Die Heimat ist 30 Flugstunden entferntOberberger im Ausland grüßen zum Jahreswechsel

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Nicht die drei Weisen aus dem Morgenland reiten hier auf Kamelen, sondern Frank Ochel und Begleiter in der australischen Wüste.

Nicht die drei Weisen aus dem Morgenland reiten hier auf Kamelen, sondern Frank Ochel und Begleiter in der australischen Wüste.

Oberberg/ Kapstadt/ Melbourne/ Boston/ Huntsville – Der Heimatbesuch musste in diesem Jahr wegen Corona ausfallen. Um so herzlicher fällt das Lebenszeichen aus, mit dem sich diese Oberberger zur Jahreswende bei den Landsleuten im Heimatkreis melden.

Kapstadt

2020 ist schon fast vorbei, und ich kann nicht glauben, wie schnell das Jahr vergangen ist. Es war viel geplant, aber einiges musste auf Grund von Corona auf der Strecke bleiben, vorneweg der geplante Heimaturlaub in Deutschland im Mai. Denn seit Januar 2019 lebe ich in Kapstadt, im schönen und zurzeit sommerlichen Südafrika. Das letzte Mal war ich im September 2019 in Gummersbach. Damals pünktlich zum Geburtstag meines Vaters, Bajrush Saliu. Leider habe ich den 70. Geburtstag im September 2020 coronabedingt verpassen müssen.

Doch warum überhaupt Südafrika? Nach einem Urlaub, den ich hier 2018 verbrachte, habe ich mich einfach mal nach Jobs umgeschaut. Denn das Verlangen nach etwas Neuem und Anderem war schon länger in mir erwacht. Die erste Bewerbung war erfolgreich und dann ging alles schnell. Auflösung der Wohnung in Köln, Verkauf aller Möbel und der ein oder andere Flohmarktverkauf. Den letzten Monat verbrachte ich dann in Gummersbach, bevor es los nach London ging. Dort erhielt ich Schulungen und wartete auf mein Visum für Südafrika.

Auf Hawaii gibt es vielleicht kein Bier, aber in Südafrika durchaus. Dort hat Viola Saliu mit Freund Ricko das Glück gefunden.

Auf Hawaii gibt es vielleicht kein Bier, aber in Südafrika durchaus. Dort hat Viola Saliu mit Freund Ricko das Glück gefunden.

Zum Glück konnte ich Weihnachten 2018 noch einmal meine Familie und Freunde in Oberberg besuchen und dann ging es ab in den Sommer nach Kapstadt. Seitdem genieße ich das Land und die Leute und vor allem die Natur. Berge, Meer und Weingebiete – alles ist um die Ecke. Und obendrauf bin ich seit Februar 2019 in einer unfassbar tollen Beziehung mit Ricko, geboren und aufgewachsen in Südafrika. Ein wunderbarer Mensch, der mir in Zeiten, in denen ich Familie und Freunde vermisse, so viel Halt gibt.

Zusammen wohnen wir nun seit dem Start des Lockdowns im März 2020 in Boston, Bellville, einem Vorort von Kapstadt. Weihnachten verbringen wir auf einem lang ersehnten Roadtrip durch Südafrika, von der Westküste zur Ostküste und zurück. Ein sommerliches Weihnachten und Silvester wartet auf uns.

Ich wünsche meiner Familie und all meinen Freunden wunderschöne Weihnachten und nur das Beste für das Jahr 2021.

Viola Saliu

Melbourne

Ich stamme ursprünglich aus Bergneustadt und bin dort bis zum Studium aufgewachsen. Danach hat es mich zunächst nach Frankfurt und dann nach Melbourne, mit fünf Millionen Einwohnern Australiens größte Stadt, verschlagen. Hier lebe ich seit nun mehr 20 Jahren und bin gut in das hiesige Leben integriert. Mein Kontakt in das Oberbergische ist jedoch immer noch sehr stark, denn wir verbringen meist jedes Jahr entweder den Sommer oder die Weihnachtstage „zu Hause“.

Dieses Jahr wird daraus allerdings nichts, da Australien die Auslandsgrenzen schon im März geschlossen hat und man weder aus- noch einreisen kann. So fühle ich mich dieses Jahr das erste Mal so richtig „weit weg“, denn in anderen Jahren kann man ja immer „schnell“ nach Hause fliegen. Ich freue mich also riesig darauf, hoffentlich im Sommer 2021, endlich für 24 bis 30 Stunden ins Flugzeug zu steigen, um wieder meinen Vater, Familie und Freunde zu sehen.

Das Weihnachten im australischen Sommer ist etwas, woran man sich auch nach 20 Jahren nicht so richtig gewöhnt. Was allerdings schön ist, sind die langen und warmen Tage, die auch nach langem Lockdown wieder voller Leben sind. Wir werden Weihnachten hier mit Freuden verbringen, die auch aus Europa kommen und genau wie wir ihre Familien diese Jahr nicht besuchen können. Natürlich gibt es trotzdem einen Adventskranz und einen Weihnachtsbaum – den allerdings aus Plastik. Was hier an Weihnachten ganz anders ist, ist, dass sich der Familienkreis um Freunde und Bekannte erweitert und alles recht locker – eben „ozzy“ (australisch) – angegangen wird.

Corona hat natürlich auch uns sehr betroffen. Zwar sind die Fallzahlen bei weitem nicht so hoch wie in Deutschland, dafür hatten wir hier aber sehr starke Beschränkungen, gerade auch in Melbourne. Zunächst wurden schon im März die Außengrenzen geschlossen, dann nach und nach auch die zwischen den einzelnen Bundesstaaten und zuletzt sogar eine Linie zwischen der Stadt Melbourne und den umliegenden Kreisen gezogen. Unser zweiter Lockdown erstreckte sich über 120 Tage.

Im ÖPNV und den Geschäften gilt jetzt Maskenpflicht. Ich freue mich sehr auf meinen nächsten Besuch in Oberberg. Am meisten auf eine schöne Zeit mit meinem Vater, ein Bier mit Freunden, in der Aggertalsperre zu schwimmen, das satte Grün im Wald und die kurvenreichen Straßen.

Ich sende fröhliche Grüße und ein paar Sonnenstrahlen aus Melbourne!

Frank Ochel

Boston

Ich arbeite seit nunmehr fünf Jahren als Wissenschaftler am Dana-Farber-Krebsforschungsinstitut im US-Bundesstaat Massachusetts. Ich werde die Weihnachtsfeiertage mit meiner venezolanischen Frau Andrea in Boston verbringen. In Venezuela ist es Brauch, den Weihnachtsbaum schon Ende November zu schmücken. Dies haben wir dieses Jahr auch so gemacht, da wir wegen der Corona-Pandemie überwiegend zu Hause gewesen sind. Dadurch hatten wir eine sehr schöne vorweihnachtliche Stimmung in unserer Wohnung.

Die Corona-Pandemie hat meinen Arbeitsalltag dieses Jahr sehr verändert. Unser Labor wurde von März bis Juni komplett geschlossen, und seitdem arbeiten wir im Zwei-Schichtbetrieb, um ausreichend Abstand zwischen den Mitarbeitern zu gewährleisten. Ich war über die im Vergleich zu Deutschland fehlende Koordination der Maßnahmen und das Herunterspielen der Coronavirusgefahr durch die US-Regierung sehr erschrocken. Boston und Massachusetts als Bundesstaat sind aber sehr liberal und glauben an wissenschaftliche Erkenntnisse, sodass die Pandemiemaßnahmen vom Großteil der Bevölkerung hier glücklicherweise respektiert wurden.

Im berühmten Indian Summer ist Jens Köhler mit Ehefrau Andrea durch die White Mountains in New Hampshire gewandert.

Im berühmten Indian Summer ist Jens Köhler mit Ehefrau Andrea durch die White Mountains in New Hampshire gewandert.

Hier vermisse ich vor allem die traditionellen Weihnachtsmärkte in Oberberg mit leckerem Glühwein. Weihnachten werden wir ein Käse-Fondue machen, Plätzchen backen und mit unseren Familien in Gummersbach und Dallas/Texas über Skype einige schöne Stunden verbringen. Für 2021 wünschen wir uns auch hier natürlich alle, dass mit dem Start der Impfungen die Pandemie schnell besser wird und dass wir uns wieder mit Freunden treffen und Restaurants besuchen können. Da viele meiner Bekannten hier in der Forschung tätig sind, freuen wir uns ganz besonders auf die kommende US-Regierung unter Joe Biden, da die Akzeptanz von ausländischen Forschern deutlich besser sein wird.

Persönlich hoffe ich, dass die Reisebeschränkungen nach Europa wieder aufgehoben werden, da ich leider seit anderthalb nicht mehr in Deutschland oder Gummersbach gewesen bin.

Jens Köhler

Huntsville

Ich lebe seit fast 38 Jahren in Huntsville, Alabama, in den USA. Mein Mann war amerikanischer Berufssoldat, und wir haben uns in Deutschland kennen gelernt. Ich arbeite seit 29 Jahren für das Huntsville Hospital als Pharmazeutisch-Technische Assistentin. „Andere Länder, andere Sitten“ sagt man ja. Es ist schon manchmal eine Herausforderung gewesen, sich einzugewöhnen und anzupassen. Aber wir sind alles Menschen, die an großen Feiertagen als Familie zusammenkommen und Zeit miteinander verbringen wollen. Eine gute Mahlzeit mit verschiedenen Gerichten ist da natürlich unverzichtbar.

Besuch von Santa Claus bekam Andrea Evans in der US-Klinik, in der sie als Pharmazeutisch-Technische Assistentin arbeitet.

Besuch von Santa Claus bekam Andrea Evans in der US-Klinik, in der sie als Pharmazeutisch-Technische Assistentin arbeitet.

Ich erinnere mich gut an die Gemütlichkeit und Ruhe, die man an den Feiertagen hatte. 2020 hat mit Corona einen Wurm ins Leben gebracht, und man muss sich der Situation anpassen. Die eigene Gesundheit und die anderer Menschen muss Priorität haben. Feste wird man wieder feiern können, wenn das Virus unter Kontrolle gebracht worden ist.

Was ich am meisten vermisse ist eine gute Bäckerei mit Brötchen, Brot, Teilchen und gutem Kaffeegeruch. Ursprünglich komme ich aus Bergneustadt, und das Café Gießelmann ist mein erster Stopp, wenn ich daheim bin. Eine Haselnuss-Latte-Macciato und eine gutes Brötchen sind dann ein Muss.

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Ich werde dieses Weihnachten auf der Arbeit verbringen und hoffentlich dem Pflegepersonal eine Unterstützung sein. Ich wünsche allen ein gesegnetes Fest und eine besseres Jahr 2021.

Andrea Evans

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