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Interview mit Wiehl PenguinsAufstieg: „Wenn nicht jetzt, dann wohl nie“

Lesezeit 5 Minuten
Bis Ende Mai haben Dr. Joachim Kragelöh und seine Mitstreiter Zeit, sich zu entscheiden, ob sie den Aufstieg wahrnehmen.

Bis Ende Mai haben Dr. Joachim Kragelöh und seine Mitstreiter Zeit, sich zu entscheiden, ob sie den Aufstieg wahrnehmen.

Am Ende einer unglaublich erfolgreichen Saison sind die Eishockeyspieler der Wiehl Penguins nicht nur Meister der NRW-Liga, sondern aber sich auch das Aufstiegsrecht für die Regionalliga erkämpft. Axel Hemcke sprach mit Geschäftsführer Dr. Joachim Krägeloh und Trainer Ralf Alberts darüber, ob der Aufstieg machbar ist.

Zunächst einmal Glückwunsch zu einer mit Titelverteidigung und dem Aufstiegsrecht sehr erfolgreichen Saison. Haben Sie damit gerechnet?

Ralf Alberts: Dankeschön, in der vergangenen Saison sind wir nur dank des besseren Torverhältnisses knapp vor Troisdorf und eher überraschend Meister geworden. In dieser Spielzeit mussten wir nach den ersten Spielen, wie eigentlich in jeder Saison, erstmal sehen, wo wir stehen. Dann ist vieles gut für uns gelaufen, wir haben uns im Laufe der Saison die Favoritenrolle erarbeitet und konnten dieser mit dem Gewinn der Meisterschaft bis zum Schluss gerecht werden. Man wünscht sich das so, aber wirklich davon ausgehen, dass es klappt kann man nicht. Platz zwei in der Aufstiegsrunde war natürlich noch mal eine besondere Bestätigung.

Jochen Krägeloh: Wir haben vor vier Jahren zusammen gesessen, auch schon mit den meisten Spielern, und uns erhofft, dass sich die Mannschaft genau in diese Richtung entwickeln wird. Nun sind wir eigentlich da, wo wir hinwollten, und müssen nun sehen, was wir draus machen.

Herr Alberts, was waren die ausschlaggebenden Faktoren für den Erfolg?

Ralf Alberts: Ein wichtiger Punkt war sicherlich, dass sich die Mannschaft kaum verändert hat und sich alle Spieler im Laufe der Jahre weiterentwickelt haben. Darüber hinaus hat speziell vor dieser Saison das Vorbereitungsturnier im September in Pilsen die Mannschaft noch mal mehr zusammengeschweißt. Da wir in Wiehl erst spät Eis haben und die Vorbereitung dadurch sehr kurz ist, kam uns der Spielplan mit den zuerst vermeintlich leichteren Gegnern sehr gelegen. Wir hatten dann Selbstvertrauen und haben uns von Rückständen, wie noch in der Vergangenheit, nicht entmutigen lassen. Insgesamt ist die Mannschaft reifer und erfahrener geworden, obwohl wir immer noch eine sehr junge Mannschaft haben. Im Vergleich zu den Mitbewerbern und Mannschaften, die früher noch vor uns waren, sind wir gewachsen.

Welchen Anteil haben die U 20- und 1b-Trainer Kevin Barden und Akio Finkenrath an der positiven Entwicklung und am Erfolg der Mannschaft?

Ralf Alberts: Die 1b ist ja auch mit Abstand souverän Meister in der Bezirksliga geworden und die U 20 hat ebenfalls wieder um den Titel in der Regionalliga mit gespielt. Das ist schon eine beachtliche Leistung. Besonders vor dem Hintergrund, dass die jungen Spieler oft eine Dreifachbelastung mit U 20, 1b und 1. Mannschaft hatten. In den kleinen Kadern der U 20 und der 1b mussten die jungen Spieler alleine die Verantwortung übernehmen, und auch bei der 1. Mannschaft zählen einige von ihnen zu den Leistungsträgern. Es ist schon toll, wie die Trainer die Jungs dahin gebracht haben.

Herr Krägeloh, was meinen Sie damit: „Wir müssen sehen was wir daraus machen“?

Jochen Krägeloh: Mit Platz zwei in der Aufstiegsrunde haben wir uns sportlich für die Regionalligasaison 2019/2020 qualifiziert. Darüber freue ich mich sehr, und ich würde diesen Schritt auch gerne gehen. Aber ich muss natürlich auch die Mannschaft dafür haben. Nicht nur von der Anzahl, sondern auch von der Qualität der Spieler her. Wir würden es gerne mit dieser Mannschaft machen, doch nicht nur der zeitliche Aufwand wäre für alle Beteiligten ungleich höher. Allein in der Hauptrunde stünden knapp 40 Spiele an. Das hieße jedes Wochenende zwei Spiele. Wir müssen jetzt darüber sprechen, wer von den Spielern überhaupt mitziehen würde.

Herr Alberts, ist diese Mannschaft denn regionalligatauglich?

Ralf Alberts: Wir haben in der Aufstiegsrunde erlebt, dass wir mit den unteren Teams der Regionalliga mithalten können, dass aber auch diese Teams schon eine besondere individuelle Qualität und Erfahrung haben. Es würde sicherlich sehr schwer werden, denn die etablierten Regionalligisten arbeiten semiprofessionell mit bezahlten Spielern. Das ist noch mal eine andere Ebene. Wir haben sicherlich Spieler, die diese Qualität haben oder erreichen können, aber nicht in der Breite. Da müsste die Mannschaft gezielt verstärkt werden, was natürlich Auswirkungen für das jetzige sehr gute Mannschaftsgefüge hätte.

Welche Rahmenbedingungen müssten denn neben der Mannschaft erfüllt sein, um das Projekt Regionalliga anzugehen?

Jochen Krägeloh: Allein aufgrund der zusätzlichen Spiele kämen durch Fahrtkosten, Schiedsrichterkosten sowie Materialkosten, zum Beispiel für Schläger und Spritgeld für Spieler von außerhalb, deutlich höhere Kosten auf uns. Der Etat müsste um 40 000 Euro aufgestockt werden. Da bräuchten wir neben unseren jetzigen Partnern noch weitere, die das Wiehler Eishockey auf diesem Niveau unterstützen wollen. Von der Infrastruktur her sind wir in Wiehl gut aufgestellt. Die Eiszeiten, besonders die Spielzeiten samstags und sonntags müssen dann aber noch besser geplant werden.

Eine Entscheidung über den Aufstieg ist also noch nicht gefallen?

Ralf Alberts: Es gibt sicherlich gute sportliche Gründe dafür und dagegen. Für die persönliche Entwicklung einiger Spieler, wäre die Regionalliga sicher der nächste richtige Schritt. Diesen können aber wie schon gesagt noch nicht alle gehen. Für die 1b, die nur dann auch eine Liga höher gehen könnte, wenn auch die 1. Mannschaft aufsteigt, wäre es sicherlich gut. Denn in der Bezirksliga waren sie teilweise unterfordert. Entscheidend ist das Votum der Spieler und da in erster Linie vor dem Hintergrund des zeitlichen Aufwands. Es wäre nichts schlimmer, als sich regelmäßig mit einer Rumpftruppe besonders auswärts hohe Niederlagen einzuhandeln. Dann würde die Mannschaft auseinanderfallen.

Jochen Krägeloh: Ich habe noch die Hoffnung, dass wir das stemmen können, denn das war unser Ziel vor einigen Jahren. Wenn wir es jetzt nicht machen, machen wir es vermutlich nie. Allerdings muss es auch passen. Wir bräuchten schon noch Spieler, die bei uns spielen wollen und uns weiter helfen. Wir können aber nichts erzwingen. Spieler einzukaufen, damit sie bei uns spielen, wird es bei mir nicht geben. Wir brauchen jetzt etwas Zeit und Geduld. Bis Ende Mai müssen wir uns entschieden haben.

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