Die Jäger der verlorenen OrteOberberger erkunden Ruinen in ganz Europa

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Zwei Männer aus Lindlar und Engelskirchen haben sich die Erkundung sogenannter Lost Places zum Hobby gemacht.

Zwei Männer aus Lindlar und Engelskirchen haben sich die Erkundung sogenannter Lost Places zum Hobby gemacht.

  • Oliver Müller und Alexander Kurtsiefer aus Lindlar und Engelskirchen erkunden sogenannte Lost Places.
  • Mit Karte, Kamera und Objektivtasche im Gepäck besuchen sie Orte, die von der breiten Öffentlichkeit schlicht vergessen wurden.
  • Gerade ist das Duo von einer Tour aus Berlin zurückgekehrt.

Oberberg – Das T-Shirt, das Oliver Müller (51) und Alexander Kurtsiefer (46) neulich im Internet entdeckten, ließ sie Schmunzeln: „Lege dich nie mit einem Fotografen an – die kennen Plätze, da findet dich garantiert niemand“, stand auf dem Stoff geschrieben.

Auf Müller und Kurtsiefer passt dieser Spruch jedenfalls. Die beiden Männer aus Lindlar und Engelskirchen haben sich die Erkundung sogenannter Lost Places zum Hobby gemacht. Mit Karte, Kamera und Objektivtasche im Gepäck besuchen sie Orte, die von der breiten Öffentlichkeit schlicht vergessen wurden – stillgelegte Fabrikhallen, längst verlassene Bahnhöfe, ausrangierte Krankenhäuser, Werkstätten oder Kasernenanlagen.

Bilder aus Berlin. Einst anatomisches Zentrum einer Universität in Berlin, heute von unzähligen Sprayern gestaltet. Die Emporen gewährten einst den Studenten freien Blick, wenn der Professor den Leichnam zerlegte

Bilder aus Berlin. Einst anatomisches Zentrum einer Universität in Berlin, heute von unzähligen Sprayern gestaltet. Die Emporen gewährten einst den Studenten freien Blick, wenn der Professor den Leichnam zerlegte

Gerade ist das Duo von einer Tour aus Berlin zurückgekehrt. „Zerbrochene Scheiben und viel Graffiti sind das Haupterkennungsmerkmal eines vergessenen Ortes“, erklärt Müller, während er die Ausbeute des Hauptstadt-Trips sortiert. Zu sehen ist das frühere Anatomische Zentrum einer Universität. Ein paar Meter weiter hielten die Oberberger die gewaltigen Kühlschränke im Bild fest. „Dort sieht es tatsächlich genau so aus, wie man es aus dem Krimi kennt“, erinnert sich Kurtsiefer.

Eine ganze Szene sucht nach den verlorenen Orten

Drei Tage lang streiften die beiden durch Berlin und die Außenorte. Urban Exploration, also die Erkundung bebauten Raumes auf eigene Faust, beschäftigt eine ganze Szene – Gleichgesinnte nennen sich kurz Urbexer. Begleitet wurde das Duo jüngst von zwei einheimischen Urbexern, die Müller im vergangenen Jahr bei einem Foto-Trip nach Tschernobyl kennenlernte. „Tipps aus erster Hand sind unheimlich selten und deshalb wertvoll“, erklärt der Lindlarer.

Ein aufgegebenes Zementwerk

Ein aufgegebenes Zementwerk

Entstanden sind zum Beispiel Einblicke in ein gewaltiges Zementwerk, an dem der Zahn der Zeit schon lange nagt. In das Innere eines Rangierbahnhofs, der zwei Weltkriege und vieles mehr überstanden hat. Und Ansichten eines stillgelegten Truppenübungsplatzes mit kilometerlangem Paradeplatz und Plattenbau. In einem um 1900 errichteten Sanatorium staunten Müller und Kurtsiefer über dessen aufwendige Dachkonstruktion. „Der Speicher war bis in sieben Meter Höhe großzügig mit Balken ausgebaut. Für den damaligen Preis bekäme man heute wahrscheinlich ein Mehrfamilienhaus“, schätzt Oliver Müller.

Touren nach Berlin, Rügen, Luxemburg

Fünf gemeinsame Touren liegen hinter den beiden Männern. Vor Berlin erkundeten sie Rügen, Luxemburg, das Saarland, Teile Frankreichs und den Raum Magdeburg. Müller war schon immer begeisterter Fotograf, Kurtsiefer ist in Sachen Geocaching aktiv. Sie eint die Neugierde auf altes Gemäuer und dessen Geschichte. Beide können Anekdoten über Kamera-Attrappen und Beinahe-Verfolgungsjagden mit dem Ordnungsamt erzählen. „Wenn ein Gebäude wirklich komplett verschlossen ist, gehen wir wieder. Wir machen nichts kaputt“, betonen die Oberberger.

Oliver Müller und Alexander Kurtsiefer besuchen zusammen die verlassenen Ort, die lost places. „Zerbrochene Scheiben und viel Graffiti sind das Haupterkennungsmerkmal eines vergessenen Ortes“, erklärt Müller,während er die Ausbeute des jüngsten Hauptstadt-Trips sortiert.

Oliver Müller und Alexander Kurtsiefer besuchen zusammen die verlassenen Ort, die lost places. „Zerbrochene Scheiben und viel Graffiti sind das Haupterkennungsmerkmal eines vergessenen Ortes“, erklärt Müller,während er die Ausbeute des jüngsten Hauptstadt-Trips sortiert.

„Gibt es allerdings ein Loch im Zaun, sind wir dabei.“ Oberste Priorität habe aber auch dann die Sicherheit. „Das beste Foto ist es nicht wert dabei abzustürzen“, nickt Müller und berichtet von den 40 Meter hohen Treppen des Zementwerkes, deren Geländer bereits vollständig weggerostet waren.

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Nächstes Jahr wollen Müller und Kurtsiefer wieder auf Tour gehen. Ein Ziel steht noch nicht fest. Dass es ihnen erneut gelingen wird, längst vergessene Orte noch einmal in die Öffentlichkeit zu rücken, dürfte aber außer Zweifel stehen.

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