Evangelische GemeindeWiehl bekommt die modernste Kirchenorgel weit und breit

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Pfeifenreiniger: Orgelbauer Stephan Oppel (3.v.l.) mit Kantor Michael Müller-Ebbinghaus (2.v.r.) und Vertretern des Presbyteriums.

Pfeifenreiniger: Orgelbauer Stephan Oppel (3.v.l.) mit Kantor Michael Müller-Ebbinghaus (2.v.r.) und Vertretern des Presbyteriums.

  • Nach ihrer Ertüchtigung wird die Orgel in der evangelischen Kirche Wiehl eine herausragende Stellung im Kirchenkreis einnehmen.
  • Man muss schon bis nach Düsseldorf fahren, um ein vergleichbares Instrument zu hören. Der Clou ist ein zweiter Spieltisch unten im Kirchenraum, von dem aus nicht nur die Orgel selbst, sondern parallel ein moderner Synthesizer gespielt werden kann.

Wiehl – In der vergangenen Woche haben die Mitarbeiter der Schmallenberger Firma Oppel damit begonnen, die 1703 Pfeifen auszubauen. Die kleinste ist nur wenige Zentimeter, die größte knapp fünf Meter lang. Mehr als 100 000 Euro lässt sich die Kirchengemeinde die Maßnahme kosten und kann auf die Unterstützung eines anonymen Spenders aus Wiehl vertrauen. Zudem sollen möglichst viele Gemeindemitglieder über ein Patenschaftsprojekt beteiligt werden, das demnächst startet.

Fällig war eigentlich nur eine Reinigung, die wohl nur ein Drittel der Summe gekostet hätte. Als vor vier Jahren die Außenmauer der Kirche gesandstrahlt wurde, ließ das Presbyterium die 1984 von der Potsdamer Firma Schuke gebaute Orgel vorsorglich einhausen. Aus Sicherheitsgründen wurde die Orgel auch nach Ende der Bauarbeiten geschont und zunächst eine Begutachtung vorgenommen. Der für den Evangelischen Kirchenkreis An der Agger zuständige Sachverständige Manfred Schwartz aus Much kam zu der Erkenntnis, dass die Orgel nicht nur dringend gereinigt werden muss, sondern dass auch ihr Klang verbessert werden sollte.

„Schärfe und Aggressivität“

Sechs von 1730: Die Mitarbeiter der Firma Oppel haben damit begonnen, die Orgelpfeifen auszubauen und einzupacken.

Sechs von 1730: Die Mitarbeiter der Firma Oppel haben damit begonnen, die Orgelpfeifen auszubauen und einzupacken.

Schwartz diagnostizierte eine „Dysbalance“ sowie eine „unangenehme Schärfe und Aggressivität des Klangbildes“. Wie Kantor Michael Müller-Ebbinghaus erläutert, gingen die Orgelbauer in den 1980er Jahren noch davon aus, dass dieser schrille Sound der Aufführungspraxis im Barock entspreche und somit etwa der Bachschen Musik angemessen sei. „Wenn es in den Ohren wehtat, war es gerade richtig.“ Ein Irrtum, wie Müller-Ebbinghaus überzeugt ist. Die neue Orgel soll darum wärmer und runder klingen. Damit eigne sie sich auch besser zur Chorbegleitung, glaubt der Kantor. Zumal er künftig den Chor vom neuen Spieltisch aus zugleich dirigieren und begleiten kann.

Der Synthesizer wird das Klangspektrum erheblich erweitern. – mit Glockenspiel, Piano und Schlagwerk in der Klassik, aber eben auch mit den artifiziellen Sounds der Popmusik und der Avantgarde. Baukirchmeister Karl-Christian Lück sagt: „Wir wollen mit der Kirchenmusik verstärkt junge Leute ansprechen. Die Orgel soll nicht nur sonntags um 10 erklingen.“ Presbyteriumsvorsitzender Jürgen Vogels betont: „Dabei geht es uns um die christliche Botschaft. Es gilt das Bachsche Motto: Allein zu Gottes Ehre.“

Etwa ein halbes Jahr wird die Modernisierung der Orgel dauern. Allerdings dauern die Intonation allein einige Wochen und die Kirchengemeinde möchte den Orgelbauer nicht unter Druck setzen. „Wir sagen den Leuten, dass die Orgel zu Weihnachten wieder erklingt“, scherzt Jürgen Vogels, „wir sagen aber nicht, in welchem Jahr.“

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