Alte Geräte und altes HandwerkZahlreiche Besucher beim Bauernmarkt im Museum

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Einer der letzten seiner Zunft ist Korbflechter Rolf Tippstein, der vor Ort Körbe in unterschiedlichen Varianten anfertigte.

Einer der letzten seiner Zunft ist Korbflechter Rolf Tippstein, der vor Ort Körbe in unterschiedlichen Varianten anfertigte.

Lindlar – Erntevorführungen, historisches Handwerk und einen Vorgeschmack auf den Herbst waren die Zutaten für den Bauernmarkt im LVR-Freilichtmuseum. Am Samstag und Sonntag stöbern die Besucher durch das Lingenbacher Tal und lernen viel über die frühere Arbeit auf den bergischen Höfen.

Kartoffelernte wie vor 100 Jahren

So gewährt der Oldtimer-Traktor-Club Müllenbach einen Einblick in die mühselige Kartoffelernte früherer Jahre. Peter Ansorge und Gerald Latsch spannen einen sogenannten Kartoffelroder hinter ihren Eicher-Traktor, an dem ein kleiner Pflug und vor allem ein rotierender Metallstern angebracht ist. Mit der Kraft der Zapfwelle des Traktors schleudert dieser die Kartoffeln aus der Erde auf den Acker, wo sie aufgelesen und in Körbe sortiert werden.

Zur Grasernte im vergangenen Jahrhundert informiert „Sensenmann“ Hartmut Winkels aus Windeck, der verschiedene Blätter mitgebracht hat und auch das Dengeln der Schneide erklärt. Kaum jemand beherrsche das Mähen mit der Sense heute noch – das Interesse junger Menschen werde jedoch stetig größer. „Vermutlich liegt das an wachsendem Umweltbewusstsein. Außerdem mäht die Sense ohne Abgase, Lärm und man braucht nicht viel Kraft“, so Winkels.

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Einer der letzten Korb- und Flechtmeister der Republik

In der Baugruppe „Hof zum Eigen“, einem der beiden großen Marktplätze, erklären Experten am Beispiel des Strohballenhauses die Dämmeigenschaften natürlicher Baustoffe. Gleich nebenan dröhnt ein Korndrescher aus den 1950er-Jahren, der über einen Riemen angetrieben wird. Während die Körner in Säcken landen, bündelt die Maschine das Stroh gleich paketweise für den Winter.

Vor dem Lingenbacher Hof sortiert Rolf Rippstein unterdessen seine Weidenzweige. Rippstein stammt aus dem bayerischen Sand am Main und ist einer der letzten Korb- und Flechtmeister der Republik. Zwischen Quittenschnaps und Dekorativem aus Kürbissen oder Heu beginnt er mit seiner Arbeit, die schnell Publikum anzieht. Rund um seinen Heimatort baue man die Weiden praktisch wie Mais an. „Ein Schlepper mäht das Feld einmal im Jahr ab.“

Mit wenigen Handgriffen hat Rippstein den Boden eines Korbes geflochten. Hinter ihm steht ein aufwendig konstruierter Sessel aus Rattan. Für dessen Bau müsse man die Pflanzenrohre zunächst mit heißem Dampf behandeln, um sie biegen zu können. Genaueres will Rippstein nicht verraten, seine Familie verarbeitet das Material seit mehreren Generationen und hat ihre Betriebsgeheimnisse.

Auf dem Weg zu den Ständen und Vorführungen des Bauernmarktes führt kein Weg an Mechthild Stamm vorbei. Die Chefin der Burscheider Obstanlagen Mönchhof wirbt vor allem für die Äpfel und Heidelbeeren in ihrer Auslage – und verrät Details einer außergewöhnlich frühen Apfelernte. „Ich bin hier Stammgast, konnte den Elstar aber noch nie beim Bauernmarkt Ende August anbieten“, berichtet Stamm. Sie rechne mit einer leicht unterdurchschnittlichen Erntemenge. Dafür hätten die vielen Sonnenstunden den Äpfeln in diesem Jahr aber eine besondere Eigenschaft verpasst, die die Besucher beim Probieren auch schnell bestätigen: Der Elstar 2018 ist richtig süß.

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