Wenn die Messen fehlenSuche nach Azubis in der Corona-Krise ist nicht einfach

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Normalerweise sind Auzubildenen-Messen hilfreich, Unternehmen und Lehrlinge zusammen zu bringen. Durch die Corona-Krise entfallen diese Messen aber aktuell.

Normalerweise sind Auzubildenen-Messen hilfreich, Unternehmen und Lehrlinge zusammen zu bringen. Durch die Corona-Krise entfallen diese Messen aber aktuell.

  • Auch die Suche nach Auszubildenden wird durch die Corona-Krise extrem eingeschränkt.
  • Welche Berufe sind besonders betroffen? Und was hat das eigentlich mit Corona zu tun?
  • Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen zu dem Thema.

Oberberg – Als der Lockdown Anfang März begann, war die Berufsorientierungsmesse „OBKarriere“ in der Halle 32 einer der ersten Termine, der abgesagt werden musste. Auch die große Ausbildungsbörse, die traditionell im Frühjahr in Bergneustadt stattfindet, musste ersatzlos gestrichen werden. Wie klappt es also mit der Suche nach Ausbildungsplätzen oder umgekehrt nach Azubis in Zeiten von Corona. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ist die Corona-Krise der Wirtschaft am Ausbildungsmarkt überhaupt spürbar?

Die Antwort lautet ganz klar ja. „Wir registrieren zurzeit einen Rückgang der angebotenen Stellen von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, berichtet Nicole Jordy, Geschäftsführerin der auch für Oberberg zuständigen Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach. Zwar sei auch die Zahl der Bewerber zurückgegangen, bisher um elf Prozent. „Das ist aber nicht nur auf Corona zurückzuführen, sondern auch auf die demografische Entwicklung“, sagt Jordy. Bereits im Vorjahr sei ein Rückgang von 100 Bewerbern festgestellt worden, der sich nun verstärkt habe.

Auch Regine Bültmann-Jäger, Ausbildungsleiterin der Kreishandwerkerschaft, verzeichnet einen Rückgang bei den bereits eingetragenen Ausbildungsverträgen: „286 waren es zu diesem Zeitpunkt schon 286, jetzt sind 227 – 59 weniger also.“ Ein Minus von 21 Prozent registriert die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln. „Im Vorjahr hatten wir da fast 500 Verträge, jetzt sind es fast 400“, sagt der Leiter der Geschäftsstelle in Gummersbach, Michael Sallmann.

Welche Berufe sind besonders betroffen? Und was hat das mit Corona zu tun?

Einen direkten Zusammenhang kann sich Bültmann-Jäger eigentlich gar nicht herleiten: „Ich merke, da stimmt etwas nicht, aber ich weiß nicht wirklich, was.“ So gebe es zum Beispiel einen Rückgang bei den Stellen für Tischler, nicht aber bei den Friseuren, die ja lange mit am Stärksten unter den Einschränkungen gelitten hätten.

Es habe auch viel damit zu tun, dass die Unternehmen sich in der Krise mit etwas anderem beschäftigt hätten als mit Ausbildung, hat Sallmann festgestellt. „Wir haben in den Firmen oft wochenlang niemanden erreicht. Und wenn doch, hatten diejenigen gerade keine Zeit. Die hatten andere Sorgen.“ Deshalb setzt Sallmann darauf, dass sich das jetzt angesichts der Lockerungen und des Anlaufens der Wirtschaft wieder ändert. „Bis im August und September das Ausbildungsjahr anläuft, lässt sich noch viel nachholen.“

Kann das in der Kürze der Zeit und trotz anhaltender Flaute klappen? Und wie denn ohne große Ausbildungsmessen?

„Im Augenblick ist es eher ein Motivationsproblem“, überlegt Ulrich Koch, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Oberberger und aktuell auch Vorsitzender der Ausbildungsinitiative Oberberg (AIO). Die Fachkräfte der Zukunft ans Unternehmen zu binden, das gehe auch in der Krise: „Die Arbeitgeber können ihre Auszubildenden auch in die Kurzarbeit übernehmen.“ Die Stellenangebote würden wieder mehr, sagt Koch. „Die Botschaft ist: Wir leisten uns Ausbildung, und es geht jetzt weiter.“Im Moment laufe alles nur ganz anders ab als sonst: „Wir müssen in den Schulen abfragen, wie viele Schüler ohne Ausbildungsvertrag es noch gibt. Und selbst dort hat man gerade nicht ohne Weiteres Kontakt zu jedem.“

Frank Herhaus, der als Dezernent beim Oberbergischen Kreis auch für die „Kommunale Koordinierung Übergang Schule – Beruf/Studium“ zuständig ist, setzt dabei vor allem auf ein neues Instrument: das Online-Bewerberbuch, das der Kreis erst Anfang Februar öffentlich vorgestellt hat. „Im Nachhinein genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Herhaus schmunzelnd. Jetzt bewähre sich die neue Plattform: 150 Schüler und etwa ebenso viele Unternehmen seien inzwischen registriert. „Wir sind mit vier Pilotschulen gestartet, jetzt haben wir aber schon Anfragen von zehn bis 15 weiteren, die unbedingt mitmachen wollen.“ Online veranstaltet der Oberbergische Kreis auch sein Berufserkundungstag, der am 18. Juni stattfinden soll.

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Auch wenn die oberbergische Wirtschaft gerade in vielen Bereichen einen Digitalisierungsschub erfahre, sagt Michael Sallmann: „Bei der Vermittlung von Ausbildungsplätzen ist das auch ein Lernprozess, vor allem aber eine Sondersituation.“ Letztlich könne so nur der Kontakt angebahnt werden. Sallmann: „Das persönliche Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist auf Dauer dabei nicht zu ersetzen.“

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