In die RegelschuleWiehl verweigerte Aufnahme eines behinderten Kindes

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Inklusion scheint in der Praxis manchmal schwierig zu leben.

Wiehl – „Inklusion“ und „Gemeinsames Lernen“ heißt, dass möglichst viele Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf in einer normalen Regelschule unterkommen. In einem Runderlass hat das NRW-Schulministeriums vor einem Jahr eine entsprechende Neuausrichtung der weiterführenden Schulen angeordnet. In der Praxis erweist sich die Unterbringung der Kinder aber oft als schwierig, wie ein aktueller Fall in Wiehl zeigt.

Die Stadt Wiehl nimmt an ihrer Sekundarschule Kinder auf, die Lern- und Entwicklungsstörungen oder Förderbedarf bei Hören und Kommunikation haben. Nicht aber Kinder, die Probleme geistiger oder körperlicher Entwicklung oder mit dem Sehen haben. Dieser Schwerpunkt wurde im Dezember 2018 von der Bezirksregierung gesetzt und von der Stadt akzeptiert.

Stadt Gummersbach stellte sich quer

Dementsprechend empfahl das Schulamt des Kreises im Frühjahr 2019 einem Wiehler Elternpaar, das sein geistig behindertes Kindes in einer Regelschule unterbringen wollte, es an der Gesamtschule in Derschlag anzumelden.

Doch die dort zuständige Stadt Gummersbach stellte sich quer.  Stadtsprecher Siegfried Frank sagt: „Die Voraussetzungen waren damals wie heute in Derschlag nicht besser als in Bielstein. Und es ist doch gerade der Gedanke der Inklusion, dass die Kinder nicht quer durch den Kreis gekarrt werden.“

Wiehl will keinen weiteren Förderschwerpunkte

So kam wieder die Sekundarschule ins Spiel. In Wiehl reagierte man mit Unverständnis. In einem Schreiben an die Bezirksregierung vom Juli heißt es: „Unerklärlich bleibt uns, warum an Regelschulen Förderschwerpunkte gebildet werden, die bei der Betrachtung von Einzelfällen dann jedoch keine Bedeutung zu haben scheinen.

Schwerpunktbildung findet doch gerade mit dem Ziel statt, Angebote und Möglichkeiten zu konzentrieren – dies mit der logischen Folge einer Einengung der Wahlfreiheit bei der Schulplatzsuche.“

Am Ende klärte Bürgermeister Frank Helmenstein die Angelegenheit

Die Schulaufsicht des Oberbergischen Kreises hätte die Entscheidung der Stadt Gummersbach „nicht einfach schlucken und es dann in einer zweiten Runde in Wiehl probieren“ dürfen. Am Ende erklärte sich Bürgermeister Frank Helmenstein dann bereit, den Schüler aufzunehmen.

Die Bezirksregierung forderte die Stadt Wiehl aber auf, noch einmal zu überdenken, ob sie nicht doch für alle Wiehler Kinder mit Förderbedarf einen Schulplatz vorhalten könne.

Es soll bei den beiden bestehenden Förderschwerpunkten bleiben

Dazu wird es nicht kommen. Der Schulausschuss des Stadtrats hat bei drei Enthaltungen beschlossen, es bei den beiden bestehenden Förderschwerpunkten zu belassen. Gerhard Altz (CDU): „Nur 500 Meter entfernt von der Sekundarschule gibt es zwei Förderschulen.

Diese verhindern nicht Inklusion, sondern machen sie in einer Weise möglich, die eine Regelschule nicht vermag“, versicherte der frühere Leiter der Oberbantenberger Kükelhaus-Schule für Körperbehinderte. „Man tut den Kindern mit Behinderung keinen Gefallen, wenn man ihnen jeden Tag vor Augen führt, was sie nicht können.“ Der falsche Ehrgeiz der Eltern mache die Kinder kaputt.

Die Förderung von körperlicher Entwicklung scheitert am Hanggelände

Karl-Ludwig Riegert (SPD) vertrat die Auffassung, dass die Stadt nicht alle Schulen für alle Arten von Inklusion ausstatten könne und bekam Zustimmung von Anita Kallikat, der Leiterin der Sekundarschule: Die Förderung von körperlicher Entwicklung scheitere am Hanggelände. Geistig behinderte Kindern würden an den in Bielstein von Stunde zu Stunde wechselnden Lehrern scheitern.

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Nicht alle Ausschussmitglieder halten die Beschränkung für richtig. Christoph Hastenrath (SPD) gab zu bedenken, dass die Oberbantenberger Helen-Keller-Schule für geistig Behinderte mit drastisch steigenden Schülerzahlen kämpfe. Elke Zakaria merkte an, dass Deutschland bei der Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion weit hinter anderen Ländern zurückliege: „Jede Schule sollte sich öffnen.“

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