Konzerte statt SchützenfestWendershagener Musiker gründen Bläserphilharmonie

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Dirigent Ingo Samp hat große Pläne mit der Bläserphilharmonie.

  • Der Musikzug Wendershagen der Feuerwehr Morsbach blickt zurück auf 95 Jahre Geschichte.
  • Nun wagen die Musikerinnen und Musiker um Dirigent Ingo Samp etwas Neues: Sie gründen die Bläserphilharmonie Oberberg.
  • Die Gruppe will u.a. klassische Stücke und Filmmusik spielen.

Wendershagen – Nur noch sinfonische Konzerte, aber keine Frühschoppen, Schützenfeste und Umzüge mehr – der Musikzug Wendershagen der Feuerwehr Morsbach geht neue Wege. Jetzt gehen die Musiker um Dirigent Ingo Samp eine Schritt weiter: mit der Gründung der Bläserphilharmonie Oberberg. Das Ziel ist ambitioniert und reicht weit über den kleinen Ort im Morsbacher Norden unmittelbar an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz hinaus.

Und es wird großzügig gefördert: Aus dem europäischen Leader-Förderprogramm wurden stolze 99 700 Euro für die Bläserphilharmonie bewilligt. Damit soll eine Reihe teurer und nicht so häufig gespielter Instrumente angeschafft werden wie Euphonium, Röhrenglocken oder Marimbaphon. Auf drei Jahre ist die Leader-Förderung ausgelegt. Bis dahin bleibt den Musikern und ihrem Förderverein Zeit, den Eigenanteil von 35 Prozent an den Gesamtkosten zu stemmen.

Ensemble soll musikalisches Aushängeschild des Kreises werden

„Dieses völlig neue Ensemble soll interessierte und qualifizierte Musiker grenzübergreifend in einem sinfonischen Blasorchester vereinen und sich zum musikalischen Aushängeschild des Oberbergischen Kreises entwickeln“, erklärt Timm Gutowski, Sprecher des Musikzuges.

Allein im Oberbergischen gebe es etwa 25 Musikvereine mit mehr als 600 Mitgliedern. In Wendershagen glaubt man, dass es noch deutlich mehr sein könnten, wenn die Vereinstätigkeit in einer traditionellen Blaskapelle nicht mit so vielen Verpflichtungen verbunden wäre. „Das summiert sich schon mal auf 20 bis 30 Auftritte im Jahr“, rechnet Klaus Neuhoff vom Vorstand des Musikzuges vor.

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Stattdessen soll sich die neue Bläserphilharmonie auf sinfonische Blasmusik konzentrieren. Timm Gutowski sagt: „Nicht nur klassische Stücke, sondern auch Filmmusik. Und heutzutage werden selbst für Computerspiele Stücke komponiert, die hervorragend klingen, wenn sie ein sinfonisches Blasorchester spielt.“

„Machen etwas völlig Anderes, was es hier bislang nicht gibt“

Sich auf diese Musik zu konzentrieren könnte viele reizen, glaubt auch Dirigent Ingo Samp: „Es gibt sicher viele Musiker, die außerhalb ihres Heimatvereins gerne einige Konzerte mitgestalten möchten.“ Zudem könnten im neu gegründeten Orchester Musiker mitspielen, die noch nicht das passende Orchester gefunden haben. Auch Neuhoff und Gutowski betonen das Neue an ihrem Projekt – auch weil sie mögliche Sorgen bei anderen Musikzügen zerstreuen wollen: „Wir sind keine Konkurrenz, sondern machen etwas völlig Anderes, was es so hier bislang nicht gibt.“

Der 47-jährige Samp ist seit fast zwei Jahren Dirigent in Wendershagen. Schon die Entscheidung für ihn sei ein Bekenntnis zum neuen Projekt gewesen, sagen Neuhoff und Gutowski. Der Attendorner Samp hatte in seiner Heimat im Alter von 20 Jahren die Leitung des Musikzuges Ennest übernommen und ihn zu großen Erfolgen geführt. 2009 und 2014 waren die Ennester als bester Feuerwehrmusikzug Deutschlands ausgezeichnet worden. Ein Vorbild für Wendershagen: „Mit der Idee für die Bläserphilharmonie konnten wir ihn dafür begeistern, neben Ennest auch uns zu dirigieren“, sagt Neuhoff.

Musikzug mit über 95 Jahren Geschichte

Ganz einfach sei die Entscheidung den Wendershagenern nicht gefallen, bekennen Gutowski und Neuhoff. Immerhin ging es um die Zukunft eines Musikzuges mit mehr als 95 Jahren Geschichte. Und als die Entscheidung gefallen war, konnte es auch nicht sofort losgehen. Neuhoff: „Für einige Feste und Veranstaltungen gab es mehrjährige Verträge, die wir erfüllen mussten. Und auch danach sind wir immer wieder gefragt worden, ob wir nicht doch noch mal auftreten wollen.“

Selbst Samp, der in Ennest immer noch beides macht – sinfonische Blasmusik und Festbegleitung – ist beeindruckt von dem Mut, sich festzulegen: „Das ist sehr innovativ. Der Zuspruch von Musikern, den wir im Moment erleben, zeigt aber, dass es funktionieren kann.“ Sein neues Orchester soll irgendwann aus 60 Personen oder mehr bestehen. In fünf Jahren wollen die oberbergischen Bläser mit Wendershagener Wurzeln das Niveau eines Höchststufenorchester erreichen. Ein ehrgeiziges Ziel, aber der Dirigent ist optimistisch:„Wir haben schon viele gute Talente dafür zusammen.“

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