„Verflixt und zugenäht“Freilichtmuseum Lindlar geht mit Digitalausstellung neue Wege

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Die Ausstellungsmacherinnen Katharina Ebertz, Lea Kersting, Lisa Frick, Nina Jacobi Navarro und Marie Stihl (v.l.) studieren Sozialarbeit an der Katholischen Hochschule NRW.

Die Ausstellungsmacherinnen Katharina Ebertz, Lea Kersting, Lisa Frick, Nina Jacobi Navarro und Marie Stihl (v.l.) studieren Sozialarbeit an der Katholischen Hochschule NRW.

Lindlar – Klick mich!“, steht in einer Sprechblase über dem pixeligen Papageien. Er ist das Erste was man sieht, wenn man den virtuellen Ausstellungsraum betritt. Der Vogel ist das Maskottchen einer neuen Ausstellung im Freilichtmuseum Lindlar. Um die Ausstellung zu sehen, muss man nicht nach Lindlar fahren. Denn: Die Ausstellung „Verflixt und zugenäht – Wege zu einem bewussteren Kleidungskonsum“ ist rein virtuell.

Infos über bewussten Kleidungskonsum

Thematisch dockt die Ausstellung an den Müllershammer an, der im 19. Jahrhundert zur Lumpenreißerei umgebaut wurde und 2007 ins Lindlarer Museum umzog. Die zugehörige Ausstellung „Textile Wege“ ist im Lingenbacher Tal längst zur Dauerausstellung geworden und informiert über die damals hochgefährliche Arbeit am Reißwolf.

„Schon länger gab es den Wunsch, das Angebot rund um den Müllershammer zu erweitern. Nun haben wir die Verknüpfung mit der Gegenwart und das auch noch digital – wir sind damit gleich zwei Schritte vorangekommen“, freut sich Museumsdirektor Michael Kamp über den Startschuss zur Digitalausstellung. Zwar bleibe das Museum ein Ort der Gebäude und Gegenstände, doch müsse man die Vorteile digitaler Formate nutzen, um analogen und digitalen Museumsraum zu verbinden.

Studentinnen feilen eineinhalb Jahre an dem Projekt

Umgesetzt haben die Erweiterung fünf angehende Sozialarbeiterinnen der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Köln. Marie Stihl, Lea Kersting, Katharina Ebertz, Nina Jacobi Navarro und Lisa Frick feilten anderthalb Jahre im Rahmen eines Seminars bei Professorin Anna Zembala an der Ausstellung, die den nach Lage der Statistik immensen Kleiderkonsum in den europäischen Gesellschaften und den Umgang mit Altkleidern behandelt, sowie einen Appell für mehr fair gehandelte Mode enthält. „Ohne erhobenen Zeigefinger“, wie die Macherinnen betonen.

Die Ausstellung richte sich besonders an die ab der Jahrtausendwende geborene Generation, erklärt Frick. Folglich ist der digitale Rundgang auch für Smartphones optimiert. Ein bunter Papagei begleitet die Besucher durch vier virtuelle Räume, in denen zum Beispiel verraten wird, dass man aus Ananasfasern sehr wohl ein Hemd nähen könnte, dass die momentane Organisation der Altkleidersammlung vor allem für die Umwelt problematisch ist und welche Details bereits der eingenähte Pflegehinweis erkennen lässt. Außerdem gibt es immer wieder 3D-Elemente, wie zum Beispiel Schafe. Über ihnen findet man Sprechblasen, die neue Informationen enthalten.

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Videos, eigens gestaltete Infoplakate, QR-Codes und ein Quiz fassen das Wichtigste jeder Einheit zusammen und verweisen auf weitere Quellen zum Nachlesen. „Es ist aber genauso möglich, auf den Rundgang zu verzichten und direkt einen bestimmten thematischen Raum anzusteuern“, so die Studierenden.

Tatsächlich sei die Arbeit in der Lumpenreißerei im Leppetal vor rund 150 Jahren eine sehr giftige und schmutzige Arbeit gewesen, vor allem geleistet von Frauen, berichtet LVR-Forscherin Anka Dawid-Töns, die seinerzeit den Hintergrund des Müllershammers recherchiert hat. „Aber: Diese Arbeit ist ja nicht verschwunden, sie wird inzwischen nur in anderen Ecken der Welt geleistet.“ Die Digitalausstellung sei ein vielversprechendes Instrument, um das Bewusstsein in Sachen Mode zu schärfen.

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