Die Plantage war fast betriebsbereitWiehler Bande steht vor Gericht

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Cannabispflanzen wollte die Bande züchten, um Marihuana daraus zu gewinnen. Doch der Plan flog auf.

Cannabispflanzen wollte die Bande züchten, um Marihuana daraus zu gewinnen. Doch der Plan flog auf.

Wiehl/Bergisch Gladbach – Alles war vorbereitet: Der Strom war gelegt, eine professionelle Belüftungs- und Beleuchtungsanlage installiert. 400 Pflanzen sollten auf einer Etage und dem Speicher eines Mehrfamilienhauses in Wiehl ab Oktober 2019 angebaut und bei drei Ernten pro Jahr rund 30 Kilogramm Cannabis einbringen. Ein Geschäft, das sich gelohnt hätte, denn die Täter im Alter zwischen 33 und 52 Jahren rechneten mit einem Erlös von 120 000 Euro pro Jahr, also 4000 Euro pro Kilo Marihuana.

Doch dann kam die Schwester des 52-Jährigen, die Miteigentümerin des Hauses, zu einer Geburtstagsfeier in der Familie nach Wiehl. Sie bekam mit, was in dem Haus vor sich ging und drohte ihrem Bruder, die Polizei einzuschalten. Da sich die Männer da bereits wegen verbotenen Handels mit Rauschgift auf dem Radar der Drogenfahndung befanden und eine Telefonüberwachung lief, waren sie aufgeflogen. Seit Donnerstag wird den vier Angeklagten im Alter von 33, 34, 41 und 52 Jahren aus Leverkusen, Köln und Wiehl nun vor dem Kölner Landgericht der Prozess gemacht. Unter anderem wegen gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Rauschgifthandels und Rauschgiftbesitzes, aber auch wegen Verabredung zu einem Verbrechen.

Handel auch mit härteren Drogen

Als Hauptangeklagter gilt der 41-jährige Leverkusener, der in Bergisch Gladbach aufgewachsen ist. Der Mann befindet sich als einziger in Untersuchungshaft. Er gilt für die Staatsanwaltschaft als Kopf der Bande. Er soll in einer Wohnung, einem Keller und zwei Garagen in Bergisch Gladbach sowie in Leverkusen Drogen im zum Teil zweistelligen Kilogrammbereich für den Verkauf gelagert haben.

Neben Cannabis soll der Mann vor allem mit Kokain, aber auch Amphetamin, Chrystal Meth sowie den Partydrogen MDMA und Ecstasy gedealt haben. Zudem wirft ihm die Anklage vor, eine halbautomatische Schusswaffe mit Schalldämpfer und Munition unerlaubt besessen zu haben. Die Anklage wertet das als bewaffneten Drogenhandel, ein Delikt mit einer Mindeststrafe von fünf Jahren Haft. Bereits im Mai 2019 soll der 41-Jährige bei drei Fahrten insgesamt fünf Kilogramm Kokain aus dem niederländischen Eindhoven über die Grenzübergänge in Waldfeucht und Rothenbach im Kreis Heinsberg geschmuggelt haben. Hierbei sollen laut Staatsanwaltschaft zwei professionelle Behälter zum Einsatz gekommen sein, die der Angeklagte mit Starkmagneten am Unterboden seines Audi befestigte. Später soll er für weitere Fahrten einen Volvo genutzt haben, in den unter dem Fahrer- und Beifahrersitz ebenfalls professionelle Verstecke eingebaut gewesen sein sollen.

Nach der Anklageverlesung traten Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung in ein Rechtsgespräch ein. Zuvor wurde noch bekanntgegeben, dass alle vier Angeklagten bereits wegen Drogendelikten vorbestraft sind. Für den Prozess sind bis Mitte Februar fünf weitere Verhandlungstage vorgesehen.

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