BrennholzFörster beobachten immer häufiger Holz-Diebstähle und Betrug übers Internet

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Einen Kofferraum voll Holz wollte am Mittwoch ein 53-jähriger Belgier über die Grenze schmuggeln.

Einen Kofferraum voll Holz wollte am Mittwoch ein 53-jähriger Belgier über die Grenze schmuggeln.

Wipperfürth/Lindlar – Der Preis für bergisches Ofenholz steigt weiter. Für den Schüttraummeter Buche oder Eiche werden um die 100 Euro fällig – einige wenige Anbieter aus der Region kalkulieren inzwischen sogar mit bis zu 140 Euro.

Diese Entwicklung lockt Gauner an. „Wir warnen davor, aufgearbeitetes Holz im Wald zu lagern. Was fertig ist, sollte man noch am gleichen Tag mit nach Hause nehmen“, rät Kay Boenig, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land in Gummersbach. Ähnlich sieht man es beim Holzkontor Rhein-Berg-Siegerland mit Sitz auf Metabolon. „Wir registrieren in den vergangenen zwei bis drei Monaten eine Zunahme von Holzdiebstählen“, berichtet Geschäftsführer Berno von Landsberg-Velen.

Regelmäßig habe es sich indes um „Kleinstmengen“ gehandelt, die mit dem Pkw-Anhänger abtransportiert wurden. Von einer „bergischen Holz-Mafia“ wolle er deshalb nicht sprechen, so von Landsberg-Velen.

Oberberg: Polizei warnt vor Betrügern

Bei der oberbergischen Polizei sorgen Betrugsmaschen rund ums Ofenholz für Aufmerksamkeit. „Das passiert entweder dadurch, dass Käufer auf Kleinanzeigen im Voraus Geld überweisen, aber nie Holz geliefert bekommen. Oder durch komplette Fake-Shops, die auf den ersten Blick einen serösen Eindruck machen und mit günstigen Angeboten werben“, erklärt Polizeisprecher Michael Tietze. Der Schüttraummeter für 79 Euro sei ein häufig genutztes Lockmittel.

Spätestens mit dem Ukraine-Krieg ist die Nachfrage nach Ofenholz explodiert, bestätigen alle Holzhändler aus der Region. Neue Kunden nimmt aktuell niemand mehr an. Gleichzeitig stocke auch der Nachschub an Laubholz. Woran liegt das? „Grundsätzlich wäre ausreichend Laubholz vorhanden – zuletzt haben ja die Stürme im Februar dieses Jahres etliche Bäume umgeworfen“, betont Forstamtsleiter Boenig, der gleichwohl einen „Bruch bei der Brennholzversorgung“ feststellt. „Das Problem ist, dass wir uns viel zu lange auf die Fichte konzentriert und deshalb die Durchforstung der Laubwälder vernachlässigt haben.“

Holzverkauf in Oberberg: Probleme bei Vermarktung

Nach Bedenken des Bundeskartellamtes hat die Landesregierung den Holzverkauf durch den Landesbetrieb Wald und Holz NRW seit 2018 erheblich eingeschränkt. „Früher haben unsere Förster Interessenten und die Waldbesitzer zusammengebracht, das geht nun leider nicht mehr. Es ist eine Entscheidung der Politik“, bedauert Boenig.

Die Vermarktung von Holz aus Privatwäldern hat im Oberbergischen vor allem das Holzkontor Rhein-Berg-Siegerland übernommen, in dem etliche Forstbetriebsgemeinschaften organisiert sind. „Momentan denkt tatsächlich niemand an eine Laubwald-Durchforstung, weil alle Beteiligten in der Vermarktungskette immer noch mit der Fichte beschäftigt sind“, betont Holzkontor-Chef von Landsberg-Velen.

Oberberg: Wird es besser, wenn die Fichte weg ist?

Zuletzt habe man angesichts steigender Preise und täglicher Anrufe von interessierten Holzkäufern eine Laubholz-Abfrage bei sämtlichen Mitgliedern gestartet. „Ohne Resonanz“, betont von Landsberg-Velen. Unabhängig davon sei das Holzkontor auf die Nachfrage semiprofessioneller Brennholzhändler noch nicht eingestellt. „Wir haben in den vergangenen vier Jahren drei Millionen Festmeter Holz verkauft. Wenn nun jemand zwei oder drei Raummeter haben möchte, braucht das eine viel feingliedrige Organisation, die wir erst noch aufbauen“, erklärt der Geschäftsführer.

Paul Becker ist Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Wipperfürth. Erst vergangene Woche hat er nahe Egen einen Mann im Wald erwischt, der Stammholz mit einer Bügelsäge zerkleinerte und in seinem Kombi stapelte. „Früher nahm die Industrie den Stamm eines Laubbaumes und die Krone mit ihren Ästen wanderte ins Brennholz“, erinnert sich Becker. „Inzwischen kaufen die Betriebe den gesamten Baum. Die Spitzen kommen dann etwa in die Spanplatte“, verdeutlicht Becker einen weiteren Grund für fehlenden Laubholz-Nachschub.

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In Lindlar beobachtet Winfried Hartkopf, Chef der dortigen FBG, den Markt. Er ist davon überzeugt, dass sich mit dem Verschwinden der Fichte viele Probleme lösen werden. „Wenn die Fichte weg ist, wird der Laubwald zwangsläufig mehr Aufmerksamkeit bekommen. Und dann werden Angebot und Nachfrage den Preis unabhängig von anderen Schauplätzen direkt festlegen.“

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