Ein Zeichen gegen PlastikmüllWie zwei Elfjährige im Alltag auf Kunststoff verzichten

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Jelian Klein und Svea Brinkmann

Mehrweg statt Einweg: Jelian Klein (l.) und Svea Brinkmann verzichten im Alltag so gut es geht auf Plastik.

Lindlar – Ein Leben ohne Plastik – für viele unverstellbar, werden doch zahlreiche Dinge, die wir heutzutage im Alltag verwenden aus Plastik hergestellt. Vollständig darauf zu verzichten scheint unmöglich. Doch genau das haben sich zwei Schülerinnen aus Lindlar vorgenommen.

Seit dem Kindergarten sind Svea Brinkmann und Jelian Klein beste Freundinnen. Oft treffen sich die beiden Elfjährigen zu gemeinsamen Unternehmungen und spielen besonders gerne im heimischen Garten. „Dabei haben wir uns mal über Eisbären unterhalten. Denen geht es gar nicht gut, weil die Eisberge wegen den warmen Temperaturen schmelzen“, sagt Svea und Jelian ergänzt: „Außerdem schwimmt jede Menge Plastikmüll im Meer. Das fressen die Robben und Pinguine und sterben daran. Das finden wir überhaupt nicht gut.“

Stoffbeutel und Netze statt Plastikverpackung

Im Sommer beschlossen die beiden Mädchen schließlich, ein Zeichen gegen den ganzen Plastikmüll zu setzen. Seitdem verzichten sie im Alltag selbst so gut es geht auf Plastik – die Familien ziehen mit. Beim Einkaufen lösen Einkaufskorb, Stoffbeutel und Obstnetze nun die Plastiktüte ab. An der Käsetheke wird der Käse direkt in eine mitgebrachte Dose gefüllt. Möglich ist das dank eines speziellen Hygienetabletts, auf dem die Dose ganz einfach abgestellt werden kann, sodass die Verkäufer nicht direkt mit der Dose in Berührung kommen. Ähnlich funktioniert das Ganze an der Brottheke. Brote lassen Svea und Jelian in Brotbeutel aus Stoff packen.

„Außerdem kaufen wir Milch nur noch in Glasflaschen“, berichtete Svea von der Umstellung. Zu ihrem Geburtstag wünschte sich die Elfjährige eine Edelstahlflasche und eine Brotdose aus Metall, in der sie seitdem ihre Pausenbrot mit in die Schule nimmt. „Die beiden Mädchen ziehen das wirklich konsequent durch“, erzählt Mutter Ulrike Brinkmann.

Anti-Plastikmuell

Alltag ohne Plastik: Metallbox, Bambuszahnbürste, Seife statt Gel.

Statt Shampoo aus der Plastikflasche verwenden Svea und Jelian jetzt Haarseife und putzen sich die Zähne neuerdings mit einer Bambuszahnbürste aus Holz. „Die kann man anschließend ganz einfach auf den Kompost werfen“, erklärt Svea. Dass der Verzicht auf Plastik im Alltag aber auch schwierig sein kann, bemerken die beiden Schülerinnen immer wieder. Einige plastikfreie Produkte gibt es zwar im Bioladen, einen reinen Unverpackt-Laden gibt es in der näheren Umgebung jedoch nicht. „Manche Sachen muss ich benutzen, obwohl sie aus Plastik sind“, meint Jelian. „Unsere Teller zu Hause sind zum Teil aus Plastik, und die können wir jetzt ja nicht einfach wegschmeißen.“ Die beiden Schülerinnen greifen nun zu kreativen Mitteln. Demnächst wollen sie einige Dinge, die man nicht unverpackt im Laden kaufen kann, einfach selber herstellen. Geplant ist, Flüssigseife selbst zu machen. Die Zutaten sind schon eingekauft.

Tipps gegen Plastikmüll

Brötchenbeutel aus Stoff statt Papiertüte vom Bäcker.

Gemüsenetze die man wiederverwenden kann, statt Plastikbeutel im Supermarkt.

Thermosbecher statt Einweg für den Kaffee unterwegs.

Frischhaltedosen an Wurst- und Käsetheke im Supermarkt.

Die Tipps stammen von Gerhard Lützel von der Abfallberatung des BAV. Weitere Informationen und Kontakt unter Telefon 08 00/805 80 50, über E-Mail an: abfallberatung@bavmail.de oder im Internet.

Einen Haken bei der ganzen Aktion gibt es jedoch, erklärt Jelian: „Es gibt kaum Süßigkeiten, die nicht in Plastik verpackt sind.“ Das finden die beiden Freundinnen doof, denn auf Süßigkeiten verzichten wollen sie nur ungern. „Es wäre cool, wenn es wieder mehr Läden gäbe wie früher, wo man sich Süßigkeiten aussuchen und in Papiertüten einpacken konnte“, wünscht sich Svea.

In der Schule werden die beiden Mädchen von vielen Mitschülern belächelt. „So richtig überzeugen konnten wir unsere Klassenkameraden leider noch nicht. Die denken alle, das was wir machen ist Quatsch“, bedauert Jelian. Die beiden Freundinnen wollen trotzdem weitermachen, planen schon eifrig weitere Projekte und verteilen selbst gestaltete Flyer, um immer mehr Leute aus der Region auf das Thema aufmerksam zu machen. „Wir protestieren, damit endlich mal etwas passiert“, betont Jelian. Greta Thunberg ist für die beiden Mädchen ein absolutes Vorbild und sie finden es toll, was sie schon alles erreicht hat.

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Und auch Ulrike Brinkmann möchte die Mädchen weiterhin unterstützen. „Das Ganze zeigt, dass man sich auch für die Umwelt engagieren, ohne die Schule zu schwänzen, meint die Lehrerin.

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