Nach Brand im AprilStadt Waldbröl will für 8,4 Millionen Euro neue Markthalle bauen

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So könnte sie aussehen: Erste Pläne zeigen die neue Markthalle. 

Waldbröl – Die Vorstellung der Pläne für eine neue Waldbröler Markthalle dauerte 30 Minuten, die anschließende Diskussion fast anderthalb Stunden. Dass die Stadt 8,4 Millionen Euro für den Ersatz der Ende April abgebrannten Halle ausgeben und nun alles ungewohnt schnell in die Wege leiten soll, rief in großen Teilen des Stadtrats Sorge hervor.

Nun will sich der Rat in der ersten Juli-Woche trotz Ferien zu einer Sondersitzung treffen, um über die finanziellen Rahmenbedingungen besser informiert zu werden.

Markthalle in Waldbröl soll eine Art Holzscheune mit Glasdach werden

Bürgermeisterin Larissa Weber hatte eingangs der Ratssitzung im Bürgerdorfsaal den Fraktionen angekündigt, dass sie heute „etwas Schönes“ zu sehen bekommen werden und Professor Wolfgang Krenz begrüßt. Der Architekt hat schon das Bürgerdorf geplant, sein Entwurf für die Halle ist ebenfalls ein Hingucker.

Auf einer Fläche von 20 mal 45 Metern plane er eine Art „Holzscheune mit Glasdach“, so Krenz, die den Charakter der Region widerspiegele. Geflämmtes Holz soll die fensterlosen Seitenwände verkleiden. Die Stirnseite des knapp zehn Meter hohen Gebäudes besteht aus einem vierflügeligen Tor. Das könnte den Blick freimachen für eine ausfahrbare Bühne, die bei Konzerten entweder aus der Halle oder vom Marktplatz aus einsehbar wäre.

Hinter dem Saal sollen drei Etagen entstehen: unten mit Toiletten und Technikräumen, im Erdgeschoss gäbe es Platz für einen Versammlungsraum, oben sind Büros und ein Ausstellungsraum eingeplant. In einem kleinen gläsernen Anbau soll ein Restaurant und die Tourist-Info unterkommen. Das Glasdach, bestehend aus vier Giebeln, könnte Solarzellen tragen. Das Gebäude soll energieeffizient sein.

Neue Markthalle in Waldbröl könnte man auch im Karneval nutzen

Krenz’ Entwurf soll einen Veranstaltungsort bieten, der weit mehr als nur eine Markthalle ist: Vorgesehen ist, dass dort auch etwa die bislang in der Nutscheidhalle abgehaltenen Karnevalssitzungen stattfinden können. Die Halle soll ganzjährig bespielt und ein Ort für Bürger und Touristen werden.

Die CDU-Fraktion warf nicht nur die Frage auf, ob der recht große Entwurf „noch Waldbröl ist“. Andre Steiniger sorgten vor allem die angepeilten Baukosten von 8,4 Millionen Euro, von denen die Stadt – Stand jetzt – nur 60 Prozent gefördert bekommt: „Und wie sollen wir dieses Ding bespielen und unterhalten bei unserer Haushaltssituation?“

Bedenken, die im Laufe der langen Diskussion auch aus den Fraktionen von UWG und FDP geäußert wurden. Dagegen war die SPD von den Plänen angetan, Anne Pampus plädierte für einen optimistischeren Blick in die Zukunft: „Wir haben uns Jahrzehnte lang mit dem begnügt, was wir hatten.“ Die neue Halle wäre im Südkreis ein Alleinstellungsmerkmal, so Pampus.

Enger Zeitplan für Neubau von Markthalle besorgt Stadtrat

Für Unmut sorgte im Rat auch der enggestrickte Zeitplan, um das Projekt gefördert zu bekommen: Vorgesehen ist, dass der Rat bereits Mitte August die Entwurfsplanung verabschieden soll, sodass die Stadt in einem verkürzten Verfahren bis zum 30. September Förderanträge auf den Weg bringen kann.

Eigentlich wollte sich die Stadt damit mehr Zeit lassen, eine neue Halle hatte die Stadt bereits vor dem Feuer im April geplant. Die Planungen laufen bereits seit vergangenem Jahr. Vorgesehen war, die Planungen im Rahmen des Regionale-Prozesses voranzutreiben, um Ende September kommenden Jahres einen Förderantrag zu stellen.

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Um schneller einen Ersatz für die zerstörte Halle zu bekommen, hat sich Bürgermeisterin Weber bei Bezirksregierung und Land eingesetzt, die einem schnelleren Qualifizierungsprozess bei der Regionale nicht im Weg stehen wollen. Doch der Politik geht es nun zu schnell, sie beklagt fehlendes Mitspracherecht. Weber zeigte sich zwischenzeitlich resigniert: „Wenn der Rat den Entwurf nicht will, stellen wir nächstes Jahr einen normalen Antrag und müssen dann hoffen, dass er bewilligt wird. Dann haben wir genügend Zeit zu diskutieren.“

Schließlich einigten sich Politik und Verwaltung auf eine Sondersitzung Anfang Juli, die noch terminiert wird. Dann will der Stadtrat detailliertere Kostenpläne auf dem Tisch haben und eine Schätzung, welche Folgekosten mit der Veranstaltungshalle auf die Stadt zukommen. Auch von Alternativplänen zum jetzigen Entwurf war die Rede.

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