Arbeiten beim NachbarnHolz Richter und die Lang AG kooperieren in der Corona-Krise

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Zehn Lager-Mitarbeiter der Lang AG wechseln vorübergehen den Arbeitgeber. Sie sind jetzt leihweise für Holz Richter tätig und bekommen damit weiter ihr volles Gehalt anstelle des Kurzarbeitergeldes.

Zehn Lager-Mitarbeiter der Lang AG wechseln vorübergehen den Arbeitgeber. Sie sind jetzt leihweise für Holz Richter tätig und bekommen damit weiter ihr volles Gehalt anstelle des Kurzarbeitergeldes.

Lindlar – Es ist ein ungewöhnlicher Deal, den die Firma Holz Richter und die Lang AG geschlossen haben. Zehn Mitarbeiter der Lang AG, allesamt im Lager tätig und mit Staplerschein, haben zum 1. April vorübergehen den Arbeitgeber gewechselt, sie sind jetzt für den Baustoff- und Holzhandel tätig. Die beiden Firmen sind Nachbarn im Industriegebiet Klause, beide profitieren von dem Deal.

Beide Seiten profitieren vom Deal

Gut 300 Mitarbeiter hat die Firma Holz Richter, und die haben derzeit mehr als gut zu tun. Das Geschäft brummt. Zum einen hat die Gartensaison begonnen. Viele Menschen sind wegen der Corona-Krise zuhause und haben Zeit für Haus und Garten. Handwerker besorgen sich Material auf Vorrat, weil sie fürchten, der Nachschub könne irgendwann stocken. „Vor allem der Online-Handel boomt“, sagt Geschäftsführer Dr. Markus Richter. Sowohl über den eigenen Holz-Richter-Onlineshop Casando als auch über Marktplätze wie Ebay und Amazon werde man von der Nachfrage nach Terrassendielen, Hochbeeten, Grills und Co. geradezu überflutet.

In dieser Situation hörte Richter von einer Kooperation zwischen McDonald’s und Aldi. Während die Fast-Food-Kette viele Restaurants wegen der Corona-Ausbreitung herunterfahren musste, kommt der Discounter kaum noch mit dem Einräumen der Ware nach. Die Lösung: Mitarbeiter der Burger-Kette, die in Kurzarbeit geschickt wurden, arbeiten jetzt für eine Übergangszeit beim Discounter.

Schwere Zeiten

Richter griff zum Telefonhörer und rief Tobias Lang, den Geschäftsführer der Lang AG, an. Der Marktführer für den Verleih von hochwertiger audiovisueller Präsentationstechnik macht gerade schwere Zeiten durch. Das Messegeschäft ist völlig zum Erliegen gekommen, und damit auch die Nachfrage nach Miet-Geräten. Notgedrungen hat die Firma Kurzarbeit angemeldet. „Das Instrument Kurzarbeit ist absolut sinnvoll, denn wir wollen alle Arbeitsplätze halten“, so Lang.

Rund 20 Mitarbeiter habe man gefragt, ob sie interessiert seien, vorübergehend zu Holz Richter zu wechseln. Die Hälfte habe angenommen. Sie verdienen jetzt ihr ganz normales Gehalt weiter – für Kurzarbeit gibt es dagegen nur 60 Prozent des Nettolohns, mit Kindern 67 Prozent. Ganz nebenbei profitiert auch der Staat, spart er doch für zehn Beschäftigte das Kurzarbeitergeld.

Während McDonalds und Aldi eine Personalpartnerschaft beschlossen haben – dort werden die Mitarbeiter vom neuen Arbeitgeber zu dessen Konditionen befristet eingestellt – haben Holz Richter und Lang eine Personalüberlassung vereinbart. Ein Modell, dass sonst den Zeitarbeitsfirmen vorbehalten ist. Die Lang-Mitarbeiter bleiben bei ihrem bisherigen Arbeitgeber, sie werden nur übergangsweise verliehen. Wie Markus Richter erklärt, würde beide Firmen ohnehin eine ähnliche Lagersoftware einsetzen, bei der die Waren über QR-Codes auffindbar sind. Auch die Sicherheitseinweisungen für die Staplerfahrer lassen beide Unternehmen vom gleichen Büro durchführen. Ein neuer Kollege war sogar früher bei Holz Richter angestellt. Er kennt den Betrieb daher gut und kann dieses Wissen an seine Kollegen weitergeben.

Am Ende verlieren alle

Doch auch wenn das Geschäft gut läuft, hätte Markus Richter gerne auf die Corona-Krise verzichtet. „Am Ende werden wir alle verlieren“, ist er sicher. Derzeit würden viele Käufe nur vorgezogen. Er hofft, dass nicht die ganze Wirtschaft massiven Schaden nimmt. „Die Wirtschaft ist wie ein Organismus, ein riesiges Uhrwerk. Wenn immer mehr kleine Zahnräder wegbrechen, funktioniert irgendwann die ganze Maschine nicht mehr.“

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Sein Nachbar Tobias Lang ist trotz der Krise guten Mutes. „Viele Aufträge werden nur nach hinten verschoben, so wie die Olympischen Spiele, wir haben bereits Aufträge für 2021.“ Das Problem sei nur, dass man dann irgendwann vor einem Berg von Aufträgen stehe, die Kapazitäten aber begrenzt seien.

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