Sorge vor InsolvenzHallenbad Waldbröl – Stadt und Betreiber feilen an Öffnungskonzept

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Mit eingeschränkter Nutzung soll Waldbröls Balneo-Bad voraussichtlich im kommenden Monat erstmals öffnen.

Mit eingeschränkter Nutzung soll Waldbröls Balneo-Bad voraussichtlich im kommenden Monat erstmals öffnen.

Waldbröl – Allein die Vereine und Schulklassen dürfen ins Wasser, wenn sich wohl im kommenden Monat erstmals die Türen von Waldbröls neuer Badewelt Balneo öffnen. Ebenso willkommen sind dort indes Kinder, die sich das Seepferdchen erschwimmen wollen.

Wegen der weiter unsicheren Corona-Lage wollen sowohl die Betreibergesellschaft „Schwimmen in Waldbröl“ als auch die Stadt mit einem zunächst stark eingeschränkten Badebetrieb starten – und damit verhindern, dass der im Mai 2018 gegründete Betreiber und Pächter der sanierten Schwimmhalle an der Vennstraße untergeht, noch bevor die Badewelt jemals voll ausgelastet gewesen ist.

Konzept in Arbeit: Stadt und Betreiber wollen Bad wenigstens teilweise öffnen

„Es geht darum, keine Insolvenz zu riskieren“, erklärt Balneo-Projektleiterin Svenja Fischer. Denn zurzeit könne niemand abschätzen, wie sich die Pandemie entwickelt, ob vielleicht sogar ein weiterer Lockdown droht und welche Auflagen für Schwimmbäder in den kommenden Wochen und Monaten gelten. Seit Juni bereits arbeiten Stadt und Betreiber an einem Konzept, damit das seit Sommer 2018 geschlossene, dann für rund 8,3 Millionen renovierte und erweiterte Bad wenigstens teilweise öffnen kann.

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In einer Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses am vergangenen Mittwochabend hat Bürgermeisterin Larissa Weber die Politik über den Stand der Dinge informiert. Jetzt liegt das Konzept den Fraktionen des Stadtrats zur weiteren Beratung und dann zur Abstimmung vor. Weber: „Wir hoffen, dass wir dem Betreiber in der kommenden Woche ein Angebot vorlegen können.“

Wie das zurzeit aussieht und ob die Marktstadt vielleicht einen Rettungsschirm aufspannt, dazu wollen auf Nachfrage weder die Rathauschefin noch die Betreibergesellschaft Angaben machen. Jedoch beteuern beide Seiten, auf einem guten Weg zu sein.

„Wir beginnen mit den Schulen, den Vereinen und den Kindern"

„Egal, was kommt, wir finden den richtigen Kompromiss“, versichert Larissa Weber. Und Projektleiterin Fischer betont: „Wir alle haben mit dem Bad gemeinsam eine soziale Verantwortung übernommen und in den vergangenen Wochen nach einer für alle Seiten tragbaren Lösung gesucht.“ Und dass die Jüngsten nicht zu kurz kommen sollen, sei stets klar gewesen, fasst die Lindlarerin diese Gespräche zusammen.

„Für uns alle war es ein Herzensanliegen, zumindest Schwimmkurse für Kinder durchführen zu können“, sagt Fischer und denkt an zahlreiche Anrufe von Waldbröler Eltern, die sich wünschten, dass ihre Kinder das Schwimmen lernen. „Somit beginnen wir mit den Schulen, den Vereinen und den Kindern, werden aber – je nach Situation – nach und nach weitere Öffnungen vornehmen, wenn diese möglich sind.“

Sie sei davon überzeugt, sagt Fischer, dass die Waldbröler unter den gegebenen Umständen Verständnis dafür haben, dass ein öffentlicher Badebetrieb zurzeit nicht stattfinden könne. Um die Kosten möglichst gering zu halten, werde vorerst kein Service- und Bistro-Personal eingestellt, allein die Schwimmlehrer sollen arbeiten und eben Kurse anbieten. 15 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit sollen Fischers Angaben zufolge künftig eine Beschäftigung bei der Gesellschaft finden.

Gesellschaft bekommt rund 250 000 Euro aus der Stadtkasse

Der im Januar 2019 von Altbürgermeister Peter Koester und Malte Hübsche für die gemeinnützige Gesellschaft „Schwimmen in Waldbröl“ unterzeichnete Betreibervertrag für das Hallenbad sieht vor, das die Gesellschaft jährlich 160 000 Euro aus dem Rathaus für das Schulschwimmen und weitere 90 000 Euro als Zuschuss für die laufenden Betriebskosten erhält. Die Gesellschaft wiederum muss eine jährliche Pacht in Höhe von 72 000 Euro für das Bad erwirtschaften und aufbringen.

Eingeweiht wurde Waldbröls Hallenbad im Frühjahr 1973, im Sommer 2012 machte der zunehmend marode Zustand der Immobilie erstmals Schlagzeilen: Vermutlich müsse die Stadt Millionen ausgeben, um das Bad zu retten, hieß es damals. Bald war die Rede davon, das Gebäude abzubrechen. Doch dagegen wehrten sich die Waldbröler mit Erfolg. Ein Arbeitskreis für den Erhalt und den weiteren Betrieb fand sich zusammen, aus dem Ende Mai 2018 dann auch die Betreibergesellschaft hervorgegangen ist. (höh)

Ursprünglich geplant war die Eröffnung der Badewelt Balneo für das Frühjahr 2020, danach war vom 1. September diesen Jahres die Rede. Weil aber noch Schulungen an der Betriebstechnik ausstanden und ein Probetrieb von sechs bis acht Wochen vorgesehen war und jetzt am Betriebskonzept gefeilt wird, rechnen die Verantwortlichen mit einem neuen Termin im kommenden Monat. Der steht allerdings noch nicht genau fest.

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