Wegeringhauser TunnelDorfverein Hützemert bereitet Winterquartier für Fledermäuse vor

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Bergneustadt/Hützemert – Die dunkle Jahreszeit steht vor der Tür. Da wird es Zeit, gern gesehenen Wintergästen ein Quartier zu bereiten. Für die Fledermäuse, die ab dem November im ehemaligen Eisenbahntunnel zwischen Bergneustadt und Drolshagen-Hützemert „abhängen“ wollen, veranstaltet der Dorfverein Hützemert einen eigenen Kehraus. Der ist wörtlich zu nehmen, denn am Samstag schnappen sich Freiwillige Fackeln, Eimer und Besen, um den Radweg, der durch den 724 Meter langen „Wegeringhauser Tunnel“ führt, von Unrat zu befreien und die Fahrbahn zu säubern.

Kälteempfindliche Arten ziehen früher ein

Seit seiner Eröffnung im April 2012 erfreut sich der Radweg durch NRWs längsten ehemaligen Eisenbahntunnel wachsender Beliebtheit, bietet er doch die steigungsarme Verbindung zwischen Agger und Bigge, die an beiden Enden weiter ans überregionale Radwegenetz anschließt. Gleichzeitig verbindet er Südwestfalen mit dem Rheinland.

Bereits 1979 war auf der Strecke zwischen Bergneustadt und Drolshagen der Personenverkehr eingestellt worden, der Güterverkehr folgte sechs Jahre später. Seitdem haben Fledermäuse in dem 1903 eröffneten Tunnel ein ruhiges Winterquartier gefunden.

Das sollten sie mit der Reaktivierung der Röhre als Radweg auch behalten, weshalb der Tunnel alle Jahre wieder im Herbst an beiden Enden mit großen Toren verschlossen wird, um die fliegenden Insektenjäger in ihrer Winterruhe nicht zu stören. Die könnten nach wie vor oberhalb der Türen ein- und ausfliegen, aber wer einmal drin ist, bleibt, weiß Antonius Klein von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Olpe.

Gut zwei Dutzend Tiere unterschiedlichster Arten nutzen das Winterquartier in der Röhre. 2013 wurden aber auch schon über 40 gezählt. Die hierzulande lebenden Arten überwintern nicht gerne in großen Gruppen. Das Große Mausohr zählt ebenso zu den Gästen wie die Große und die Kleine Bartfledermaus.

Kälteempfindlichere Arten wie das Große Mausohr ziehen früh ein und bleiben lange, andere Arten kommen erst „wenn’s richtig knackekalt ist, bleiben dann auch nur ein paar Tage und verbringen den Rest des Winters in Baumhöhlen“, weiß Klein.

Einmal im Tunnel, fahren die Tiere ihren Körperumsatz so weit runter, dass sie für die Dauer ihrer Winterpause keine Nahrung mehr zu sich nehmen müssen. Sie leben von ihren Fettreserven. Sind die allerdings zu früh aufgebraucht, kann es sein, dass die Fledermaus tot von der Wand fällt. Auch das ist im Wegeringhauser Tunnel schon vorgekommen.

Mit dem Verriegeln der großen Portale an beiden Enden entsteht das für eine Überwinterung geeignete Klima im Tunnel. Wer schon mal mit dem Rad durchgefahren ist, weiß, dass es bei geöffneten Toren in der Röhre wie Hechtsuppe zieht.

Wieder für die Radler geöffnet wird der Tunnel voraussichtlich am 8. April – falls die Wintergäste bis dahin schon alle wieder ausgezogen sind.

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