Merkur-Komplex in WaldbrölDer Superbagger beißt in 27 Metern Höhe zu

Lesezeit 3 Minuten
Aus einer Höhe von maximal 35 Meter kann der Spezialbagger Cat 5080 „angreifen“.

Aus einer Höhe von maximal 35 Meter kann der Spezialbagger Cat 5080 „angreifen“.

  • Auf der Merkur-Baustelle in Waldbröl ist ein „Superbagger“ im Einsatz.
  • In 27 Metern Höhe lässt es der Giganz ordentlich krachen.
  • Wir haben uns den Riesen mal näher angeschaut.

Waldbröl – Das Krachen ist gewaltig. Ist aber auch kein Wunder, 27 Meter sind schließlich eine gewaltige Fallhöhe. So tief fallen gerade große Betonbrocken, so hoch ist nämlich der Merkur-Komplex in der Stadtmitte Waldbröls. Doch nicht mehr lange: Die Männer des Spezialunternehmens Bodo Freimuth aus Bülkau (bei Cuxhaven) geben alles, um den maroden ungeliebten Bau aus den 1970er Jahren kleinzukriegen. Das tun sie mit dem Longfront Cat 5080. Klingt technisch. Und das ist es auch.

Der Longfront Cat 5080 ist so etwas wie ein Superbagger. Und der greift von oben an und frisst sich derzeit mit seinem Spezialwerkzeug durch die Wände des siebten Obergeschosses: „Der Ausleger erreicht eine Länge von 40 Metern“, schildert Kai Horeis, Sprecher der Firma Freimuth, und weist auf eine Besonderheit hin: „Dieser Spezialbagger wurde auf Wunsch unseres Firmengründers Bodo Freimuth vom Baugerätehersteller Caterpillar entwickelt. Lange Zeit hatten wir die größten Fahrzeuge dieser Art in ganz Deutschland.“

Ein Blick auf den Spezialbagger Cat 5080.

Ein Blick auf den Spezialbagger Cat 5080.

125 Tonnen wiegt das Fahrzeug, das in Waldbröl sein martialisches Werk verrichtet – und in der Marktstadt längst zu einer Ausflugsattraktion geworden ist: Immer wieder stehen Waldbröler auf den Parkplätzen an der Friedenstraße, schießen Fotos von dem Superbagger, machen Filme, halten Abstand. Und auch Bürgermeister Peter Koester hat der Bagger vor die Rathaustür gelockt: „Jetzt werden die Dimensionen deutlich, mit denen es die Arbeiter zu tun haben und welche Materialmassen sie bewegen“, sagt Koester. Er freut sich, dass der Abbruch nur mit kleineren Verzögerungen vonstatten geht, aber ansonsten voll im Zeitplan liegt.

Standplatz für den Superbagger

Verschwunden sind auf dem Gelände an der Friedenstraße die Seniorenwohnungen, die sich dort einst über zwei Geschosse erstreckt haben. „Die haben wir klein gemacht und damit den Keller des Hauses verfüllt“, erklärt der verantwortliche Polier Hartmut Douwes. Diese Fläche dient jetzt dem Superbagger als Standplatz. Sechs bis sieben Wochen, so schätzt Douwes, wird dieser Merkur bearbeiten, und zwar vom siebten Geschoss bis hinunter ins vierte. „Danach machen wir mit unseren normalen Abbruchbaggern weiter“, sagt Douwes.

Merkur-Webcam der Stadt kommt gut an

Wer den Fall der Merkur-Immobilie bequem bei Popcorn und mit einem kühlen Getränk vom heimischen Sofa aus beobachten will, kann dafür eine Webcam anklicken. Der Link dorthin findet sich auf den Internetseiten der Stadt Waldbröl.

„Dieses Angebot kommt sehr gut an“, freut sich Waldbröls Bürgermeister Peter Koester. Die Zahl der Zugriffe beziffert er für den Monat März auf nahezu 300 Klicks pro Tag. Das sei ein guter Durchschnittswert. „Die Klicks richten sich immer nach dem Geschehen auf der Abbruchstelle.“

Die Kamera filmt von der Nümbrechter Straße. Auf dieser Seite, so schätzt der Polier Hartmut Douwes werde der „Superbagger“ wohl in drei bis vier Wochen ankommen. (höh)

www.waldbroel.de

Leicht sei die Arbeit im Cockpit des Cat 5080 übrigens nicht. Hartmut Douwes: „Der Maschinist braucht viel Fingerspitzengefühl und muss immer darauf achten, dass der Abstand zum Gebäude und die Höhe, aus der er arbeitet, in Einklang sind.“ Sei dies nicht der Fall, könne der Bagger umkippen – trotz der Kontergewichte am Fahrzeug.

Zurzeit frisst sich die Abbruchschere durch das siebte Obergeschoss des Waldbröler Merkur-Komplexes.

Zurzeit frisst sich die Abbruchschere durch das siebte Obergeschoss des Waldbröler Merkur-Komplexes.

Alles, was auf dem etwa 12 000 Quadratmeter großen Gelände zu Boden donnert, wird sortiert, damit kein Wertstoff verloren geht. „Wir fischen zum Beispiel Metalle, Rohre, Leitungen und Fensterrahmen heraus“, betont Polier Douwes. Das Gebäude an sich sei nun vollständig entkernt. „Eine weitere Begehung und eine neue Abnahmen haben gezeigt, dass inzwischen alle Schadstoffe entfernt worden sind.“ Und was dann noch von Merkur übrig bleibt, könnte im Straßenbau zum Einsatz kommen, etwa als Unterbau neuer Asphaltstrecken.

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Natürlich freut sich auch die Abbruchcrew um Hartmut Douwes über das trockene, sonnige Wetter. Aber das sorgt für einen erhöhten Wasserverbrauch in der Stadt: Wenn die Baggerschere erneut zubeißt, staubt’s ordentlich. „Deswegen spritzen wir ständig mit Wasser.“

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