„Signs & promises“Dieser Lindlarer Komponist spielt ein Konzert für den Wald

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klavierstück Lindlar

Der Dreh zum Mu­sik­vi­deo mit Komponist Roman Nagel auf der ab­ge­holz­ten Fläche war nicht ganz einfach.

Lindlar – Zwischen umgekippten Baumstämmen, toten Fichten und jungem Grün erklingt Musik. Ein Pianist sitzt auf der abgeholzten Fläche bei Eichholz an einem Klavier, eine Ballerina tanzt, ein musikbegeisterter Junge schaut dem Musiker zu. Die leicht surreale Szene wird mit der Kamera eingefangen.

Der Lindlarer Pianist Roman Nagel hat ein Konzert für den Wald gegeben. "Signs & promises" heißt das neu komponierte Stück, das im Mittelpunkt des Musikvideos steht. "Ich habe zuvor noch nie ein Video gedreht und bin natürlich total gespannt wie es wird", verrät Nagel aufgeregt vor dem Dreh. Auch als Komponist stehe er ja noch in den Startlöchern.

Der Lindlarer war bisher als Klavierlehrer an seiner eigenen Musikschule tätig. Mit dem Gedanken, ein eigenes Stück zu komponieren und zu veröffentlichen, spielte er schon länger. Während der Corona-Pandemie hatte er dann die nötige Zeit, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und während er im ersten Lockdown zu Hause Klavierunterricht gab, sah er durch sein Fenster, wie immer mehr Fichten gefällt wurden. Borkenkäfer und Dürre ließen den Wald verschwinden. "Einerseits ist es total traurig, dass der Wald, durch den man schon als Kind spaziert ist und in dem man gespielt hat, einfach so verschwindet", findet Nagel. "Andererseits ergeben sich ein ganz neues Bild und der Platz, um Neues zu schaffen."

Melancholische Note

Bald wurde ihm klar, dass er die Melodie, die er im bereits Kopf hatte, dem Wald widmen möchte. Und so entstand "Signs & promises". Dem Thema entsprechend klingt in der Melodie eine gewisse Melancholie durch. Zugleich ist sie hoffnungsvoll und gibt Aussicht auf einen Neuanfang. "Das Video dient natürlich dazu, auf meine Musik und mich als Pianisten aufmerksam zu machen. Aber es ist mir genauso wichtig, die Situation der Wälder aufzuzeigen. Es soll ein Zeichen sein, dass sich etwas ändern muss."

Ihm ist die Aufforstung der Wälder ein großes Anliegen. Deshalb steht er auch im Austausch mit dem Projekt "Hilf dem Wald" der Lindlarerin Anna Bellinghausen, die Spenden sammelt, um Bäume pflanzen zu lassen. Wenn das Klavierkonzert auf Resonanz stößt, plant Nagel ein weiteres Waldkonzert mit mehreren Musikern. Dieses könnte live übertragen werden, mit dem Aufruf für das Aufforstungsprojekt zu spenden.

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Bevor es zu dem zweiten Konzert kommt, möchte Roman Nagel sich jedoch erstmal um die Veröffentlichung seines neuen Stückes kümmern. Der Videodreh war dabei ein wichtiger Schritt. Die Dreharbeiten und den Schnitt übernahm Ulas Atay. Er dreht überwiegend Videos für bekannte Marken und Unternehmen. Dafür ist er weltweit unterwegs. "Ich habe schon in mehr als 20 Ländern Videos produziert. Ich war in Amerika, auf den Malediven und in Südafrika", berichtete Atay. Als er für einen anderen Videodreh einmal einen Pianist benötigte, wurde er auf Roman Nagel aufmerksam. So entstand der Kontakt zwischen den beiden Männern. "Als Roman mich fragte, ob ich beim Videodreh für sein Stück dabei bin, sagte ich zu. Denn es ist so wichtig, auf den Wald aufmerksam zu machen", findet Atay.

Am Drehort dabei ist außerdem Merit Feykens. Sie hielt Nagels ersten Videodreh mit der Fotokamera fest. Mittelpunkt des Videos ist Roman Nagel selbst, der im schwarzen Jackett am Klavier sitzt.

Klavier für 20 Euro

Das Instrument, das er für den Videodreh nutzte, ersteigerte der Musiker im Internet. "Ich habe es für nur 20 Euro bekommen, obwohl es wie neu ist. Wir mussten es lediglich abstauben und neu stimmen", erzählt Nagel. Über sein Outfit habe er sich hingegen lange den Kopf zerbrochen. Letztlich entschied er sich für seine klassische Konzertkleidung: ein weißes Hemd kombiniert mit einem schwarzen Jackett und einer Fliege. "Es soll einfach authentisch sein. Ich möchte zeigen, dass der Wald und die anderen Leute hier am Set meine Zuhörer sind.".

Als Nebendarsteller waren die 15-jährige Ballerina Constanze Baston und die beiden sechsjährigen Klavierschüler Mara und Christian dabei. Und auch der fünf Monate alte Schnauzer Otis hat seinen Auftritt im Musikvideo bekommen. "Wir haben uns als Geschichte ausgedacht, dass sowohl die Ballerina als auch die beiden Kinder und der Hund Klavierklänge hören und auf unterschiedliche Wege und spielerische Weise den Weg zum Klavier und mir finden." Das Wetter spielte am Drehtag nicht mit. Als gerade alle im Wald eingetroffen waren, fing es heftig an zu regnen. Doch der Musiker und die Darsteller hatten Glück. Der Regen hörte auf, der Dreh konnte doch noch starten. Das Video soll bald auf YouTube zu sehen sein. www.roman-nagel-piano.de

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