Bloß nicht anstupsenRettungshunde aus ganz Deutschland zur Prüfung in Wiehl

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Rettungshund

Hilflose Person aufgespürt, aber nicht angestupst: Rettungshund Mogli (3) behielt am Samstag einen kühlen Kopf und bestand die Prüfung.

  • Der Johanniter-Regionalverband Rhein-/Oberberg hat in Wiehl eine zentrale Rettungshunde-Prüfung ausgerichtet.
  • Dafür waren aus dem ganzen Bundesgebiet Anmeldungen eingegangen.
  • Insgesamt acht Teams aus Hundeführer und Hund waren an den Start gegangen, bestanden haben die Prüfung aber schließlich nur zwei Teams.

Wiehl-Börnhausen – Kerstin Winterboer macht einen ruhigen Eindruck, als sie mit ihrem Labrador-Golden-Retriever-Mischling Mogli zum nächsten Teil der Prüfung antritt. Die Flächensuche steht an.

Und während sie sich in die Lage einweisen lässt – eine demente Person wird im Wald oberhalb von Wiehl-Mühlen vermutet – liegt Mogli (3) aufmerksam, aber ruhig ein paar Meter entfernt und wartet. Das ist schon mal gut. Nachdem die Hundeführerin die Windrichtung überprüft hat, schickt sie den Vierbeiner auf die Suche – und der wetzt los.

Kerstin Winterboer

Kerstin Winterboer  aus Holzminden (m.) bekommt vor dem Prüfungsteil „Flächensuche“ von Prüfer-Obmann Gregor Adam aus Kaufbeuren (r.) die Einweisung in die Lage. Mogli wartet gespannt im Hintergrund.

Der Johanniter-Regionalverband Rhein-/Oberberg hat am Samstag in Wiehl eine zentrale Rettungshunde-Prüfung ausgerichtet. Dafür waren aus dem ganzen Bundesgebiet Anmeldungen eingegangen – Kerstin Winterboer und Labrador-Golden-Retriever-Mix Mogli kommen aus Holzminden in Südniedersachsen.

Insgesamt acht Teams aus Hundeführer und Hund waren an den Start gegangen, bestanden haben die Prüfung aber schließlich nur zwei Teams. „Da sind auch Tränen geflossen“, berichtet Sabine Eisenhauer, die für die Johanniter die Pressearbeit macht. Das kann sie gut verstehen: „Da steckt ja viel Arbeit drin. Zweieinhalb oder drei Jahre dauert die Ausbildung, rund 15 Stunden pro Woche“, erklärt sie – und das alles übrigens ehrenamtlich.

Kein Auge zugedrückt

Trotzdem ist das, was die Rettungshunde und ihre Herrchen leisten, alles andere als Spielerei. „Es ist auch kein Hundesport.“ Gregor Adam aus Kaufbeuren in Bayern leitet die Prüfung – er ist bei den Johannitern Prüferobmann. So freundlich er auch ist – mal ein Auge zudrücken kommt für ihn nicht in Frage. „Die Prüfungen müssen streng sein, denn es geht grundsätzlich um Menschenleben“, erklärt Adam.

Rettungshunde

Die Rettungshundestaffel der Johanniter Rhein/Oberberg verfügt über vier geprüfte Rettungshunde. Bundesweit sind es bei den Johannitern zwischen 200 und 250, sagt Prüferobmann Gregor Adam aus Kaufbeuren.

15 Mal waren die vier hiesigen Rettungshunde in diesem Jahr schon an scharfen Einsätzen beteiligt.

Die Eignung als Rettungshund wird alle zwei Jahre geprüft. Besteht ein angehender Rettungshund die Prüfung nicht, kann er es frühestens sechs Wochen später noch einmal versuchen.

Rettungshunde und ihre Herrchen werden gemäß einer gemeinsamen Prüf-Ordnung von Johannitern, Maltesern, DRK und Arbeiter-Samariter-Bund getestet. Dazu gehört etwa, binnen 20 Minuten ein oder zwei „Opfermimen“ auf einer 30 000 Quadratmeter großen Fläche aufzuspüren.

Kein Zuckerschlecken

Aber schon Kleinigkeiten werden mit schlechten Noten bestraft. Soll der Hund eine Person beschnuppern, gibt’s schon für ein leichtes Anstupsen mit der Nase Abzüge. Rettungshunde müssen sich gegenüber einer Gruppe fremder Menschen unbefangen verhalten und sich gar von einer ihm nicht bekannten Person ein Stück vom eigenen Herrchen wegtragen lassen, ohne sich zu wehren.

Auch für Hundeführerinnen und Hundeführer ist die Prüfung kein Zuckerschlecken. „Ich habe zwei Wochen vorher nicht geschlafen, die Nacht vor der Prüfung war die Hölle“, sagt Hundeführer Jan Janitza. Mit seinem Boxer Luke hat er die Hürde vergangenes Jahr in der Nähe von Gießen gemeistert. „Diese Nervosität überträgt sich automatisch auf den Hund“ – der aber kühlen Kopf bewahren muss.

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Mit etwa zwei Dutzend Helfern war die Rettungshundestaffel der Johanniter Rhein-Oberberg im Einsatz, berichtete Staffelleiter Björn Schinkowski am Rande der Prüfung. Insgesamt waren rund 60 Personen beteiligt – und ein paar Vierbeiner, die als Ablenkungshunde irgendwie Teil des Prüfungsteams waren. Unterstützt wurden die Johanniter unter anderem von Feuerwehrkameraden aus Morsbach und Gummersbach-Bernberg.

Mogli ist inzwischen zurückgekehrt. Keine fünf Minuten, dann hat er die vermisste Person im Wald aufgespürt und durch lautes Bellen die Retter verständigt. Auch sonst hat er wie Frauchen Kerstin Winterboer einen kühlen Kopf bewahrt – und die Rettungshundeprüfung bestanden.

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