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Wiehler GleichstellungsbeauftragteBettina Loidl geht in den Ruhestand

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Bettina Loidl bezeichnete sich selbst oft als „Berufsemanze“.

Bettina Loidl bezeichnete sich selbst oft als „Berufsemanze“.

Wiehl – Bis zum 15. Lebensjahr dachte Bettina Loidl, die Welt sei in Ordnung. In ihrem Elternhaus gab es für sie und ihre beiden Schwestern keine klassischen Rollenzuweisungen. „Aber als ich, als technisch und handwerklich begabtes und interessiertes Mädchen, mich dann als Kfz-Mechanikerin, Werkzeugmacherin und ähnliches bewarb, bekam ich immer ein gleichlautendes Absageschreiben: Dieser Ausbildungsberuf ist den männlichen Bewerbern vorbehalten.“ Das war 1977. Im gleichen Jahr erschien die erste Ausgabe von Alice Schwarzers feministischer Zeitschrift „Emma“. Die junge Bettina kaufte sich sofort ein Exemplar.

So hat es Loidl zu Beginn der jüngsten Veranstaltung der frauenpolitischen Reihe „Forum XXelle“ erzählt. Bevor die Frankfurter Komikerin und Musikerin Claudia Brendler mit ihrem Programm „Die Zeitenbummlerin“ die Bühne des Bielsteiner Burghauses übernahm, nutzte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wiehl die Gelegenheit sich zu verabschieden. Aus persönlichen Gründen geht Loidl (57) nach 28 Jahren als Gleichstellungsbeauftragte, davon 23 in ihrer Heimatstadt Wiehl, in den vorzeitigen Ruhestand.

Auch wenn sie einst Automechanikerin werden wollte: Die Funktion der Gleichstellungsbeauftragen sei für sie nicht nur ein Job, sondern immer auch eine Berufung gewesen, versichert Loidl. „Ich habe es zu Beginn als Privileg empfunden, für meine privaten Überzeugungen bezahlt zu werden, und habe mich deshalb oft als Berufsemanze bezeichnet.“ Als sie 1990 anfing, sei sie sicher gewesen, dass „ich mir den Ast, auf dem ich sitze, selber absäge“, weil die Gleichstellung in höchstens 15 Jahren Wirklichkeit geworden sein würde. Zwar sei vieles heute gesetzlich besser geregelt: „Aber Gleichberechtigung und Gleichstellung ist lange nicht das gleiche.“ Loidls Negativbeispiele: Nur zwölf Prozent aller Vorstände in den größten Börsenunternehmen sind weiblich, unter den 692 Staatssekretären der vergangenen 70 Jahren waren es nur drei Prozent. „Es bleibt noch viel zu tun“, appellierte Loidl an die Zuhörer beiderlei Geschlechts. „Packen Sie alle weiter mit an und unterstützen Sie auch meine Nachfolgerin!“

In der langen Reihe der Menschen, die sie anschließend in ihrer Danksagung erwähnte, tauchte auch Altbürgermeister Werner Becker-Blonigen auf: Er habe ihr Rückendeckung, Anerkennung und Wertschätzung gegeben. So war es auch an diesem Abend, der damit endete, dass Becker-Blonigen Bettina Loidl einen großen Blumenstrauß überreichte und für eine nicht immer einfache, aber stets vertrauensvolle Zusammenarbeit dankte.

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