Anmeldungen laufenErster Kindergarten in einem Freilichtmuseum entsteht in Lindlar

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So wie hier beim Aeppelsfess sollen künftig auch die Kindergartenkinder im Museum spielerisch Erfahrungen mit Natur und Landwirtschaft machen können.

So wie hier beim Aeppelsfess sollen künftig auch die Kindergartenkinder im Museum spielerisch Erfahrungen mit Natur und Landwirtschaft machen können.

  • Museumsleiter Michael Kamp war Feuer und Flamme für die Idee.
  • In Lindlar entsteht der bundesweit erste Kindergarten in einem Freilichtmuseum.
  • Bereits im Sommer 2020 soll die Natur-Kita eröffnen.

Lindlar – Ein Kindergarten, der in einem Freilichtmuseum untergebracht ist – das hat es in Deutschland noch nie gegeben. In Lindlar entsteht 2020 ein neuer Kindergarten für 40 Kinder: Die Natur-Kita im LVR-Freilichtmuseum, getragen von den Johannitern in Oberberg. Schon mit Beginn des neuen Kita-Jahres, im Sommer 2020, soll die Einrichtung eröffnen. Die Begegnung der Kinder mit der Natur ist das zentrale pädagogische Ziel, – ob Kartoffeln ernten, Salat anbauen oder Hühner füttern. Der neue Kindergarten soll damit ein Muster für nachhaltiges Handeln werden, ganz im Sinn der Agenda 2030.

Die Idee entstand, weil der Oberbergische Kreis in Lindlar einen neuen Kindergarten bauen wollte, aber kein geeignetes Grundstück fand. In ersten Gesprächen mit dem Förderverein des Freilichtmuseums kam die Idee auf. Wäre das Museumsgelände nicht vielleicht geeignet?

Bedenken kamen nach der Begeisterung auf

Museumsleiter Michael Kamp war Feuer und Flamme für die Idee. Denn schließlich gehört Umweltbildung zu den Kernzielen des Museums – und wo könnte man damit besser anfangen als bei den Jüngsten? Doch es gab auch Bedenken: Was passiert, wenn ein Kind ausbüchst oder eine Erzieherin von einem Tier gebissen wird? Wie soll die Finanzierung funktionieren? Werner Hütt war als Geschäftsführer des Fördervereins des Freilichtmuseums an den Verhandlungen mit Kreis, Johannitern und Museum beteiligt. Johanniter und Museum pflegen schon seit 15 Jahren eine Partnerschaft.

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Der LVR schließt mit dem Förderverein einen Erbbaupachtvertrag für das rund 1500 Quadratmeter große Grundstück und zahlt dafür einen Erbpachtzins. Das Land NRW trägt die Baukosten – pro Kindergartenplatz gibt es 30 000 Euro vom Land – das macht 1,2 Millionen Euro Landesmittel. Der Förderverein wird Bauherr und Eigentümer des 450 Quadratmeter großen Gebäudes und vermietet das Gebäude an die Johanniter. Die zahlen ihrerseits unter Anrechnung der Landesfördermittel dem Förderverein eine Miete für den Unterhalt des Gebäudes und zur Deckung des Erbpachtzinses.

Bisher kein konkreter Nutzen für Vereinsmitglieder

„Wir hätten ohne dieses Modell einen Kredit bei einer Bank aufnehmen müssen“, erklärt Hütt. Für die jetzige Lösung musste der Lindlarer Verein seine Satzung ändern und dort den Erziehungszweck verankern. „Die meisten unserer Mitglieder haben zugestimmt“, so Hütt. Um das Projekt wie vorgesehen zu realisieren, hofft der Förderverein zusätzlich auf Spenden, Spendenquittungen können ausgestellt werden.

Für den Verein selbst, mit knapp 1700 Mitgliedern einer der größten Vereine der Region hat der Neubau ebenfalls einen konkreten Nutzen. Einer der beiden Gruppenräume kann für interne Veranstaltungen genutzt werden, zum Beispiel die jährliche Mitgliederversammlung.

NRW fördert keine biologische Bauweise von Kindergärten

Der behindertengerechte Neubau entsteht am Nordeingang, neben Haus Dahl und der Museumsherberge, soll auch dem ökologischen Anspruch des Museums gerecht werden. Der Bau, ein Entwurf von Wirths Architekten aus Morsbach-Holpe, wird als Fertig-Holzhaus mit zwei Pultdächern und einer Luft-Wärme-Pumpe als Heizung ausgeführt. Ausgeführt wird der Bau von der Korona Holz und Haus GmbH aus Bergisch Gladbach. Falls das Geld am Ende reicht, soll zusätzlich eine kleine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert werden, um den Kindern zu zeigen, wie Ökostrom gewonnen wird.

Was Museumsleiter Michael Kamp allerdings ärgert, ist die Tatsache, dass das Land NRW zwar den Bau neuer Kindergärten fördert, nicht aber in biologischer Bauweise wie in Lindlar. Das Budget reiche eigentlich nur für einen konventionellen Bau. „Alle Politiker reden davon, wie wichtig der Klimaschutz ist, aber sie handeln nicht entsprechend“, so Kamp. Und so hofft man in Lindlar auf Fördermittel des Bundes.

Sarah Ostendorf leitet den Johanniter-Waldkindergarten in Lindlar und freut sich über das große Interesse an der geplanten neuen Kita. Dass beide Einrichtungen, die Waldkita wie auch die neue Natur-Kita, etwas außerhalb des Ortskerns liegen, sei kein Problem und widerspreche auch nicht dem ökologischen Anspruch. „Viele Eltern entscheiden sich ganz bewusst für unsere Einrichtung und bringen und holen ihre Kinder mit dem Fahrrad oder zu Fuß.“

Museumsleiter Michael Kamp freut sich, dass künftig 40 Kindergartenkinder im Museumsgelände herumwuseln. „Das bringt Leben ins Haus.“

Weitere Infos zum neuen Kindergarten gibt es im Waldkindergarten der Johanniter Oberberg, Telefon 01 72/37 03 147. Anmeldungen sind ab sofort möglich.

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