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Andere Art der TankstelleAuf dem Hof Kürten kann man frische Biomilch abzapfen

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Seit vier Jahren steht in Wipperfürth auf dem Biohof von Manfred Kürten eine Milchtankstelle.

Seit vier Jahren steht in Wipperfürth auf dem Biohof von Manfred Kürten eine Milchtankstelle.

Geld einwerfen, Klappe auf, Flasche rein, Knopf gedrückt halten und die frische Biomilch  direkt nach Bedarf abfüllen – so einfach funktioniert die Milchtankstelle auf dem Biohof von Familie Kürten. Seit vier Jahren steht der Milchautomat in einem eigens dafür gebauten Holzhäuschen  auf dem Hof in Wipperfürth-Herweg und wird seitdem gut angenommen.

Die Idee hatte Landwirt Manfred Kürten, der auf anderen Bauernhöfen in der Gegend auf dieses System aufmerksam geworden und selbst schnell überzeugt war. „Die Nachbarn haben sich auch vorher schon Milch aus den großen Tanks bei uns geholt, aber das war immer mit viel Aufwand verbunden“, sagt der Landwirt. Dank der Milchtankstelle sei der Milchverkauf nun einfacher, denn wer möchte, kann  sich die Milch  ohne Hilfe abzapfen – und zwar rund um die Uhr. „Manche kommen tatsächlich nachts vorbei, nach ihrer Spätschicht, oder  ganz früh morgens vor der Arbeit“, berichtet Sohn Christian Kürten.

Frische Milch auch für die Kälber

150 Liter passen in den Tank des Automaten – „wir machen ihn aber selten ganz voll, denn die Milch kann nur zwei Tage darin bleiben und soll ja immer frisch sein“, erklärt Manfred Kürten. 60 Liter werden im Schnitt aber immer in den Automaten gefüllt und innerhalb von zwei Tagen abgezapft. Bleibt doch mal Milch übrig, wird die für die Kälber weiterverwendet, die auf dem Hof stets mit frischer Milch getränkt werden. Von den 180 Kühen sorgen zurzeit  60 dafür, dass jederzeit Milch zur Verfügung steht.

 Ein Liter frische Biomilch kostet am Automaten 1,50 Euro – ein fairer Preis, meinen die Kürtens. Nachwuchsbauer Christian erklärt: „Wir haben einfach gerechnet, was wir selber benötigen, um die Kosten zu decken. 50 Cent pro Liter bekommen wir von der Molkerei, jeweils 50 Cent berechnen wir außerdem noch  für Strom und für den Arbeitsaufwand.“ Der 32-Jährige und sein Vater  sind sich  sicher: Wer wirklich Bio haben will, der zahlt auch dafür.

Stammkunden auch aus Köln

An der Bundesstraße 305 weisen Schilder auf die Milchtankstelle hin. Vor allem am Wochenende locken sie Ausflügler, oft von weiter weg, auf den Biohof. „Wir haben viele Kunden, die immer wieder kommen und die kommen tatsächlich eher von außerhalb – viele aus Köln. Andere kommen  dagegen einmalig vorbei, einfach  aus Neugierde“, erzählt Manfred Kürten. In der näheren Umgebung war der Wipperfürther Biohof der erste Hof, der frische Milch in Bioqualität zum direkten Abzapfen anbot. Das unterscheide ihn von den anderen Höfen mit Milchtankstelle. Ein Alleinstellungsmerkmal zu haben, sei heutzutage nicht unerheblich, um von der Landwirtschaft leben zu können, betont der 60-jährige Landwirt: „Die Direktvermarktung ist für uns ein wichtiges Geschäft.“

 Neben der Biomilch verkaufen die Kürtens als zertifizierter Schlachtbetrieb bereits seit 2005 das Rindfleisch ihrer eigenen Tiere. Ein Rind wird in den Wintermonaten pro Woche geschlachtet. Die Kunden können das Fleisch auf Wunsch bestellen, ein Kilo samt Suppenknochen kostet 10 Euro.

Viele machen sich nicht die Mühe

Das Bewusstsein der Menschen für nachhaltige und regionale Produkte sei zwar größer geworden,  Christian Kürten bedauert jedoch: „Viele machen sich trotzdem nicht die Mühe, zu uns zu fahren, denn es ist ein Umweg, und es kostet mehr Zeit. Die hat ja heute fast keiner mehr.“ Der Weg in die Supermärkte, wo es sämtliche Produkte  an einem Ort gebe, sei dagegen einfach und für viele verlockend.  Für die Zukunft hoffen die Kürtens, dass die Milchtankstelle  auch weiterhin  gut angenommen wird, denn der heiße Sommer hat auch dem Biohof finanziell zugesetzt. Zehn Milchkühe mussten abgegeben und die restlichen Tiere aufgrund vertrockneter Wiesen zugefüttert werden.

Direkt neben dem Milchautomaten haben die Kürtens übrigens einen Kühlschrank aufgestellt, in dem zusätzliche Milchprodukte wie Joghurt und Quark sowie Eier von den Hofhühnern parat liegen und für wenig Geld mitgenommen werden können. „Die meisten sind ehrlich und legen das Geld in das Schälchen, dass wir aufgestellt haben“, freut sich Manfred Kürten.

Wer gerne einmal selbst frische Biomilch an einer Milchtankstelle abzapfen möchte, der kann jederzeit auf dem Biohof Kürten, Herweg 1, in Wipperfürth vorbeischauen.

Standorte weiterer Milchtankstellen

Neben dem Biohof der Familie Kürten in Wipperfürth besitzen auch weitere Landwirtschaftsbetriebe in Oberberg eine eigene Milchtankstelle. Biomilch abzapfen kann man etwa in Waldbröl-Happach auf dem Hof Overhoff. In Engelskirchen gibt’s eine Milchzapfanlage auf dem Bauernhof Wiese (Engelskirchener Straße 43). In Wipperfürth gibt’s frische Milch auch auf dem Bauernhof  Schuster, Vordermühle 4, und in Lindlar  auf dem Biohof der Familie Spicher, Altenlinde 58.  (lth)

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