Wenn die Krise zur Chance wirdJörg Kempe passt seine Produkte den Bedürfnissen an

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Mit Schutzvisieren und Aufklebern macht Kempe derzeit ein gutes Geschäft.

  • Normalerweise liegt das Hauptgeschäftsfeld der Firma „Sign & Store Solutions“ aus Gummersbach im Bereich der visuellen Kommunikation, Schwerpunkt Lichtwerbung.
  • Nun hat die Firma ihre Produktpalette an die neuen Bedürfnisse in der Corona-Krise angepasst.
  • Kurz bevor die Maskenpflicht verkündetet wurde, hatte Jörg Kempe unter anderem bereits 30.000 Mehrweg Masken produzieren lassen.

Windhagen – Als Jörg Kempe vor einigen Wochen von den Corona-Einschränkungen erfährt, ist sein erster Impuls ähnlich wie bei vielen Unternehmern: Für seine beiden Mitarbeiter bei der Firma „Sign & Store Solutions“ in Gummersbach füllt er den Antrag auf Kurzarbeitergeld aus, um Geschäftseinbrüche überbrücken zu können.

Zu diesem Zeitpunkt verdiente Kempe (44) sein Geld hauptsächlich mit Lichtwerbung und visueller Kommunikation, erstellte etwa die Außen- und Innenwerbung des neuen Gummersbacher Kinos Seven, war aber auch überregional tätig für den Elektrofahrzeughersteller Tesla oder den Schuhhersteller Mephisto. Corona hat seine Produktpalette radikal geändert, er verkauft jetzt Spuckschutze und Gesichtsvisiere.

Rasch trudelten Großauträge ein

Hauptbestandteil ist Acryl. Das wird in diesen Tagen ähnlich rar wie Klopapier und Hefe. „Mein Gesellschaftspartner stellt Acryl in seiner Firma in Bulgarien selbst her“, berichtet Kempe. Ein klarer Marktvorteil, wie sich schnell herausstellte. „Den Antrag auf Kurzarbeit habe ich schnell wieder zerknüllt.“ Der Familienvater nutzte die Gunst der Stunde, baute einen Webshop mit Produkten rund um den Schutz vor dem Virus und Covid-19 auf. Seitdem ist an Kurzarbeit nicht mehr zu denken.

Kempe arbeitet rund um die Uhr, um den Vertrieb voranzutreiben. Die ersten Großaufträge trudelten rasch ein. Zum Beispiel von der Drogeriekette DM. „Wir haben 2011 Filialen mit insgesamt 49 000 Bodenaufklebern ausgerüstet.“ Ähnliche Aufkleber seiner Firma findet man auch im Gummersbacher Amtsgericht. Seine Spukschutze sind ebenfalls gefragt, unter anderem schützen sie Angestellte der Tiemeyer-Autohandlungen.

Von 1,5 Mitarbeitern sind ihm nur 0,5 geblieben

„Da ist der Wahnsinn und geht alles sehr schnell.“ Kempe nimmt sich dennoch Zeit für Akquise in Oberberg. „Ich bin die Tankstellen abgefahren oder habe Supermarktleiter angesprochen.“ Leider lege nicht jeder wert auf professionellen Schutz, bedauert Kempe.

In Windhagen hat er ein Büro mit Lagerverkauf für kleinere Mengen. „Alle Großaufträge werden eigentlich gleich zum Kunden geschickt.“ Aber manches landet erst mal bei ihm in Windhagen. „Das ist dann schon eine logistische Herausforderung, einzulagern, zu verpacken und zu versenden. Dazu Rechnungen schreiben.“ Von 1,5 Mitarbeitern sind ihm nur 0,5 geblieben. „Der andere ist leider krank.“

Auch Tafeln mit Masken beliefert

Kurz bevor NRW-Ministerpräsident Armin Laschet die Maskenpflicht verkündete, hatte Kempe bereits 30 000 Mehrweg Masken produzieren lassen. „Das ist eigentlich wie ein Sechser im Lotto.“ Aber Kempe will den Preis angemessen halten. „Ich versuche einfach, mein Sortiment anzupassen, auf eine faire Art und Weise. Man sieht sich immer zweimal im Leben.

Und es gibt auch eine Zeit nach Corona.“ Seine Mehrweg-Masken bietet er für 2,50 Euro das Stück an. Pro Kasse kostet die Spuckschutzvorrichtung 150 Euro. Die Tafeln in Gummersbach und Marienheide hat er ebenfalls damit ausgestattet. „Die haben allerdings einen Spezialpreis bekommen.“

2014 wurde die Firma gegründet

Seit Mittwoch kann man ein weiteres Produkt aus Kempes Warenkorb finden. Unter anderem stehen seine Desinfektionsstehlen im Haupthaus der Sparkasse, im Forum Gummersbach und in 47 weiteren HBB-Einkaufszentren. „Das war echtes Timing. Die Stelen sind zum Glück rechtzeitig geliefert worden.“ Desinfektionsmittel wollte Kempe eigentlich nicht in seinem Shop anbieten. „ Die Preise sind teilweise einfach viel zu heftig. Aber Kunden, die die Stelen kaufen, wollen oft auch das Desinfektionsmittel dazu.“

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Im Jahr 2014 hat er die Firma gemeinsam mit seinem Partner gegründet, davor war Kempe über 25 Jahre Projektleiter im Bereich visuelle Kommunikation, auch auf internationaler Ebene. Ein großes Netzwerk, welches ihm jetzt zu Gute kommt. „Die Elektronik in den Desinfektionsspendern stammt aus China. Die ganze Logistik wird natürlich einfacher, wenn man vor Ort Kontakte hat.“ www.sign-store.de

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