbergische Kandidaten, die sich um die 96 Deutschland im EU-Parlament zustehenden Sitze bewerben, gibt es nicht. Die Parteien sind aber bemüht, Bewerber, die in der Nähe Oberbergs leben, hier vorzustellen. Geografisch am dichtesten dran ist CDU-Mann Uwe Pakendorf. Anders als alle anderen Parteien, die mit bundesweit einheitlichen Kandidatenlisten antreten, hat die CDU (weil sie in Absprache mit der CSU nicht in Bayern kandidiert) Landeslisten für jedes der anderen 15 Bundesländer. Auf der NRW-Liste steht Pakendorf auf Platz 8. Für ihn könnte es klappen mit dem Einzug ins EU-Parlament, denn bislang ist NRW in der 34-köpfigen CDU-Gruppe in Brüssel mit acht Abgeordneten vertreten.

Chancen kann sich auch Arndt Kohn (SPD) ausrechnen, der am vergangenen Freitag in Waldbröl zu Gast war. Der Stolberger ist Mitglied des EU-Parlaments und dort einer von aktuell 27 SPD-Politikern. Zu seinem Zuständigkeitsbereich rechnet Kohn auch den Oberbergischen Kreis. Auf der Bundesliste seiner Partei rangiert er auf Platz 28, für seinen Wiedereinzug müsste die Partei also zulegen. Anders als Pakendorf ist Kohn nicht auf Plakaten zu sehen. Die SPD wirbt allein mit dem Gesicht von Spitzenkandidatin Katarina Barley.

Gerd Kaspar, „oberbergischer“ Kandidat aus Köln, steht aussichtslos auf Platz 24 der Bundesliste der FDP, die derzeit mit drei Mitgliedern in Brüssel präsent ist. Die 29-jährige Bergisch Gladbacherin Annina Frangenberg steht sogar nur auf Listenplatz 42. Mehr Hoffnungen kann sich der etwas weiter entfernt in Langenfeld lebende Moritz Körner machen. Auf Platz vier der Bundesliste ist er NRW-Spitzenkandidat der FDP. Er wird am 15. Mai im Gummersbacher Brauhaus sprechen.

Bei den Grünen ist Sven Giegold aus Düsseldorf der Oberberg-Nächste unter den ersten zehn Kandidaten auf der Bundesliste. Er ist Sprecher der elf Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen sowie finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der 54-köpfigen Fraktion von Die Grünen/Europäisch Freie Allianz im Europaparlament.

Ebenfalls aus Düsseldorf kommt Özlem Demirel, die Spitzenkandidatin der Linken auf Platz zwei in deren Bundesliste ist. Einziger Nordrhein-Westfale auf der AfD-Bundesliste ist wiederum der Essener Bergmann Guido Reil auf Platz zwei, hinter dem Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen. (kn)

Beim Klimaschutz sieht er dringenden Handlungsbedarf, sagt Pakendorf. Er begrüßt die „Fridays for Future“-Bewegung der Jugend. Generell sieht er positive Tendenzen, dass gerade die Jugend nachdenklich und aktiv werde. Pakendorf setzt stark auf neue Energieformen, auf einen Mix, der sinnvoll sei und nicht ausschließlich die Elektromobilität fördere. Er sehe in der Brennstoffzelle, deren Energielieferant Wasserstoff ist, eine große Zukunft, Rhein-Berg sei bei dem Thema führend in NRW – auch dank Fördermitteln von der Europäischen Union.

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