Bloße Sanierung als Plan B?Wiehler Rat diskutiert über Gymnasiums-Neubau

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So könnte der Neubau aussehen. Doch die Kostenentwicklung macht die Realisierung sehr teuer. Grafik: Büro pvma

So könnte der Neubau aussehen. Doch die Kostenentwicklung macht die Realisierung sehr teuer. Grafik: Büro pvma

Wiehl – Der Wiehler Rat hat sich mit großer Mehrheit dafür entschieden, beim Neubau des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium auf die „optimierte Wettbewerbsvariante“ zu setzen. Das Votum der Experten war eindeutig. Welche der zuletzt vorliegenden Varianten die richtige ist, war nicht mehr strittig. Dennoch war der Ratsbeschluss am Dienstag nicht der ersehnte Startschuss für die neue Schule. Diskutiert wurde nämlich die Frage, ob ein Neubau für 60 oder 70 Millionen Euro – oder mehr – überhaupt noch verantwortet werden kann.

Die explodierenden Kosten im Bausektor und die unabsehbare Zinsentwicklung haben in der Stadtverwaltung und im Arbeitskreis des Rats für so viel Verunsicherung gesorgt, dass für die Sitzung ein Kompromisspapier vorgelegt wurde. Darin wird eine bloße Sanierung der Schulsubstanz als Plan B berücksichtigt.

Neubau nicht mit halber Kraft angehen

Doch mit dieser Hintertür wollte sich eine breite Koalition von SPD, Grünen, FDP, Linkspartei und BfgW einen Tag vor der Sitzung nicht mehr anfreunden: Der Neubau solle nicht mit halber Kraft angegangen, eine Alternative nicht eher erwogen werden, bis die konkrete Finanzplanung zeigt, dass der städtische Haushalt die Investition nicht stemmen kann.

Genau das fürchtet die CDU und war verärgert, dass die Sanierungsoption aus dem Beschluss verschwinden sollte. In einer Sitzungspause kam es zu einem hitzigen Wortwechsel, in dem CDU-Stadtverordnete eine weitere Mitarbeit in interfraktionellen Arbeitskreisen grundsätzlich in Frage stellten.

Hängepartie soll endlich beendet werden

Beide Seiten beanspruchen für sich, die Hängepartie endlich beenden zu wollen. Bernd Teuber (SPD) appellierte: „Es gehört Mut zu der Entscheidung, aber wir haben keine wirkliche Alternative.“ Iris Chromow (SPD) sagte: „Wir wollen kein Stückwerk, dafür haben wir uns zu viel Zeit gelassen.“ Man könne nicht immer neue teure städtebauliche Projekte auflegen, und dann bei den Kindern und Jugendlichen sparen. Dr. Erwin Kampf (FDP) sprach sich dagegen aus, „den Schwanz einzuziehen“, bevor das Projekt durchgerechnet ist.

Dr. Sonja Wegner (Grüne) nannte es „bedauerlich, dass die CDU nicht mehr Demut zeigt“. Deren Plan, das Stadion zu bebauen, habe viel Zeit gekostet. Sebastian Franken (FDP) gab sich aus dem gleichen Grund „fassungslos“: „Die Fraktion, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Karussell gefahren wird, legt die zweite Fukushima-Volte hin.“ Auch Sprecher von UWG, AfD und Linkspartei sprachen sich für den Neubau aus.

CDU: Investition wäre „Haushaltsgift“

Larissa Gebser setzte dagegen im Namen der CDU ein Stopp-Signal: „Es schmerzt fürchterlich. Aber wir müssen einsehen, dass sich die Zeiten dramatisch geändert haben.“ Die Sanierung der Wiehltalhalle und einen Baukostenrisikoaufschlag eingerechnet steige die Gesamtsumme auf 90 Millionen Euro. „Diese Summe für rund 1000 Schüler an nur einer Schule investieren, das steht, bei aller Wertschätzung und Wichtigkeit der Schule, leider nicht in Relation.“

So eine Investition wäre „Haushaltsgift“. Die Kosten für eine Sanierung des Bestands könnte die Stadt dagegen auf die Rücklage der Schulpauschale in Höhe von etwa 10 Millionen Euro deckeln. „Keinesfalls wollen wir noch mehr Zeit verlieren durch weitere Machbarkeitsprüfungen, die nicht realistisch sind und nur Geld kosten.“

Vorrang in weiteren Prüfungen einräumen

Bürgermeister Ulrich Stücker sprach sich zwar dafür aus, dem Neubau nach Wettbewerbsentwurf den Vorrang in den weiteren Prüfungen einzuräumen. Eine Sanierung will er dennoch auch ohne Ratsauftrag vorbereiten – um keine Zeit verloren zu haben, falls der Neubau untragbar wird: „Alle Kosten, die wir ihnen heute nennen, können nur falsch sein“, warnte Stücker. „Andere Städte legen ihre Pläne derzeit komplett auf Eis.“ Er glaubt, dass eine Generalüberholung des Gebäudes, die über eine „Pinselsanierung“ hinausgeht, auch eine Annäherung an die gewünschte „pädagogische Architektur“ leisten kann.

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Laut Ratsbeschluss soll die Verwaltung in der Sitzung am 14. Juni darlegen, bis zu welchem Umfang die finanziellen Auswirkungen der geplanten Investition vom städtischen Haushalt getragen werden können.

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