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Nach der WahlMarc Zimmermann aus Drabenderhöhe zieht in den Landtag

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Mit dem Auto zum Zug nach Düsseldorf. Das ist der neue Arbeitsweg von Marc Zimmermann. Mobilität ist eines seiner Themen.

Mit dem Auto zum Zug nach Düsseldorf. Das ist der neue Arbeitsweg von Marc Zimmermann. Mobilität ist eines seiner Themen.

Drabenderhöhe – Der Wald ist nun Privatsache. Der Arbeitsplatz des Wildnispädagogen ist ab sofort nicht mehr die oberbergische Natur, sondern der Dschungel der Landespolitik. Statt mit den Teilnehmern seiner Kurse Bogen zu bauen oder Spuren zu lesen, wird der neue Grünen-Landtagsabgeordnete Marc Zimmermann mit anderen Parlamentariern Gesetzesvorlagen diskutieren. „Wenn ich in den Wald gehe, dann jetzt nur noch allein“, sagt der Drabenderhöher. „Das gibt mir Kraft.“

Die wird der 49-Jährige brauchen in seinem neuen Amt. Nun trifft ihn die Herausforderung nicht unvorbereitet. Der politische Aufschwung der Grünen machte es wahrscheinlich, dass Zimmermanns Listenplatz für den Einzug in den Landtag reichen würde. So konnte er vor der Wahl schon Weichen stellen. Vor allem familiär. „Bisher war ich es, der in erster Linie für die Betreuung unserer beiden Pflegetöchter zuständig war“, sagt Zimmermann. Zehn und zwölf Jahre alt sind die Mädchen. Da seine Frau als Mitarbeiterin des Kreisjugendamts eine reduzierte Stundenzahl habe und viel im Homeoffice arbeiten könne, sei die Familie aber gut aufgestellt.

Naturpädagogische Schule ruht vorerst

In seinem Beruf ist Marc Zimmermann ohnehin flexibel. In seiner naturpädagogischen Schule „Inside Nature“ ist er sein eigener Chef und hat seit Beginn des Wahlkampfs einfach keine Buchungen mehr angenommen. „Das Gewerbe ruht nun für fünf Jahre. Dann wird man sehen.“

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Seinen Sitz im Wiehler Stadtrat will er behalten, so hat Zimmermann es dem Bürgermeister bereits vor der Wahl zugesichert. Dem Drabenderhöher liegen die aktuellen Projekte der Stadtentwicklung am Herzen, sei es das Gewerbegebiet Brächen, sei es die nachhaltige Architektur des neuen Gymnasiums. „Man muss sehen, was möglich ist“, schränkt er ein. „Ich will dem Job im Rat gerecht werden. Wenn ich es nicht richtig machen und die Sitzungen besuchen kann, dann lieber gar nicht.“

Nächster Schritt: Mitarbeitende auswählen

Mit 40 Stunden Wochenarbeitszeit wird er als Landtagsabgeordneter wohl nicht auskommen, weiß Zimmermann, aber er will nach Möglichkeit jeden Abend nach Hause kommen. „Die Fahrzeit mit der Bahn nach Düsseldorf ist ja überschaubar.“ Am Dienstag hatte er seine erste Fraktionssitzung als frischgewählter Abgeordneter, bekam seinen Hausausweis und einen Wunschzettel für die technische Ausrüstung. Zudem wurde ihm ein Büro zugewiesen.

Den 40 bestgelisteten Kandidaten wurde schon Ende April ein Terminplan für die ersten drei Wochen nach der Wahl ausgehändigt. Für Marc Zimmermann gilt es nun, Mitarbeiter auszuwählen, die vielleicht schon landespolitische Erfahrungen haben und zwischenmenschlich, aber auch fachlich gut zu ihm passen. Marc Zimmermann ist erst seit 2016 Parteimitglied. Zu seinem politischen Senkrechtstart, der ihn zum aussichtsreichen Listenplatz führte, hat beigetragen, dass er ein untypischer Grüner ist, das sieht Zimmermann auch selbst so. „Ich bin kein Akademiker, sondern ein Praktiker, der auf dem Bau gearbeitet hat“, sagt der gelernte Stuckateur.

Harte Konkurrenz beim Thema Mobilität

Insofern kann er mit einer gewissen Fachkunde über Themen wie energetische Sanierung und berufliche Bildung sprechen und hofft, in einer der entsprechenden Fachausschüsse des Landtags mitarbeiten zu können. Die Mobilität interessiert ihn auch, allerdings gibt es bei diesem Thema eine harte Konkurrenz.

Das hat er schon von seiner oberbergischen Parteifreundin Sabine Grützmacher gehört, die im September in den Bundestag gewählt wurde: „Bei der Besetzung der Ausschüsse gibt es ein ziemliches Gerangel.“ Dass die Grünen aller Voraussicht nach Regierungspartei werden, dürfte den Profilierungsdrang der Kollegen, die sich bereits in den Sozialen Medien in Stellung bringen, nicht bremsen.

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Zimmermann hält sich mit Koalitionsspekulationen zurück und versichert, dass er selbst keine Präferenz für Schwarz-Grün oder die Ampel hat. Hauptsache, die Grünen kommen in die Regierungsverantwortung. Das Wahlergebnis macht auch den Neuling selbstbewusst: „Wir sind mit 18,2 Prozent jemand, an dem keiner vorbeikommt.“

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