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Pendler aus OberbergLehrer Babuszak pendelt zwischen der Kölner Südstadt und Wiehl

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In der Schulzeit fährt Lehrer Olaf Babuszak (44) täglich von Köln zum Wiehler Gymnasium.

In der Schulzeit fährt Lehrer Olaf Babuszak (44) täglich von Köln zum Wiehler Gymnasium.

Wiehl – Viele Oberberger pendeln, zum Beispiel nach Köln. Es gibt aber auch viele, die zur Arbeit hierher fahren. Wer sind sie, wie gut kennen  sie die Region und ihre  Menschen? In unserer Serie „Zur Arbeit nach Oberberg“ stellen wir einige von ihnen vor. Heute: Lehrer Olaf Babuszak.

Wenn er nicht gerade am Steuer sitzt, dann macht Olaf Babuszak gerne mal ein Nickerchen. 55 Kilometer und eine Fahrzeit von meist 45 Minuten liegen zwischen den Türen, zwischen der an seiner Wohnung in der Kölner Südstadt und der am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl.

Dort unterrichtet Babuszak seit bald 14 Jahren die Fächer Biologie und Erkunde, aber auch für Musikstunden wird der 44-Jährige eingeteilt. Ausgesucht hat sich der Pädagoge seinen Arbeitsplatz im Oberbergischen nicht: „Als Lehrer mit zwei Nebenfächern hatte ich keine Wahl, als mir die Stelle in Wiehl angeboten wurde“, blickt Babuszak zurück. Von 80 Lehrern an der Schule insgesamt haben zurzeit etwa 20 einen „Migrationshintergrund“, wie Babuszak es ausdrückt. „Die meisten sind Kölner wie ich“, sagt er, der sich einer Fahrgemeinschaft aus vier, manchmal fünf Kollegen angeschlossen hat.

Das sei sehr angenehm – nicht nur wegen des Extra-Schlafs auf der Autobahn. „Man kann endlich mal über private Dinge reden, für die im hektischen Schulalltag kein Platz ist“, erzählt Babuszak, der Vater von drei Kindern im Alter zwischen einem und sechs Jahren ist. Seine Frau, zurzeit in Elternzeit, sei früher übrigens ebenfalls zum Arbeitsort gependelt. Das Bonhoeffer-Gymnasium hat er allerdings längst schätzen gelernt: „Der Umgang mit den Schülern ist sehr angenehm.“

Seither hat Babuszak auch eine Mission: Er möchte den Oberbergern das Lachen beibringen und seiner Penne den Karneval insbesondere: „Da blutet einem Kölner schon mal das jecke Herz“, trauert der Lehrer, der mit den Pendlerkollegen gern auf dem Schulhof kölsches Liedgut anstimmt: „Dann singen wenigstens die Schüler immer gern mit“, berichtet der Lehrer. „Wir fühlen uns fast schon wie eine Widerstandsbewegung.“ Ein Widerstand, den Babuszak in der Schule auch öffentlich macht: Er dichtet kölsche Texte auf die Musik bekannter Charthits: „Stille rundherum/ Kein Trara und kein Dsching-Bumm/ Ich kann nicht mehr!/ Ja hier ist gar nichts los“, lässt er zum Beispiel beim Schulkarneval einen traurigen Lappenclown zu Alicia Keys’ Song „New York Empire State of Mind“ singen.

Apropos Karneval: Überhaupt seien die Wiehler wohl eher reserviert, findet Babuszak. Er schildert eine Aufführung, bei der drei seiner Kollegen die „Drei Tenöre“ imitiert hätten – auf Skiern stehend. „Ich habe mich bei der Generalprobe weggeworfen vor Lachen“, erinnert sich Babuszak. Bei der Aufführung habe er dann neben einem Ehepaar gesessen, das mit unbewegten Minen geklatscht habe, bevor der Mann dann lakonisch befand: „Das war lustig!“

Ähnlich sei das an den tollen Tagen, ergänzt Babuszak, dabei sei das nur wenige Kilometer weit entfernt schon ganz anders, sagt Babuszak und denkt an den Karneval in Bielstein. „Irgendwie verläuft zwischen Wiehl und Bielstein offenbar eine sehr alte Grenze.“

Schlimm findet der gebürtige Domstädter die täglichen Pendelstrecken nicht, denn den Wohnort in der Großstadt würde er zumindest zurzeit nicht aufgeben. „Meine Frau und ich bevorzugen die kurzen Wege in der Stadt und das große Angebot, das Köln in vielen Bereichen bereithält“, erklärt Babuszak und denkt etwa an die Vielfalt der Schulformen dort. „Zudem brauche ich das Urbane – für die Jugendlichen in Wiehl es sehr schade, dass es kein Kino gibt“, bedauert der Kölner. Dennoch habe er Wiehl inzwischen liebgewonnen.

Dass es eine „reiche“ Stadt ist, sei im Alltag oft zu spüren, urteilt der Gymnasiallehrer. „Wir müssen Fotokopien für den Unterricht zum Beispiel nicht abzählen.“ Durch die Berichte von Schülern und Eltern bekomme er trotz der Distanz viel vom sozialen und gesellschaftlichen Leben in der Achsenstadt mit, sagt der leidenschaftliche Karnevals-Fan. Dass er aber beim Ausgehen in der Freizeit nicht von den eigenen Schützlingen entdeckt werde, sei wiederum ein Vorzug des Abstands zwischen Wohnort und Arbeitsplatz.

Gibt es denn etwas, das er in seiner Heimatstadt vermisst? Da muss der Lehrer nicht lange überlegen: „Ein Garten fehlt uns.“ Denn eine Wohnung mit eigenem Grün sei in Köln einfach nicht zu bezahlen.

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