Effiziente NächstenliebeGabriele Bergau engagiert sich für indische Kinder

Lesezeit 3 Minuten
Gabriele Bergau will mit dem Projekt helfen.

Gabriele Bergau will mit dem Projekt helfen.

Wiehl – Effizienz und Wirtschaftlichkeit, das war vier Jahrzehnte lang die Welt von Gabriele Bergau. Als Projektassistentin der Gummersbacher Unternehmensberatung Kienbaum achtete sie darauf, dass die Zahlen stimmen. „Ich habe gern dort gearbeitet“, sagt die 58-jährige aus Reichshof-Drespe. Und ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse sind ihr immer noch nützlich.

Aanchal

Das Hilfszentrum Aanchal im indischen Bhopal wurde 2011 gegründet und wird seither von Pater Anil, einem Mitbruder des Waldbröler Seelsorgers Pater Thomas geleitet. Dort unterstützt er Straßenkinder aus vier Slums mit Nahrung, Schulunterricht, ärztlicher Hilfe und einer von ihm ins Leben gerufenen Blutbank. Pater Anil betreut in einem Obdachlosenheim 110 Mädchen – dem einzigen in Madhya Pradesh. Am indischen Kindertag veranstaltet er ein Sommerlager. Pater Thomas: „In Madhya Pradesh liegt die Kindersterblichkeit so hoch wie sonst nur im ärmsten Afrika. Dreck, Müll, Angst – das sind tägliche Begleiter der Straßenkinder. Das Leben auf der Straße ist andauernder Überlebenskampf und bitterer Alltag.“ Durch eine Patenschaft können Spender dazu beitragen, Gesundheit und Bildung eines dieser Kinder zu sichern. (r)

www.aanchal.de

Auch der Umzug des Unternehmens nach Köln, vor allem aber private Gründe, veranlassten sie, sich eine neue Aufgabe zu suchen. Und die fand sie in einem Arbeitsfeld, in dem andere Kategorien im Vordergrund stehen, nämlich Liebe und Fürsorge. Für diese Begriffe steht „Aanchal“. Das Hindi-Wort bezeichnet den Schal, den indische Mütter nutzen, um ihre Kinder vor Sonne und Regen zu schützen. Das gleichnamige Hilfsprojekt widmet sich mit den Straßenkindern im indischen Bhopal (siehe Kasten).

Gabriele Bergau ist beruflich seit Anfang Juli als Assistentin der Geschäftsführung des Verbands der katholischen Kirchengemeinden im Oberbergischen Kreis tätig. Auf ihr Hobby Aanchal wurde sie schon vor mehr als einem Jahre aufmerksam, als sie mit dem Waldbröler Pater Thomas Arakkaparambil über seine indische Heimat sprach. Der Pfarrvikar aus dem Team des katholischen Seelsorgebereichs An Bröl und Wiehl gehört zu der Ordensgemeinschaft Carmelites of Mary Immaculate, die das Aanchal-Hilfswerk 2010 gegründet hat.

Im Dezember 2016 Jahr hat die Arbeitsgruppe der Waldbröler Gemeinde St. Michael, die sich der „Partnerschaft mit der einen Welt“ widmet, beschlossen, die Aanchal-Initiative ebenso intensiv zu unterstützen wie ihre Hilfsprojekte in Bolivien.

Pater Thomas war dankbar, in Gabriele Bergau eine so kompetente wie engagierte Helferin zu finden. Bergau sagt: „Ich habe mich dann richtig reingekniet.“ Eigentlich dachte sie, ihr Beitrag würde sich darin erschöpfen, ein paar Plakate drucken zu lassen. Doch es kam anders. Zusammen mit Pater Thomas tingelte sie durch die Gemeinden des Südkreises und stieß auf positive Resonanz. Es gab Vorträge in Frauenkreisen und einen Bericht im Kirchenmagazin „Fünfkant“.

Die erste Spende kam von Firmlingen, inzwischen gibt es im Seelsorgebereich acht Patenschaften. Der Erlös des Pfarrfests in Denklingen diente Aanchal. Auch in einem evangelischen Gottesdienst konnten sie ihr Projekt vorstellen und profitierten von der Kollekte. Mehrere tausend Euro hat Gabriele Bergau im ersten Jahr ihres Engagements bereits eingesammelt. Ihr Traum ist es, dass sich eine Schule findet, die einen Sponsorenlauf zugunsten von Aanchal veranstaltet.

Sie versichert: „Die Spenden gehen komplett auf das Konto des Ordens, sodass Pater Anil vor Ort darüber verfügen kann.“ Wie dringend die Hilfe aus dem Oberbergischen in Indien gebraucht wird, weiß Bergau aus den Berichten von Pater Thomas, der Kontakt zu seinen Ordensbrüdern hält. „Es gibt dort keine staatliche Hilfe.“ Und die katholischen Padres stießen zunächst auf Misstrauen, weil die Hindus mit dem Gedanken der christlichen Nächstenliebe nicht viel anfangen können.

Recht bald will sich Gabriele Bergau selbst einen Eindruck davon verschaffen, was mit dem in Oberberg gesammelten Geld passiert. „Ich habe eine hochoffizielle Einladung des Ordens, und im kommenden Jahr fahre ich auf jeden Fall hin.“

Rundschau abonnieren