Stunk-Sitzung statt WiehlnessWiehler Bühne eröffnet Jubiläumsjahr mit Uraufführung

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Wiehl – Ein bayerischer Autor aus Engelskirchen, der seit 30 Jahren den rheinischen Karneval nach eigener Aussage „starr vor Ehrfurcht und Fassungslosigkeit“ erlebt. Dazu eine Lübecker Regisseurin mit Erfahrung bei der alternativen Kölner Karnevalssitzung „Fatal banal“ – was soll dabei herauskommen? Ein Stück mit dem programmatischen Titel „Die Wiehlness-Oase“. Untypisch fürs Schauspielstudio: Die (anti?-)karnevalistische Saunasitzung in mehreren Aufgüssen wurde geschrieben von einem Ensemblemitglied, nämlich von Johannes Schima. Die Uraufführung in der Regie von Britt Löwenstrom hat am Freitag Premiere.

Das bergische Wiehl als himmelblauer Fluchtpool für Karnevalshasser, als „einzige Jeckless-Area in NRW“ – darauf hoffen Norbert (Eckhard Pfiffer) und Brigitte (Barbara Wiwianka) aus der Kölner Südstadt, in die Flucht geschlagen von „besoffenen Dumpfbatzen“ und einem aufdringlichen Wildpinkler. Ruhe vor Tätää und Alaaf und Tiefenentspannung – das suchen die beiden bei Kiwi-Kohlrabi-Saunaaufguss „Bergisch pur“ und Wellness-Bällebad. Doch es kommt anders, denn ausgerechnet für diesen Tag haben sich die Betreiber der „Oase“ ein Karnevals-Special ausgedacht unter dem Motto „Jeckness in Wiehl mit viel Schweiß un Jefühl“. Und so stecken die beiden fest zwischen zwischen Massageliege und Narrenkappe.

Autobiografisch? „Ein bisschen“, gesteht der Autor, der im Stück im Hawaiihemd den Hubsi spielt. „Ich bin früher mal mit meiner Frau zusammen aus Köln nach Venlo geflüchtet – ein Reinfall, denn da kam uns beim Aussteigen aus dem Auto der Karnevalszug der Holländer entgegen.“ Heute schleppt er Besucher aus Bayern regelmäßig zum Rosenmontagszug. Fazit: Es gibt kein Entrinnen, jeder muss sich mit den „Ausartungen“ (Schima) auseinandersetzen.

„Theater und Stadt auf die Leiber geschrieben“

Das Stück ist das Erstlingswerk des Autors, „dem Theater und der Stadt Wiehl auf die Leiber geschrieben“, scherzt Schauspielstudio-Vorsitzender Thomas Knura. „Es ist sozusagen eine Weltpremiere.“ Regisseurin Löwenstrom freut sich über die Herausforderung, zusammen mit dem Autor in einem „kreativen Miteinander“ das Stück zu inszenieren. Die beiden kennen sich schon vom Karnevalskabarett „Fatal banal“, dort war auch Schima zwei Jahre lang aktiv. Das Stück ist lustig und irritierend, bitterböse und schrill – eben wie der Karneval selbst. „Das Stück ist unsere Stunksitzung“, sagt Knura über die turbulenten zwei Stunden rund um den Wiehl-Pool. Es gehe darum, „den Schalter umzulegen und Spaß zu haben“.

Ob das Norbert und Brigitte aus der Kölner Südstadt gelingt, werden die Zuschauer am Freitag herausfinden – ihnen selbst ist der Spaß dabei jedenfalls garantiert.

Die Premiere im Theater an der Warthstraße ist am Freitag, 19. Januar, 20 Uhr.

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