Grippeschutz in WaldbrölVergebliches Hoffen auf die Impfung

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In Gummersbach warb in der Vorwoche noch ein Plakat für die Grippeimpfung. Tatsächlich sind die Impfdosen längst knapp.

In Gummersbach warb in der Vorwoche noch ein Plakat für die Grippeimpfung. Tatsächlich sind die Impfdosen längst knapp.

Waldbröl – Wer sich in diesen Tagen gegen die Grippe impfen lassen möchte, der macht sich womöglich vergeblich auf den Weg zum Arzt. „Bei uns ist kein Impfstoff mehr vorhanden“, klagt etwa Dr. Johannes Schlechtingen. Und der Waldbröler Mediziner schlägt prompt Alarm: Von den 1200 Impfdosen, die seine Praxis bestellt habe, seien bisher 700 ausgeliefert worden, der Rest lasse auf sich warten.

„Vielleicht bekommen wir Ende November diese letzte Lieferung“, hofft Schlechtingen, doch eigentlich glaube er nicht daran: „Wir haben bereits alle Apotheken im Süden des Kreises und die Pharmagroßhändler abtelefoniert.“

Schlange stehen für Grippe-Impfung

Seit etwa drei Wochen verabreichen der Arzt und sein Team die Influenza-Impfung, doch nach der 700. Spritze war jetzt Schluss. „In einem normalen Jahr nehmen wir gute 1000 Impfungen vor“, blickt der 65-Jährige zurück. Bereits im Herbst vergangenen Jahres sei er der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gefolgt und habe frühzeitig den Impfstoff bestellt. „Und dann auch 200 Ampullen mehr als üblich.“

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Nachdem Spahn aber zudem die Empfehlung ausgesprochen hat, sich gerade im Corona-Jahr gegen die Grippe zu schützen, rennen die Patienten dem Hausarzt die Türen ein. Schlechtingen: „Am Dienstag kamen so viele zu uns, dass sie bis hinunter auf die Brölbahnstraße in der Schlange standen.“ Nach einer Wartezeit von 30 Minuten und mehr hätten sie dann am Empfangstresen erfahren, dass keine Impfungen mehr möglich sind.

Keine spontanen Praxisbesuche

„Das hat natürlich zu viel Verärgerung geführt.“ Für verbale Attacken gegen sein Personal habe er aber kein Verständnis, zumal das wegen der steigenden Corona-Infektionen und der üblichen Herbst-Erkrankungen ohnehin am Limit arbeite. „Wir bitten darum, erst Ende November wieder nach Impfungen zu fragen“, betont Schlechtingen. Von Anrufen bittet er abzusehen, ebenso von spontanen Praxisbesuchen, die zudem ein für alle erhöhtes Infektionsrisiko mit dem Coronavirus bedeuteten. Ein Zettel an der Haustür weist inzwischen auf den Mangel hin.

Dass dieser besteht, bestätigt Martina Dammüller, Sprecherin des Apothekerverbands Nordrhein für den Oberbergischen Kreis. Doch spricht sie eher von einem Engpass als von erschöpften Vorräten. „Wir gehen davon aus, dass die Hersteller die letzte der drei Lieferungen für dieses Jahr in den nächsten beiden Wochen auf den Weg bringen“, sagt die Wipperfürtherin.

Verteilungsproblem der Impfdosen

Sie wisse, dass mancher Arzt gerade in der Klemme stecke. „Aber es war lange klar, dass der Impfstoff knapp werden könnte.“ Vielleicht habe mancher Mediziner bereits zu viel geimpft und die Patienten nicht sorgfältig genug ausgewählt, etwa nach Risikogruppen. „Und leider ist es dann auch so, dass sich manche Menschen, die unbedingt geimpft werden wollen, gleich auf mehrere Wartelisten setzen lassen.“ Das verursache natürlich weitere Schwierigkeiten.

Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Oberberg, glaubt derweil nicht, dass der bisher ausgelieferte Impfstoff tatsächlich bereits verbraucht ist. Jedoch sieht er ein Verteilungsproblem, „weil nämlich viele Kostenträger auch Versicherten, die keiner der Risikogruppen angehören, eine solche Impfung heute ermöglichen“. „So kommt es gerade zu einer gewaltigen Nachfrage“, weiß der Gummersbacher.

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Auch hätten viele Kollegen bereits im September mit dem Impfen begonnen. „Ich selbst starte damit erst im Oktober“, erklärt der Arzt und betont, dass eine Influenza-Impfung in keinem Fall einen 100-prozentigen Schutz bedeute. Krolewski rät Menschen aus den Risikogruppen aber unbedingt zur Impfung, während er anderen empfiehlt, Abstand zu halten, um einer Ansteckung aus dem Weg zu gehen.

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