„Gibt es so noch nicht“Neuer E-Laster aus Wiehl für Einsatz auf der „letzten Meile“

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Der ganze Stolz: (v.l.) Christian Huber (Paul Nutzfahrzeuge), Markus Schell (BPW) und Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobilität, bei der Vorstellung des neuen E-Lkw in Wiehl.

Der ganze Stolz: (v.l.) Christian Huber (Paul Nutzfahrzeuge), Markus Schell (BPW) und Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobilität, bei der Vorstellung des neuen E-Lkw in Wiehl.

Wiehl – Markus Schell hatte das Besondere des Momentes im Sinn. „Nicht in München, nicht in Stuttgart, nicht in Lyon oder Göteborg stellen wir Ihnen heute unseren neuen E-Lkw vor“, rief der geschäftsführende Gesellschafter der BPW Bergische Achsen KG am Donnerstagmorgen. Kurz darauf öffnete sich der Vorhang, und der erste Bax rollte auf die Bühne.

Drohende Diesel-Fahrverbote: E-Laster aus Wiehl als Lösung für Innenstädte

Ein E-Lkw, wie es ihn noch nicht gebe, wie Schell erklärte, als er ihn gemeinsam mit seinen Partnern am Rande der Jahreshauptversammlung des Bundesverbands eMobilität (BEM), die am Donnerstag erstmals in Wiehl stattfand, vorstellte. Eine E-Lösung für die Innenstadt, wie sie angesichts drohender Fahrverbote für Dieselfahrzeuge immer drängender werde. Mit 300 Millionen Tonnen sei der Güterverkehr dort zwar nur ein kleiner Teil vom Ganzen.

Dennoch sei die „letzte Meile“ in der Transportkette nicht zu unterschätzen. Schell: „Da geht es eben nicht nur um die Zustellung von Paketen, sondern zum Beispiel auch um die Belieferung von Hotels, Gaststätten oder Supermärkten.“ Deshalb sei die Nachfrage von Kunden schon in der Vergangenheit groß gewesen.

Und dafür verließen die Wiehler dann auch ihre Komfortzone: BPW, sonst immer nur Zulieferer von Achsen, hat den Bax gemeinsam mit dem Nutzfahrzeughersteller Paul aus dem bayerischen Vilshofen bei Passau entwickelt. Basis ist die elektronische Achse, die die Wiehler bereits vor einigen Jahren entwickelt hatten – und mit der „die Achse zum Motorraum wird“, wie Schell es ausdrückt.

Paul ist wie BPW ein Familienunternehmen. Beide verbindet eine mehr als 50-jährige Kundenbeziehung, so Schell. So bestellten die Bayern Achsen in Wiehl. Beide seien BEM-Mitglieder, beide hätten in ihren Bereichen immer mit Fahrzeugen der Vario-Reihe von Mercedes-Benz gearbeitet.

Irgendwann sei man immer intensiver ins Gespräch gekommen. Und jetzt arbeitet man arbeitsteilig: In Wiehl entsteht die Achse, in Bayern werden die Fahrzeuge ausgerüstet. Ab Februar sollen sie auf den Markt kommen – inklusive E-Förderung ab einem Preis von 75 000 Euro, so Schell.

Ralph Brinkhaus: „Mittelstand bei Entwicklung der E-Mobilität oft übersehen“

Dass es Wiehl und keine der anderen Städte war, dass mit den Oberbergern und dem Partner aus Bayern also kein großer Automobilhersteller, sondern zwei zwar nicht kleine, aber kleinere Spieler im Geschäft waren, die diese Lösung gefunden, sei auch eine Botschaft an die Politik, sagte Schell. „Bei der Entwicklung der E-Mobilität wird der Mittelstand oft übersehen“, wieder holte er jene Kritik, die er vor einigen Wochen schon gegenüber dem damals noch alten und jetzt wieder neuen Vorsitzenden der CDU-Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus in einer Gesprächsrunde in der Halle 32 geäußert hatte.

Schells Credo damals in Gummersbach: Fördergelder würden vor allem in die Projekte der Großen fließen, nicht in Ideen des Mittelstandes. „Der Bax“, erklärte Schell am Donnerstag, „ist genau so eine Idee, die zeigt, dass auch wir Mittelständler das können.“

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Und eine Idee, die ausbaufähig sein soll. Denn die Achsenfabrik arbeitet nach eigenen Angaben auch mit anderen Partnern bereits an „großen“ Lösungen für 40-Tonner. Ein Weg, wie Schell betont, der auch für den Standort Wiehl von großer Bedeutung sei, wo BPW aktuell etwa 1500 seiner weltweit etwa 7000 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir merken jetzt schon, wie das neue Geschäft unsere Arbeit verändert.“ Da gebe es plötzlich Mitarbeiter mit ganz anderen Profilen, zum Beispiel bei der Entwicklung von Software.

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